Beija-Flor marschiert im Pferderassen-Rhythmus “Mangalarga marchador“
Die dritte Parade der Spitzengruppe des Karnevals von Rio de Janeiro an diesem Montag (11) wurde von der Samba-Schule “Beija-Flor de Nilópolis“ bestritten, die auf der Marquês de Sapucaí die brasilianische Pferderasse “Mangalarga marchador“ präsentierte. Die Parade begann um 00:18 Uhr und endete um 01:33 Uhr.
Als Thema ihrer Parade hatten sie “Amigo Fiel, do cavalo do amanhecer ao Mangalarga Marchador“ (Treuer Freund – vom Pferd des Morgengrauens zum Mangalarga Marchador) gewählt. Im Verlauf der Parade erklärte die Schule die Zucht des Mangalarga-Pferdes in Minas Gerais, sowie ein wenig aus der Geschichte im Hinblick auf die Pferde im Allgemeinen.
Ein Problem an einem der allegorischen Wagen führte zu einem Loch in der Evolution der Parade, ein Detail, das die Gesamtnote der Schule beeinflussen kann.
Im Themen-Samba sprach die Schule von der Eroberung der Zivilisationen, bis zur Ankunft der Pferderasse “Alter-real“ in Brasilien, zusammen mit der königlichen Familie aus Portugal. Die “Beija-Flor“ präsentierte sich mit 3.726 Komponenten unterteilt in 44 Alas.
Der Titel-Samba wurde interpretiert von dem bekannten Sänger Neguinho da Beija-Flor. Mit sieben Wagen und einem Stativ begann die Schule ihre Parade, sie behandelte die Evolution des Menschen mit Hilfe des Pferdes. Die Schule setzte nicht nur auf ihre eigenen Farben – Blau und Weiss – Allegorien in Rot, Braun und Silber erschienen auf ihrem Marsch.
Die Schauspierin Cláudia Raia wurde vom Publikum stürmisch applaudiert, als sie in Erscheinung trat. Sie stellte die Front-Kommission vor “Sankt Georg, mutiger Reiter, Krieger aus Kapadozien… öffne und erleuchte unsere Wege“. Mittelpunkt war ein Mitglied auf einem weissen mechanisch bewegten Pferd im Zentrum der Choreographie, geschaffen von Augusto Vargas, Marlus Fraga, Ruidglan Barros und Raimundo Rodrigues. Vor Beginn der Parade hatte das “Pferd“ Ladehemmung. Das wertvolle Stück sollte von Sankt Georg selbst bewegt werden, der auf ihm sass, aber das System streikte und musste von zwei anderen “Soldaten“ bewegt werden.
Ausser Cláudia Raia schritten noch andere Musen über die Avenida – wie zum Beispiel die Schauspielerin Nanda Costa, die Morena aus der aktuellen Novela “Salve Jorge“. Dem Rat ihrer Ex-Schwiegermutter Luma de Oliveira folgend, ass das Model Nicole Bahls Schokolade, um die Nervosität vor der Parade zu besänftigen. “Wenn der Karneval kommt, dann höre ich auf mit meiner Kohlenhydrat-Diät, um eine Pause einzulegen, aber ich esse Schokolade, um Energie zu bekommen und einsatzbereit zu sein – und um meine Spannung zu bekämpfen“, sagt die Muse. Nicole schritt vor dem dritten Wagen, ihr Kostüm repräsentierte die « Diamanten-Königin ».
Die Perkussion wurde geleitet von den Maestros Plínio und Rodney. Schon seit mehr als zehn Jahren regiert die Königin Raissa de Oliveira über die Rhythmiker der “Beija-Flor“. Sie marschiert bereits seit 11 Jahren mit im Karneval Carioca. “Und es ist so, als ob ich es zum ersten Mal tue. Es befällt mich eine Lust, zu schreien, zu rennen und zu springen“ kommentierte Raissa. “Ich blieb zuhause, trank viel Wasser und ass viele Kohlehydrate. Bevor ich aus dem Haus ging, hab ich ein Gebet gesprochen und werde nochmal beten, bevor ich in die Avenida einmarschiere. Mein Glücksamulett ist Gott“.
Das erste Paar “Mestre-sala und Porta-bandeira“ wurde von Claudinho und Selmynha Sorriso dargestellt. Das zweite Paar, David und Fernanda, präsentierte sich mit Kostümen aus getrocknetem Gras und Stroh. Ihre Figuren symbolisierten die Veränderungen der Natur – der Weiden, der Büsche und des Mooses der Sümpfe, aus denen Grasflächen entstanden, die zur Mutation der Pferde beitrugen.
Der Wagen “Abre-alas“ repräsentierte die Felsmalereien, aus denen die Bedeutung des Pferdes im Leben der primitiven Menschen bereits hervorgeht. Eine andere interessante Allegorie präsentierte das Trojanische Pferd, welches einst die Griechen zum Zeichen ihres Rückzuges vor den Toren von Troja zurück gelassen hatten.
Die Zigeunerwagen zeigte ein Fest in einem Camp. Auf ihm paradierten Mitwirkende einer Zigeuner-Kommune aus Nova Iguaçu, einem Ort in der Baixada Fluminense (Bundesstaat Rio), die ihre Tänze vorführten.
Andere Wagen waren “Estrada Real e o barão de Alfenas“, in dem Minas Gerais als Zentrum der Pferdezucht behandelt wurde – und “O florescer das grandes civilizações – Alexandre, o Grande“, der das Pferd, am Beispiel Alexanders dem Grossen und seinem unzertrennlichen Pferd “Bucéphalus“, als treuen Waffenbruder im Krieg auswies.
Der Karnevalist André Cezari erzählte, dass unter seiner Truppe eine allgemeine Befremdung wegen des ausgewählten Themas über Pferde zu spüren war. “Sie wurden ein bisschen nervös, aber dann hab ich ihnen erklärt, wie wir es anpacken würden“ sagte er.
Ausser André arbeiten noch Fran-Sérgio, Ubiratan Silva, Vítor Santos und Bianca Behrends in der karnevalistischen Kommission der Beija-Flor. “Wir haben diesen Vorteil einer Kommission. Jeder hat seinen persönlichen Stil, aber das Endprodukt ist ein Konsens aller. Das Publikum spürt die Unterteilung nicht, denn wir bemühen uns, alles unter einen gemeinsamen Nenner zu bringen. Das ist wie ein Spiel in der brasilianischen Seleção – jeder verlangt von sich das Äusserste (was in letzter Zeit eher nicht zutraf A.R.) – nur der erste Platz ist gut genug. Sie bereitet sich vor ein Jahr lang, um Champion zu werden“ kommentierte André.
Gegründet 1948, hat die “Beija-Flor“ 12mal den Titel der Spitzengruppe gewonnen, darüber hinaus 23-mal den Vize. Im Karneval 2012 landete die Schule auf dem vierten Platz, mit dem Thema “São Luís – O Poema Encantado do Maranhão“ (São Luís – Das bezaubernde Gedicht Maranhão).