Auf den auch in Brasilien gefeierten, internationalen “Muttertag” (11) folgt heute in Rio de Janeiro ein zweiter Tag zu Ehren der Mutterschaft der „Mütter des Samba“ jener Frauen, die sich bei der Geburt des “Samba Carioca“ hervorgetan und zu seiner Integration und Verbreitung besonders engagiert haben. Die Ehrungen beginnen um 18:00 Uhr, mit der traditionellen “Roda de Samba“ des Kulturzentrums Cartola, im Stadtteil Mangueira, in der Nordzone von Rio.
Geehrt werden die Pastorin der “Alten Garde der Samba-Schule “Portela“, Tia Surica, die Präsidentin der “Ala das Baianas“ der Samba-Schule “Mocidade independente de Padre Miguel, Tia Nilda, Die “Porta-Bandeira“ der Samba-Schule “Beija-Flor de Nilópolis“, Selminha Sorriso, die seit 2008 mit Kindern des Projekts “Sonho do Beija Flor“ arbeitet, um Talente für den Karneval auszubilden, Vilma Nascimento, die sich als “Porta-Bandeira“ der Samba-Schule “Portela“ profilierte und als “Schwan der Avenida“ bekannt ist, und Nilce Fran, Karnevalistin, die sich ebenfalls als Koordinatorin eines Projekts mit Kindern und Jugendlichen profiliert.
Selminha Sorriso ist stolz auf ihre Begleitung von jungen Mädchen, die an ihrem Projekt teilnehmen und heute in ihre Fussstapfen als Porta-Bandeiras treten. “Immer mehr Mädchen möchten so werden wie ich einmal war. Meine erste Schülerin hat sich bereits zur dritten Porta-Bandeira unserer Schule (Beija-Flor) empor gearbeitet, und andere paradieren bereits in Schulen der Aufsteiger-Gruppe. Der Samba wird weiter bestehen und erneuert sich innerhalb seines eigenen Hauses – in unserem Hof“, sagte sie bei einem Interview.
Selminha erzählt weiter, dass die Percussion ihrer Schule in diesem Jahr die Bestnote der Jury bekommen habe und mit neuen Komponenten bestückt wurde, die aus dem Ausbildungsprojekt hervorgingen. “Das sind Jungen zwischen 14 und 16 Jahren, die nun zum ersten Mal bei unserer Parade dabei waren – und die Percussion hat 40 Punkte bekommen, ein Beweis, dass unsere kontinuierliche Nachwuchsausbildung ein Erfolg ist – wir haben diese Jungs das ganze Jahr über vorbereitet“.
Obwohl sie mit älteren Frauen arbeitet, als die Jugendlichen des Projekts “Sonho do Beije-Flor“, sieht Tia Nilda, die seit 37 Jahren der Ala der “Baianas da Mocidade Independente de Padre Miguel“ vorsteht, sie alle als ihre Kinder an. “Sie erzählen aus ihrem Privatleben, von ihren Problemen. Ich muss Bahianerin, Präsidentin, Psychologin und Mutter für sie sein – alles in einem. Sie nennen mich ihre “grosse Mutter“ – gerade heute hat mich eine so genannt. Ich habe geantwortet, dass ich mich eher als “Stiefmutter“ betrachte, weil es Momente gibt, in denen ich auch ein bisschen hart sein kann. Sie hat geantwortet: “Nein, sie sind eine Freundin“.
Tia Nilda gibt zu, dass sie mit ihren “Baianas“ ziemlich anspruchsvoll ist, aber hebt hervor, dass es dafür einen guten Grund gibt: Die Überzeugung dieser “Ala“ (Themengruppe) innerhalb der Samba-Schulen. “Diese Themengruppe ist stark. Was ich von ihnen verlange, das verlangt man auch von mir. Wenn alles klappt, ist es gut, wenn jedoch mal etwas nicht klappt, werde ich zur Verantwortung gezogen“, sagt sie. Am Donnerstag (15) findet eine Feier der Baianas im Club der Schule im Stadtteil Padre Miguel, in der Westzone von Rio, statt. “Ich habe bereits jeder von ihnen aufgetragen, eine Schüssel mit Salzgebäck mitzubringen. Ich selbst werde eine Torte mitbringen zur Feier des Muttertages. Ist zwar erst am Donnerstag, aber noch innerhalb der Woche der Mütter.“
Nilcemar Nogueira hat die DANN des Samba in ihren Adern. Als Enkelin des Komponisten Cartola und Dona Zica da Mangueira gebührt ihr die Ehre, die Prämien zu überreichen. Die “Sambista“ ist davon überzeugt, dass die Ehrung eine Anerkennung der bedeutendsten Persönlichkeiten des Samba darstellt – Frauen, die trotz schwindender Sehkraft immer noch alles geben.
“Für mich ist das auch eine Form der Danksagung, dass ich als Nachkomme einer der grossen Damen des Samba, der Dona Zica, auf diese Welt kommen durfte. Diese Damen des Samba zu ehren, lässt die Erinnerung an meine Grossmutter wieder aufleben und alles, was sie mir in meinem Leben und dem Leben anderer Sambistas bedeutet hat“, sagte sie. Nilcemar hofft, dass diese Prämierung andere Frauen des Samba inspirieren möge, denselben Weg wie die Geehrten zu gehen. “Auf diese Art und Weise halten wir unsere Tradition am Leben“, ergänzte sie.