X-9 Paulistana
Als Champion des Karnevals von 1997 und 2000, paradierte die “X-9 Paulistana“ in den frühen Morgenstunden dieses samstags (9) zum Sound des Themen-Sambas über die Union der Rassen und Kulturen in São Paulo auf der Suche nach Glück und Harmonie. Voller afrikanischer, orientalischer, europäischer und indigener Referenzen, endete die Präsentation der fünften Schule dieser Nacht um 05:31, nach genau 64 Minuten noch innerhalb der begrenzten Zeit für die Durchquerung des Sambadroms von Anhembi.
Der Themen-Samba “Se pra ter diversidade basta viver em harmonia, sorria… Pois São Paulo hoje é só alegria! “ (Mit Frohsinn zu leben reicht zur Unterhaltung: Lächle … denn São Paulo ist heute nur Harmonie.) wurde interpretiert von Royce do Cavaco.
João Carlos und Laís stellten das Paar “Mestre-sala und Porta-bandeira“ dar, der Schule, die 1975 gegründet wurde und 2.600 Mitglieder in diesem Jahr in den Sambadromo führte.
Camila Vernaglia, auf dem Dritten Platz der Miss Bumbum (Po-Wettbewerb) 2012, zeigte sich zum ersten Mal als Königin der Perkussion X-9 Paulistana und brachte Bewegung in die Narren auf den Tribünen. Bevor sie einmarschierte, äusserte sie sich auch über die Abfuhr, die sie der Vize-Miss Bumbum 2012, Andressa Urach, gegeben hatte, die für die Schule “Tom Maior“ paradiert: “Was ich mag, sind Männer“!
Graciella Carvalho, Vize-Miss Bumbum 2011, verschönte ebenfalls die Parade der X-9 in São Paulo. Als sie eintraf, klagte sie, dass sie seit Wochen keine Kohlenhydrate mehr zu sich nähme. “Ich bin dauernd am zittern. Hab’ nur Huhn und Fisch gegessen. Wenn die Parade vorbei ist, ess’ ich als erstes einen Teller mit Reis und Bohnen – schliesslich bin ich auch Gottes Kind“!
Rita Cadilac war auf Reisen, kam aber rechtzeitig zurück, um für die X-9 zu marschieren, in der sie seit Jahren Mitglied ist. “Ich war verreist und hatte keine Zeit, mich vorzubereiten. Bin nur zur Parade gekommen, um mich zu amüsieren“, bestätigte sie Momente vor Beginn.
Die Parade erzählte die Geschichte eines Königreiches, in dem die Menschen den einfachen Dingen des Lebens keine Beachtung mehr schenken und solche Werte wie Bescheidenheit vergessen. Ein weiser Reisender entschliesst sich, die verlorenen Werte zu suchen, welche das Szenario dieses Ortes – gemeint ist São Paulo – verändern könnten.
“Wir haben eine Reise durch vier Königreiche zusammengestellt: das der schwarzen Rasse, das der orientalischen Rasse, das der weissen Rasse und das der roten Rasse, damit der Reisende die Essenz und die Werte eines jeden Reiches finden und mitnehmen kann, um sie seinem Reich zu präsentieren“, erklärt der Karnevalist der Schule, Flávio Campello.
Die Idee entstand durch eine Einladung der Secretaria de Relações Internacionais de São Paulo und der SPTuris. “Wir haben in der Seele des Brasilianers, in der Seele des Paulistaners, die Inspiration gesucht, um diese Reise zu erschaffen, die während der Parade erzählt wird. Wir möchten allen zeigen, dass São Paulo, mit seiner Vereinigung aller Rassen, die Welt repräsentieren kann“, ergänzte Campello.
Campello führt weiter aus, dass diese Parade vor allem eine Art der Mahnung an die Paulistaner selbst sein soll. “Wir müssen den simplen Dingen des Lebens wieder Wert beimessen. Wir sollten ein bisschen in uns gehen, nach unserem Glauben suchen, denn allen Rassen, die wir zeigen werden, ist der Glaube an Gott gemeinsam, unabhängig davon, wie er für den Einzelnen aussehen mag“. Die Parade präsentierte 23 Alas und fünf allegorische Wagen. Die Front-Kommission präsentierte das Bild jenes Reisenden und vermischte Symbole, wie Kompass und GPS mit dem klassischen Image des Bandeirante.
Jeder Wagen repräsentierte einen Sektor und ein Königreich, mit den Alas vor den Wagen. Der erste Wagen gehörte der schwarzen Rasse und markierte den ersten “Abre-alas africano“ in der Geschichte der X-9, so bemerkte der Karnevalist. Der zweite Wagen gehörte der gelben Rasse, der orientalischen Völker. Der dritte gehörte der weissen Rasse, den europäischen Völkern. Danach der Wagen der roten Rasse. Zuletzt “das Königreich aller Reiche, das grosse, kopflose und wirre São Paulo“, ergänzt Campello.
Die Integranten der Ala der Bahianerinnen repräsentierten die Mutter Afrika, Beschützerin der gesamten Menschheit, in einem Block, den der Karnevalist als “Liebling“ des Vereins bezeichnete.
Besonders hervorzuheben ist auch die Auswahl der Farben, unterschiedlich in jedem Sektor. Im letzten Sektor, dem Reich des Weisen, vermischten sich die Farben aller Sektoren auf dem Wagen und in den Alas, um zu demonstrieren, dass der Reisende nun die Essenzen jedes von ihm besuchten Reiches gesammelt und mit nach São Paulo gebracht hat.
Im vergangenen Jahr 2012 landete die Schule auf dem 10. Platz – die gleiche Position wie ein Jahr zuvor. In diesem Jahr 2013, wenn es nach ihren Mitstreitern geht, wird sich diese Position wesentlich verbessern. “Also setzen wir auf diese Vision von markanten Farben, um von diesem 10. Platz endlich wegzukommen und, so Gott will, auf einem der ersten fünf Plätze zu landen“, sagt Flávio Campello.
Dragões da Real
In ihrem zweiten Jahr hintereinander in der Spitzengruppe von São Paulo, hat die “Dragões da Real“ die Zeichen ihres Symbols, des Drachens, in den Sambadromo von Anhembi verlegt. Die Schule war die vorletzte, die in der ersten Parade-Nacht über die Avenida marschierte – sie eröffnete ihre Parade um 05:38 Uhr und beendete sie um 06:41.
Das ausgewählte Thema war “Dragão, guardião real mostra seu poder e soberania na corte do carnaval“ (Königlicher Wächter-Drache, zeige deine Macht und souverännes Gericht des Karnevals.). Die 3.200 Mitwirkenden, unterteilt in 25 Alas und fünf Sektoren, bedienten sich der “Hilfe“ mythologischer Figuren aus Literatur und Kino (Harry Potter – Der Herr der Ringe, Wie du deinen Drachen trainierst), um die Eigenschaften der Drachen herauszuarbeiten. Die Kreationen demonstrierten die Handschrift des Karnevalisten André Cezari, der in Rio de Janeiro für die Samba-Schule “Beija-Flor“ verantwortlich ist.
Die Zeichentrick-Serie “Höhle des Drachens“ wurde auf einem Wagen nachempfunden, mit Kostümen des Rächers, des Meisters der Magier und anderen Erfolgs-Figuren der 90er Jahre.
Die Animation “Dragon Ball“ wurde ebenfalls interpretiert, mit Mitgliedern der Schule, die wie der Protagonist Goku kostümiert waren.
Zu Beginn der Parade fing es an zu regnen, etwa in der Mitte der Parade hörte der Regen auf – ohne die Schule im Mindesten zu behindern.
Simone Sampaio, die Perkussions-Königin, bestritt, dass sie für den Karneval Fitness-Training absolviert habe. “Hatte keine Zeist dafür. Finde auch, dass ich schon zu viel trainiere. Bin physisch aktiv für die Gesundheit. Einen surrealen Körper erreicht man nur mit Mitteln, die ich nicht billige“,verteidigte sie sich. Und ergänzte, dass ihr Kostüm 80.000 R$ gekostet hat.
Der Drache erschien als Symbol des griechisch-römischen Heeres, repräsentiert von der Perkussions-Gruppe und ihren 220 Rhythmikern. Vor den “römischen Generälen“ präsentierte die Schule den Mestre Carlinhos und ihre Königin Simone.
Der vierte Wagen der “Dragões da Real“, der “Himmlische Tempel des Chinesischen Kaisers“, rollte über die Avenida in Anhembi mit 15 Metern Höhe! Er war einer der höchsten beim Karneval dieses Jahres. Die Allegorie zeigte den Drachen als Symbol der chinesischen Kaiser und als eins der von Gott zur Schöpfung ausgewählten Tiere. Rubens und Lyssandra waren das erste Paar “Mestre-sala und Porta-bandeira“. Der Themen-Samba wurde interpretiert von Daniel Collete.
Die Schule leitete ihre Parade ein mit dem Drachen in der Mythologie. Die Front-Kommission stellte eine Theater-Truppe dar. Der Hofnarr, ein Mitglied der Truppe, erhielt die Hälfte eines Drachenherzens – diese Inszenierung bildete den Anfang der Parade.
Auf dem Wagen “Abre-alas“ wurde das Symbol der Schule und des Themas zusammen mit 120 Figuranten und viel Theater präsentiert – so erklärte der Präsident, Renato Remondini, besser bekannt als Tomate.
Der Kult des Drachens bei orientalischen Völkern und das chinesische Neujahr, mit dem Jahr des Drachens, wurden ebenfalls hervorgehoben.
Das “Grêmio Recreativo Cultural Escola de Samba Dragões da Real“ wurde im März 2000 gegründet und erreichte im Jahr 2006 die Aufsteigergruppe der paulistanischen Karnevals. Die Schule stieg in die Spitzengruppe auf im Jahr 2011 und gab dort ihr erstes Debut im vergangenen Jahr 2012 – sie landete auf dem 7. Platz.
Águia de Ouro
Die Samba-Schule “Aguia de Ouro“ (Goldener Adler) beendete den ersten Parade-Tag schon im Morgengrauen dieses Samstags (9), mit einer Ehrung des Sängers und Komponisten João Negueira, der im Sambadromo von Anhembi von Engeln angekündigt wurde, Mitglieder der Front-Kommission. Die Parade-Zeit wurde um eine Minute überschritten, sie endete um 07:45 Uhr, nach 66 Minuten auf der Avenida.
Das Reglement der “Liga das Escolas de Samba“ von São Paulo sieht einen Abzug von 0,1 Punkten pro Minute der Überschreitung des Reglements vor.
Einer der Komponisten des Themen-Sambas “Minha missão. O canto do Povo. João Nogueira“ (Meine Mission. Der Gesang des Volkes. João Nogueira.) ist Dioge Nogueira, Sohn des geehrten Sambista. Ausser ihm waren beteiligt: Ciraninho, Leandro Fregonesi, Rafael und Serginho Castro. Der Interpret war Serginho do Porto.
An der Spitze der Perkussion dirigierte Mestre Juca 260 Rhythmiker, die als Gauner kostümiert waren. Die Königin Milena Nogueira und die Patin Cinthia Santos trugen Kostüme, welche an die Simplizität von João Nogueira appellierten, “als Wächterinnen dieses Spektakels“, so der Karnevalist Claudio Cavalcante, bekannt als Cebola.
Cebola war verantwortlich für den Karneval der “Águia de Ouro“ von 2003 und 2005. Danach verbrachte er ein paar Jahre bei “Mancha Verde“ und der “Mocidade Independente de Padre Miguel“ in Rio de Janeiro. Kehrte dann zurück zu seinem Verein im Jahr 2011. Von Geburt Carioca (aus Rio), wohnte er in der Club-Baracke, um die Arbeit an Skulpturen, Allegorien und Kostümen zu überwachen.
Das erste Paar “Mestre-sala und Porta-Bandeira“ waren David Sabiá und Ana Paula. 3.200 Integranten repräsentierten die Schule, unterteilt in 26 Alas. Die Schule brachte fünf allegorische Wagen zur Avenida des Sambadroms in Anhembi.
Die Front-Kommission der “Águia de Ouro“, mit der Choreographie von Robson Bernardino, präsentierte Engel, die die Seele des geehrten Sängers hüten und die die Anwesenheit von João Nogueira im spirituellen Bereich ankündigen. Absicht war es, so der Karnevalist Cebola, das Publikum mit der Biografie und den Platten des Sängers bekannt zu machen.
Geboren im Stadtteil Meier, in Rio de Janeiro, starb João Nogueira an einem Herzinfarkt. Zu jener Zeist plante er eine Show in São Paulo, aus der man eine DVD machen wollte. Beth Carvalho, Zeca Pagodinho, Arlindo Cruz, Ivone Lara und andere Freunde des Sambista setzten das Projekt fort, und die Aufnahme der Show ergab die Platte “João Nogueira através do espelho“ (João Nogueira im Spiegel).
Die Patin der Perkussion, Cinthia Santos, verlor einen Teil ihres Kostüms während der Parade. Eine Helfer-Gruppe betrat die Avenida und entfernte ein Rückenteil, das zerbrochen war. Danach nahm sie ihre Präsentation wieder auf.
Nachdem sie die Ankunft von João Nogueira mit dem Wagen “Abre-alas“ angekündigt hatte, nutzte die “Águia de Ouro“ vier allegorische Wagen dazu, aus dem Leben und von der Karriere des Komponisten zu ezählen. Der zweite Wagen präsentierte eine Bar mit grossen Sambistas, und erinnerte damit an den Bolck “Clube do Samba“, den Nogueira mit gegründet hat.
Auf dem dritten Wagen wurde Nogueiras Religiosität hervorgehoben, mit einer grossen Skulptur von Sankt Georg, dem Heiligen, den er verehrte. An die Samba-Schule Portela, dem Liebling Nogueiras, wurde auf dem vierten Wagen erinnert. Für die Allegorie wurden eingeladene Mitglieder der “Alten Garde“ des Vereins aus Rio de Janeiro präsentiert.
Auf dem letzten Wagen befand sich dann Diogo Nogueira, der Sohn des Komponisten, in einem komplett verspiegelten Kostüm. “Eine Ehrung des Songs von João Nogueira. Es ist als ob er seinen Stab an den Sohn Diogo weitergegeben hat“, erklärt der Karnevalist Claudio Cavalcante.
Auch ohne die Präsenz vieler Berühmtheiten, glaubt Cebola, “dass der grosse Stern dieser Parade João Nogueira selbst sein wird“, repräsentiert von seinem Sohn und seiner Geschichte. Für ihn besteht die Überraschung der Parade in diesem Jahr aus der Einheit des Werkes. “Jeder Teil der Parade wird an João Nogueira erinnern“, sagte er vor der Präsentation.
Gegründet im Mai 1976, war die “Águia de Ouro“ noch nie Champion der Spitzengruppe des Karnevals von São Paulo. Im Jahr 2009, mit dem Thema “No Swing da Pompeia, Águia de Ouro te convida pra Dançar“ (Im Swing der Pompei lädt Águia de Ouro dich zum Tanzen ein) gewann sie in der Aufsteigergruppe einen Titel, den sie auch 1998 schon mit “Assim caminha a humanidade“ (So schreitet die Menschheit voran) gewonnen hatte.