In São Paulo wird nicht auf den Karneval verzichtet, auch wenn die Megametropole unter Wassermangel leidet. Laut Stadtverwaltung geben derzeit exakt 300 Karnevalsblöcke den Ton an, so viel wie noch nie, und im Sambódromo do Anhembi werden auch dieses Wochenende wieder Sambaschulen das Publikum mit ihren Generalproben begeistern.
Erst unlängst hat der Antrag eines Stadtrates für Aufregung gesorgt, den Karneval angesichts der leeren Speicherseen dieses Jahr ausfallen zu lassen. Viel Zustimmung hat er allerdings nicht gefunden. Auch wenn die Situation der Trinkwasserversorgung angespannt ist, will die Stadt nicht auf das Ereignis verzichten. Das Wasserproblem wurde dennoch nicht vergessen. Statt Leitungswasser wird zum Säubern der Straßen nach den Umzügen aufbereitetes Wasser verwendet. Für den Fall der Fälle gibt es zudem im Anhembi zwei Rückhaltebecken mit 900.000 Litern Wasser, wie vom Turismussekretariat der Metropole verlautbart wurde.
Ganz spurlos geht das Trinkwasserproblem trotzdem nicht an den Karnevalsfans vorbei. Im Gegenteil. Elf junge Paulistas haben kurzerhand den bloco “Sereias do Cantareira“ gegründet, Meerjungfrau des Cantareira. Cantareira ist eins der Speicherseesysteme das seit Monaten unter Wassermangel leidet. Derzeit beträgt dort der Wasserstand gerade einmal fünf Prozent der eigentlichen Kapazität. Mit einem eigens komponierten “marchinha“ (Karnevalslied) haben die “Sereias do Cantareira“ an den trockenen Ufern des Stausees ein Videoclip gedreht, das im Internet schnell Scharen von begeisterten Fans fand. Am Samstag (7.) geben sie nun ihr Debüt und hoffen, jede Menge Meerjungfrauen und Maskierte zum Thema Wassermangel anzuziehen, das sie mit Humor umsetzen.
Die Sereias sind keineswegs der einzige Block, der dieses Wochenende die Bewohner und Gäste São Paulos in Karnevalsstimmung versetzen wird. Vielmehr werden in etlichen Stadtteilen die Umzüge der blocos für Stimmung sorgen.