Als letzte Sambaschule der ersten Paradenacht der Elitegruppe ist Unidos da Tijuca in den frühen Morgenstunden des Sonntag (8.) auf die Avenida Marquês de Sapucaí eingezogen. Sie hat ein wahres Spektakel geboten, mit dem die Stadt Sorriso im brasilianischen Bundesstaat Mato Grosso geehrt worden ist. Im Mittelpunkt ist dabei die Natur und die Landwirtschaft gestanden.
“Semeando Sorriso, a Tijuca feseja o solo sagrado“ (Lächeln sähen, Tijuca feiert den heiligen Boden) lautete das enredo. Sorriso ist dabei Doppeldeutig. Zum Einen steht es für das Munizip Sorriso, das als größtes Soja-Anbaugebiet Brasiliens gilt. Zum Anderen bedeutet “sorriso“ aber auch Lächeln. Präsentiert wurde zu dem Thema die Bedeutung der Landwirtschaft und des Bodens.
Wegen der angspannten wirtschaftlichen Situation und mangelnder Sponsoren haben die Karnevalesken Mauro Quintaes, Annik Salmon, Hélcio Paim und Marcus Paulo auf die Kreativität gesetzt, um das Leben auf dem Land darzustellen. Die konnte sich sehen lassen. Unidos da Tijuca hat die Parade mit 3.500 Komponenten, 29 alas (Themengruppen) sowie sechs allegorischen Wagen und einem Dreifuß-Wagen bewältigt.
Dass die Natur und die Erde im Mittelpunkt der Darbietung stehen zeigte sich bereits bei der Frontkommission. Die ist auf einem Modul eingefahren, auf dem zunächst hoch oben ein Landwirt Samen ausgebracht und diesen gepflegt hat, bis daraus zarte Pflänzlein gewachsen sind, die sich zu seiner Freude rhythmisch im Wind bewegt haben.
Erst dann sind die Seitenwände des Moduls heruntergerafft worden und haben die Frontkommission und die hinter den Maispflanzen stehenden Tänzer freigegeben.
Um die Erdverbundenheit darzustellen, sind unter anderem tausend Kilogramm Ton verwendet worden. Er hat für die Körperbemalung von 170 Männern und Frauen des abre-alas gedient, mit dem der Einzug der Themengruppen eröffnet wird. Die Männer und Frauen des abre-ala waren deshalb von der Fußsohle bis zum Scheitel in Lehm eingehüllt.
Erzählt wurde damit die Legende “yorubá“, nach welcher der Mensch ähnlich der biblischen Schöpfungsgeschichte aus dem Lehm entstanden ist.
Tiere und Pflanzen der Natur und der landwirtschaftlichen Kultur sind im zweiten allegorischen Wagen aufgetreten. Eine Besonderheit war jedoch der Ala der “Baianas“. Sie sind nicht weiß gekleidet auf die Avenida getreten, sondern waren in violette und braune Kleider gehüllt, die einen Baum dargestellt haben. Der war allderings mit der Krone zum Boden und den Wurzeln zum Himmeln zu sehen.
In Form eines “Caipiras“ wurde der auf dem und vom Land lebende Mensch gezeigt. Als “Caipira“ wird in Brasilien die einfache Landbevölkerung bezeichnet. Der Caipira trat inmitten eines Hühnerstalls auf und verschenkte zur Überraschung des Publikums gekochte Eier. .
Doch nicht alles auf dem Land ist Eitel Sonnenschein. So brachte einer der allegorischen Wagen ein paar Plagen, wie gigantische Blattschneiderameisen und Raupen, die in kürzester Zeit Kohl, Maniok und andere Kulturen wegfressen. Für Beeindruckung sorgte eine stilisierte Erntemaschine, die mit als “Supermais“ verkleidten Männern und Frauen bestückt war.
Herausragend war ebenso der allegorische Wagen, mit dem die Natur gehuldigt wurde. Neben überschwenglichem Grün, Adam und Eva, dem gefleckten Jaguar und anderen Tieren und Pflanzen waren auf ihm sechs Wasserfälle aufgebaut, die mit 8.000 Litern Wasser bestückt worden sind.
Beendet wurde der bunte Reigen durch die Natur, Landkultur und Landwirtschaft des Munizips Sorriso mit einem Erntedankfest. Zu dem gehören in Brasilien die berühmten Quadrilletänze und die „violeiros“, guitarrenähnliche Seiteninstrumente, die von Meistern in Handarbeit gebaut werden und je nach Region anders ausfallen können.
Unidos da Tijuca hat 2015 den vierten Platz in der Elitegruppe errungen. Champion war sie hingegen bereits viermal 1936, 2010, 2012 und 2014.