São Clemente präsentierte bei der 3. Karnevals-Parade dieser Nacht, den Churrasco auf dem Dach, Pools aus Plastik und Funk-Parties. Und die Alas, die die Carioca-Kommunen darstellten, waren eine Extra-Show.
Zu dem Thema “Favela“ präsentierte “São Clemente“ den Churrasco auf dem Dach, Pools aus Plastik und Funk-Partys, einen herrlichen Themen-Samba und sie glänzte mit wunderschönen Farben und viel Kreativität bei ihren Darstellungen des Favela-Alltags.
Mit viel Humor wurde die Armut dargestellt – man sprach von Hoffnung, sozialer Gerechtigkeit und erzählte Details aus der Geschichte dieser Lokalitäten. “A força da fé… sou eu / Se o bem vence o mal… valeu / O amanhã, vou conquistar / É preciso acreditar.“ (Die Kraft des Glaubens . . . bin ich / Wenn das Gute das Schlechte besiegt . . . OK / Den Morgen werde ich erobern / Ich muss daran glauben). Die Samba-Schule aus dem Stadtteil Botafogo, Südzone von Rio de Janeiro, marschierte um Mitternacht in der Avenida Sapucaí ein und beendete ihre Parade nach genau 80 Minuten.
Die achtungswidrige Haltung der Schule war schon immer ihre besondere Stärke. Und in diesem Jahr 2014 war es nicht anders. Unter den 3.200 Komponenten, unterteilt in 35 Alas und sieben Wagen, konnte man lustige Deteils aus dem Alltag der Favelas beobachten: Churrasquinho (Grill) auf den Dächern der Häuser, Jungs mit kleinen Flugdrachen dazwischen, Plastik-Pools und Wassertonnen beanspruchten viel Raum auf der Avenida.
Der Eröffnungswagen zeigte Holzhäuschen, und gleich hinterher kam ein Riese, der ein Kreuz trug und damit an den “Canudos-Krieg“ erinnerte. Was hatte das mit dem Thema zutun? Die Schule erzählte dazu, dass nach diesem Zusammenstoss gegen Ende des 19. Jahrhunderts – im Interior von Bahia, zwischen dem brasilianischen Militär und einer Volkserhebung, geführt von Antônio Conselheiro (dem Riesen hinter dem allegorischen Wagen) – dass aus dieser Episode der Terminus “Favela“ entstanden ist.
Nachdem der Aufstand von Canudos niedergeschlagen worden war, kehrten die Soldaten nach Rio de Janeiro zurück und gründeten den “Morro da Providência“. Dort hätten sie dann eine Pflanze entdeckt, der sie den Namen “Favela“ gaben – und der bezeichnete dann auch diesen Ort, der 120 Jahre danach zum Thema der “São Clemente“ wurde.
Der Wagemut dieser Schule liess sogar den Samba für eine Weile ausser acht, um den Funk zu präsentieren, unter Mitwirkung eines grossen DJs und riesigen Sound-Boxen. Eine weitere Show war der Wagen “Gaiola das Popozudas“ (Käfig der Popo-Stars), mit eng behosten Mädchen auf Motorrädern und Tänzerinnen in kurzen Röckchen, die die Teilnehmerinnen an den Tanzveranstaltungen der Favelas darstellten.
Die Schule ehrte mit ihrer Parade verschiedene andere Favelas von Rio, besonders in den Alas, mit speziell originellen Kostümen, von denen jedes einzelne ein Unikat darstellte. Die Darstellung der Favela “Rocinha“ präsentierte viel Grün in den Kostümen seiner Teilnehmer, die der “Mangueira“ präsentierte den Mango-Baum, von dem ihr Name stammt, und die vom “Complexo do Alemão“ präsentierte in einander verschlungene Masten und Kabel. Die kreativste aller Präsentationen war die vom “Morro de Santa Marta“, mit dem riesigen Felsbrocken, der diese Favela charakterisiert, und einer Anspielung auf Michael Jackson, der dort einen Clip aufgenommen hat, als er 1996 in Brasilien weilte.
Die ganze Schule sang laut ihren Themen-Samba und das Publikum sang mit. Alles war sehr harmonisch und in vielen Momenten bewegend. Wie beim letzten Wagen, in dem die Personen, die an den allegorischen Wagen kreative Arbeit leisten, vorgestellt wurden – sie präsentierten die “Favela do Futuro“ (Favela der Zukunft), und an der Seite von Mitgliedern der NGOs Cariocas wünschten sie dem Publikum und sich selbst Frieden und die Vereinigung aller Favela- Kommunen. Mit Humor, einem schönen Themen-Samba, langen Percussion- Pausen und viel Farbe hat die “São Clemente“ eine Parade präsentiert, die zu den Favoriten gehört.