Die letzte Samba-Schule der Eliten-Gruppe im paulistanischen Karneval setzte auf ihren Glauben bei dem Versuch, ihren ersten Titel zu erringen. Die “Acadêmicos do Tatuapé“ holte sich ihre Themen-Inspiration bei einem der populärsten Heiligen des Katholizismus, Sankt Georg, und ihr Themen-Samba 2014 enttäuschte nicht.
Die 2.500 Teilnehmer, in 22 Alas und 5 allegorischen Wagen, betraten den Sambadrom am frühen Sonntagmorgen, noch unter dem Mond von Sankt Georg (und dem besiegten Drachen), der die Beleuchtung unterstützte. Ihre Präsentation endete mit der aufgehenden Sonne der paulistanischen Metropole, jedoch noch innerhalb der Maximalzeit für die Parade von 65 Minuten.
Der Heilige, der einst das römische Imperium herausforderte, und der von den Brasilianern besonders verehrt wird, hat als Motivation für die Parade der “Acadêmicos do Tatuapé“ durchaus gute Arbeit geleistet, die zwar keinen Drachen zu überwinden hat, aber viele Konkurrenten, die reicher und mächtiger sind als sie.
Ein besonderes Plus der Schule war ihre gute Darstellung der Geschichte, die man mit dem Heiligen verbindet, indem sie einige der unzähligen Legenden über ihn darstellten. Der Themen-Samba gehörte unzweifelhaft zum Stärksten überhaupt: “Surgia um menino / Valente guerreiro com seu ideal / Nasceu pra lutar contra o mal / É Jorge lá da Capadócia / Com seu cavalo e sua lança / Espalhou a fé e a esperança / Em sua lenda, salvou nossa gente / Venceu o dragão…“ (Es erschien ein Kind / starker Krieger mit seinem Ideal / geboren zum Kampf gegen das Böse / das ist Georg aus Kapadozien / mit seinem Pferd und seiner Lanze / verbreitet er den Glauben und die Hoffnung / in seiner Legende rettete er unsere Leute / bezwang den Drachen . . .“)
Der erste Sektor demonstrierte die Geschichte des jungen Georg, Tribun der römischen Kavallerie in der Region Kapadozien, der heutigen Türkei. Im ersten Wagen inszenierten Komponenten verschiedene Episoden, die etwa um das Jahr 300 nach Christus dem Heiligen Sankt Georg zugeschrieben werden: von seiner Zeit beim Militär bis zu seinem Tod, befohlen vom Imperator Diokletian, der ihn zwingen wollte, dem Christentum abzuschwören.
Ein anderer Teil des Themas war der brasilianischen Verehrung des Sankt Georg gewidmet. In einem sehr kreativ gestalteten Wagen – nach einer Idee des Karnevalisten Mauro Xuxa – erblickte man die Figur des Heiligen als eine aus Brasilholz, dem ersten von den Portugiesen ausgebeuteten Naturschatz, geschnitzte Plastik.
Die “Acadêmicos“ zeigte auch den religiösen Synkretismus, zu dem die afrikanischen Sklaven auf brasilianischem Boden ihre Gottheit “Ogum“ hinter dem katholischen Krieger Sankt Georg “verbargen“. An anderer Stelle zeigten sie den Club Corinthians, dessen Schutzpatron Sankt Georg ist – und sie reisten um die Welt, um die vielen Länder zu zeigen, in denen Sankt Georg ebenfalls als Heiliger verehrt wird.
Am Ende der schönen Parade erschien auf dem fünften allegorischen Wagen eine Skulptur des Sankt Georg als Schlusslicht des Karnevals in grossem Stil von São Paulo.