Die Samba-Schule aus Nilópolis, in der Baixada Fluminense, konzentrierte sich in diesem Karneval auf die Kultur und die Seele Afrikas, ein Thema, welches der Blau-Weissen Schule bereits mehrere Titel eingebracht hat. Als dritte Schule auf der Sapucaí, an diesem zweiten Tag der “Grupo Especial“ von Rio 2015, präsentierte die “Beija-Flor“ das Thema: “Um olhar sobre a África e o despontar da Guiné Equatorial. Caminhemos sobre a trilha de nossa felicidade“ (Eine alte Erzählung: Ein Blick auf Afrika und der Aufbruch von Guinea Äquatorial – Wir wandern auf unserem Weg zum Glück).
Beija-Flor, die Gewinnerin von 12 Titeln beim Karneval von Rio de Janeiro entschied sich wieder einmal für traditionellen Luxus, ohne sich von grossartigen Innovationen oder technologischem Zubehör beeinflussen zu lassen. Die Beija-Flor setzte auf technische Perfektion und den Eifer ihrer Mitglieder, um jenen 7. Platz des Vorjahres zu vergessen und wieder von einer Platzierung unter den ersten Dreien zu träumen.
Dargeboten von der einzigartigen, markanten Stimme des Neguinho da Beija-Flor, der in diesem Jahr seine 40-jährige Karriere in dieser Schule feiert, war der Themen-Samba der Höhepunkt der gesamten Präsentation und half dabei, die Begeisterung der 3.700 Mitwirkenden aufrecht zu erhalten, die sich auf 42 Alas, 7 allegorische Wagen und 1 Tripé verteilten.
Noch bevor sie die Avenida Sapucaí betraten, fanden sich die Mitglieder der Beija-Flor bereit inmitten einer polemischen Diskussion wegen ihres Sponsors, dem von ihnen gehuldigten afrikanischen Land, welches seit 35 Jahren unter der Diktatur von Teodoro Obiang Nguema Mbasogo leidet – seine Wirtschaft basiert auf der Ausbeutung von Ölquellen, deren Gewinn allerdings nur einer Elite-Minderheit zugute kommt.
Der Präsident der BeijeFlor, Farid Abraão, widersprach dem Vorwurf, dass die Regierung von Äquatorilguinea R$ 10 Millionen (3,3 Millionen Euro) in den Karneval der Schule investiert habe, gab aber zu, dass er einen Beitrag jenes Landes bekommen habe, dessen Umfang er jedoch verschwieg.
Polemik hin, Polemik her, die Parade der Beija-Flor liess die Politik beiseite und konzentrierte sich auf die Schönheiten und die Kultur des afrikanischen Landes mir einer starken Parade, aufsehenerregenden Allegorien und Kostümen, mit einem Überfluss an Masken, Muscheln, Federn, Strohgeflecht und Sisal.
Die Front-Kommission erschien ohne szenografische Elemente. Ausgerüstet mit Speeren und Schilden, formierten sich die als Krieger kostümierten Tänzer zu einem Baum auf der Avenida. Ihre Schilde, die als Masken ausgebildet waren, brachten die Zuschauer zum Staunen, als sie plötzlich ihre Gesichtszüge zu bewegen begannen – unter der Kontrolle einer versteckten Fernbedienung.
Vor dem Eröffnungswagen präsentierte ein Tripé die Skulptur des Karneval-Direktors in der Figur eines alten Weisen, der die antiken Geschichten den Jüngeren zu erzählen pflegt.
Um das Land Äquatorialguinea zu portraitieren, verzichtete die Schule auf ihre traditionellen Farben Blau und Weiss, die in diesem Fall lediglich in den Details gewahrt wurden. Zu Beginn beherrschte das kräftige Grün der Wälder und der “Ceiba“ die Szene – letzterer ist als “Baum des Lebens“ eins der Symbole des okzidentalen Afrika.
Danach wurde der Sambodromo überflutet von einer Explosion der Farben, mit denen man die Riten, Gebräuche und die Bekleidung der Bewohner des kleinen afrikanischen Landes noch heute verbindet.
Die Parade endete dann mit einer Mischung der Völker und Bildung der brasilianischen Nation und der Verbindung zwischen Brasilien und Äquatorialguinea.
Claudinho und Selmynha, das symbolische Paar des Mestre-Sala und der Porta-Bandeira, blicken ebenfalls auf eine lange, 20-jährige Karriere bei der Beija-Flor zurück.
Die Königin Raíssa Oliveira marschierte erneut unangefochten an der Spitze der 270 Rhythmiker der Maestros Plínio und Rodney.
Die Schauspielerin Cláudia Raia, die schon seit Jahren mit der Beija-Flor paradiert, erschien in einem Kostüm als “Souveräne Göttin“.