Bis zu den prachtvollen Paraden im Sambódromo Rio de Janeiros dauert es noch etwa einen Monat. Die Sambaschule Imperatriz Leopoldinense macht aber schon jetzt von sich Reden. Mit ihrem diesjährigen Thema hat sie die Agrolobby gehörig verärgert. Das ehrt die indigenen Völker des Flusses Xingu im Amazonas-Regenwald und spart nicht mit Kritik gegenüber der Landwirtschaft.
Dieses Mal war es die Vereinigung der Reisindustrie (Abiarroz), die sich öffentlich über das gewählte Thema beschwert. Das würde, so heißt es, die brasilianische Agroindustrie in Verruf bringen, obwohl diese doch weltweit als nachhaltig anerkannt sei. Hingewiesen wird auch auf die Wichtigkeit des Landwirtschaftssektors für die Wirtschaft des Landes.
Imperatriz Leopoldinense hat sich an diese und ähnliche Kritiken gewöhnt. Der Reiseverband war nicht der erste, der sie kritisiert hat. Vergangene Woche hat die Sambaschule deshalb mit einer Stellungnahme reagiert.
“Wir werden über den reichen Beitrag der indigenen Völker des Xingu zur brasilianischen Kultur sprechen und gleichzeitig eine Botschaft des Schutzes und Respekts gegenüber der Natur und Artenvielfalt vermitteln“, heißt es dort.
Was die Agrolobby besonders aufregt, ist ein Abschnitt des enredos, in dem vom “belo monstro“ (schönes Monster) gesprochen wird, das den traditionellen Völkern die Erde raubt. Gemeint ist damit aber nicht die Landwirtschaft, sondern das gigantische Wasserkraftwerk Belo Monte.
Unbestritten ist, dass die Landwirtschaft, sei es durch Sojaanbau oder Rinderzucht, zur Abholzung des Regenwaldes erheblich beiträgt. Auch mit dem Verbrauch von fünf Kilogramm Agrochemikalien pro Einwohner liegt Brasilien weltweit an der Spitze. Für Imperatriz Leopoldinense sind die Sambaparaden zudem nicht nur zur Unterhaltung gedacht. Vielmehr spricht sie von einem sozialen Kompromiss und einem zur nachhaltigen Entwicklung.
Ein eigenes Bild machen können sich die Zuschauer in der Rosenmontagsnacht (26.), wenn Imperatriz Leopoldinense als dritte Vereinigung ins Sambódromo einziehen wird.