In einem Jahr des Rückzugs der Sponsoren kommt der grösste Teil der Ressourcen für die Sambaschulen der Spitzengruppe “Grupo Especial“ von Rio de Janeiro von der “Liga Independente das Escolas de Samba (Liesa)“ – ihrer Dachorganisation – und von Rio de Janeiros Stadtverwaltung. Für jede Schule (insgesamt 12 in der Spitzengruppe) verteilte die Liesa R$ 6 Millionen (zirka 1,35 Millionen Euro). Vom Gesamt ergeben sich 4 Millionen aus den TV-Übertragungsrechten, dem Verkauf der Tribünenplätze und Logen, ausserdem aus dem Verkauf von CDs mit den Themensambas des Jahres 2016. Der Rest, R$ 2 Millionen, kam aus der kulturellen Unterstützung der Stadtverwaltung, die diesmal, so der Präsident der Liesa, Jorge Castanheira, ihren Zuschuss verdoppelt hat, der sie seit sechs Jahren auf dem gleichen Stand geblieben war.
Trotz der Zuschusserhöhung durch die Stadtverwaltung bereitet das fehlende Sponsoring seitens der Landesregierung, wie zum Beispiel die üblichen R$ 1 Million seitens der Petrobras, den Sambaschulen grosse Sorgen. Der Präsident der Liesa gab bekannt, das er mit der Petrobras gerade um die Möglichkeit verhandelt, diesen Zuschuss bereitzustellen, der zirka R$ 200.000 pro Schule betragen sollte. “In diesem Jahr werden die Schulen nur 20% von dem zeigen können, was sie in Jahren zuvor zur Demonstration der Grandezza unseres Karnevals auf die Avenida gebracht haben, und auch aus internationaler Sicht werden wir wohl an Prestige verlieren“, sagte er.
Der Präsident der Sambaschule Mangueira, Francisco de Carvalho – sie nennen ihn ”Chiquinho da Mangueira“ – stimmte zu, dass dies das erste Jahr sei, indem die Schulen – zumindest bis jetzt – ohne Zuschuss der Landesregierung verblieben sind, der in den letzten Jahren von der Staatlichen Petrobras übernommen worden war. “Ich nehme an, dass die Petrobras etwas beisteuern wird, aber sehr viel weniger als wir bisher geglaubt haben. In weiter zurückliegenden Karnevalsjahren kam dieser Zuschuss von der ebenfalls staatlichen Eletrobras (Elektrizitätsgesellschaft).
Die Petrobras bestätigte die entsprechenden Verhandlungen mit der Liesa und gab bekannt, dass man sich bereits um einen Betrag geeinigt hätte, der aber erst in der kommenden Woche bekannt gegeben würde.
Die Stadtverwaltung
Von der Stadtverwaltung werden die Sambaschulen bis zum Karneval zirka 90% des zugesagten Geldes erhalten, den Rest erst nach Vorlage ihrer Kosten für Material, das man für die Allegorien einkaufen muss. Es ist allerdings verboten, von diesem Geld den kreativen Karnevalisten zu bezahlen, der für die ganze Parade verantwortlich ist.
Fernando Horta, Präsident der Unidos da Tijuca, sagte vor einiger Zeit, dass er 2016 auf Sponsoren aus Privatunternehmen zähle, weil seine Schule mit dem Thema “Semeando Sorriso“ (Lächeln säen) den “heiligen Boden unseres Landes“ bewerbe. Aber das geschah leider nicht, und er musste die eigenen Ressourcen der Schule angreifen, bekam etwas Unterstützung von befreundeten Unternehmern, und es gelang ihm ein Kredit im Kommerz zum Ankauf von Material.
Horta erkennt an, dass die Aufstockung der Stadtverwaltung den Schulen hilft, kritisiert jedoch, dass dieses Geld ein bisschen früher hätte kommen müssen, so etwa ein halbes Jahr eher. “Wenn wir das Geld bereits in Händen haben, bekommen wir bessere Preise für unser benötigtes Material. Wenn jetzt endlich das Geld der Präfektur eintrifft, haben wir bereits Schulden machen müssen, und wer auf Pump kaufen muss, bekommt keinen Rabatt und hat keine Basis zum Verhandeln. Das ist auf jedwedem Markt so“, erklärt er.
Auch der Mangueira ist es nicht gelungen, für ihr Thema “Maria Bethânia, a Menina dos Olhos de Oyá“ mit einem einzigen Sponsor zu entwickeln. Stattdessen musste man sich an eine Vielzahl von kleineren Unternehmen wenden. “Der Bürgermeister hat das Problem aller für diesen Karneval erkannt und den Zuschuss verdoppelt – er tat, was er konnte, und das erkenne ich an. Mit seinem Geld hat es bei uns gereicht, um unsere Parade in den Griff zu bekommen“, sagt er.
Der Sekretär des Munizips für Tourismus und Präsident der “Empresa de Turismo do Município do Rio de Janeiro (Riotur)”, Antônio Pedro Figueira de Mello, erklärt, dass es nicht möglich ist, irgendwelche Zuschüsse zu zahlen, bevor die Ausgaben der Schulen vorliegen. “Da gibt es keinerlei Möglichkeit. Sie müssen die Ausgaben des Vorjahres einreichen, dann prüfen wir das Ganze, begleichen unseren Anteil, und anschliessend erhalten wir einen Antrag für den nächsten Zuschuss“, erklärt er.
Rio de Janeiro dürfte in diesem Jahr 170.000 Touristen aus Übersee empfangen, und die Hotels sind bereits zu 90% für die Periode des Karnevals ausgebucht. “Die Menschen kommen zu uns. Die Touristen kommen in unsere Stadt, und das ist sehr erfreulich – sie schaffen Arbeitsplätze und bringen Einnahmen für unsere Leute“, freut sich der Sekretär.