Der Sieger der diesjährigen Paraden der Elitesambaschulen Rio de Janeiros steht fest. Der Champion 2017 ist Portela, die eine makellose Parade über das Lebensquell Wasser geliefert hat. Nach 33 Jahren ist der Titel erstmals wieder an sie gegangen. Mit nun 22 Siegen ist sie allerdings Rekordhalter.
Bei der von den Sambaschulen mit Spannung verfolgten Auszählung haben Portela und Mocidade Independente de Padre Miguel über weite Strecken hinweg mit der gleichen Punktzahl geglänzt. Erst bei der Vergabe der dritten Note beim letzten der neun Bewertungskriterium, dem Enredo, stand dann jedoch der Sieger fest: Portela. Vergeben werden bei jedem Kriterium vier Noten.
Vize-Champion ist Mocidade Independente de Padre Miguel, die ein farbenfrohes Spektakel über Marokko geliefert und damit zu mehr Toleranz aufgerufen hat. Mocidade vereint bereits fünf Titel auf sich, hat diesen aber seit 21 Jahren nicht mehr geschafft.
Sowohl Mocidade als auch Portela haben bei den Karnevalsparaden 2017 mit herausragenden Details augewartet, wie dem fliegenden Aladin bei der Frontkommission der Mocidade oder den über die Avenida laufenden Krokodilen der Portela. Beide waren zudem zwei der wenigen Sambaschulen, die ihre Darbietungen ohne Probleme absolviert haben.
Auch wenn die beiden Nächte der Karnevalsparaden im Sambódromo Marquês de Sapucaí dieses Jahr von Problemen bei den alegorischen Wagen und zwei Unfällen mit dutzenden Verletzten überschattet waren, haben sich diese letztlich kaum auf die Notenvergabe ausgewirkt.
Noch vor Beginn der Auszählung wurde zudem bekanntgegeben, dass angesichts der Unfälle keinen Absteiger geben wird. Normalerweise würde die letztplatzierte Sambaschule im kommenden Jahr in der Serie A antreten müssen. Nicht bei allen der anwesenden Vertretern der Sambaschulen ist dies auf Wohlwollen gestoßen. Begleitet wurde die Ansage durch etliche Buhrufe. Mit der Entscheidung werden im kommenden Jahr nun 13 statt der sonst üblichen zwölf Sambaschulen bei den Paraden antreten.
Den dritten Platz belegt hat Acadêmicos do Salgueiro, die im Vorfeld mit ihrer göttlichen Komödie des Karnevals als Favorit gehandelt worden war.
Komplettes Ergebnis Karneval Rio de Janeiro 2017
01.) Portela (269,9 Punkte)
02.) Mocidade (269,8 Punkte)
03.) Salgueiro (269,7 Punkte)
04.) Mangueira (269,6 Punkte)
05.) Grande Rio (269,4 Punkte)
06.) Beija Flor (269,2 Punkte)
07.) Imperatriz (268,5 Punkte)
08.) União da Ilha (267,8 Punkte)
09.) São Clemente (267,4 Punkte)
10.) Vila Isabel (267,4 Punkte)
11.) Unidas da Tijuca (266,8 Punkte)
12.) Tuiuti (264.6 Punkte)
Ab- und Aufsteigerschulen
Wie oben erwähnt, muss im kommenden Jahr keine Schule absteigen. Mit der Entscheidung werden im kommenden Jahr somit 13 statt der sonst üblichen 12 Sambaschulen bei den Paraden antreten.
Mit ihrer herausragenden Darbietung über den brasilianischen Poeten Manoel de Barros und das Pantanal hat Império Serrano die Karnevalsparaden der Séria A gewonnen. Damit steigt die traditionsreiche Sambaschulen nach acht Jahren wieder in die Elitegruppe auf. Im Stadtviertel Madureira sorgt das für besondere Freude. Sind doch sowohl der Champion der Eliteschulen, Portela, als auch Império Serrano in diesem beheimatet.
Die Sambaparaden 2017 auf einen Blick
Die Bewegung “Tropicália“ der Künstler, Musiker und Kulturschaffenden in den 50er Jahren, war das Thema der Aufsteigerschule Paraíso do Tuiuti.
“Heute ist der Tag der Ivete“ war das Motto von Grande Rio, mit dem die beliebte, brasilianische Sängerin Ivete Sangalo geehrt wurde.
Mit “Die mystische Xinguana – der Glamour, der aus dem Wald kommt“ ehrte Imperatriz Leopoldinense die indigenen Völker der Region des Flusses Xingu im Amazonas-Regenwald.
Vila Isabel machte eine Reise durch die Musik des amerikanischen Kontinents, die ihre Wurzeln in den Kulturen Afrikas hat, sei es Soul, Blues, Pop, Jazz oder Samba.
Inspiriert wurde Acadêmicos do Salgueiro am literarischen Werk des Italieners Dante Alighieri “Die göttliche Komödie“. Dabei geht es um den Karneval in Rio de Janeiro selbst, dem “Sturm der Gefühle“.
Beija-Flor de Nilópolis wählte das Thema “Iracema“ von José Alencar ein Klassiker der brasilianischen Literatur. Er beschreibt das Aufeinandertreffen der europäischen Kultur mit den Ureinwohnern Brasiliens. Iracema bedeutet in der Indiosprache Tupi “Honiglippen“.
Eine poetische Botschaft über die Vergangenheit, die Gegenwart und die Zukunft der Menschheit versprach das Paradethema der União da Ilha do Governador, das Afrika und die Mythologie des Bantuvolkes ins Sambódromo brachte.
São Clemente erzählte die Geschichte des Sonnenkönigs, dessen Finanzminister in Frankreich einen prunkvollen Palast errichtet. Weil der König an seiner Ehrlichkeit zweifelt, wird er zu Fall gebracht und der König selbst beauftragt den Bau eines noch schöneren Palastes.
Im Mittelpunkt der Parade von Mocidade Independente de Padre Miguel standen die Legenden der marokkanischen Wüste. Damit verbunden war auch eine Botschaft der Toleranz und des gegenseitigen Respektes, der Kampf um das Überleben, den Widerstand und die Geschichte der Liebe.
Präsident Juscelino Kubitschek und der Meister des Jazz, Louis Armstrong, trafen sich mit Pixinguinha dem Meister des Choros. Diese Geschichte diente als Grundlage des Themas der Unidos da Tijuca, das eine Reise durch die afro-amerikanische und afro-brasilianische Musik zeigte.
Der Fluss als Lebensquell bestimmte das Thema der Portela. An ihm werden Kulturen geboren, er durchfließt Wälder, Felder und Städte, spendet Nahrung, Freude und Trauer. Er ist Heiligtum und er symbolisiert das Leben, das stetig dem Ziel entgegenfließt.
Die Heiligen der katholischen Kirche und afrikanischer Religionen sind im Alltag vieler Brasilianer präsent. Sie werden angerufen, ihnen werden Versprechungen gemacht, sie werden gefeiert und sie sind verwoben mit Legenden. Als dies zeigte Estação Primeira Mangueira an ihrer Parade.
Ausblick
Die Karnevalsparaden der Samba-Schulen in der Gruppe “Spezial” in Rio de Janeiro finden 2018 wie folgt statt:
Sonntag, 11./12. Februar 2018 und Montag, 12./13. Februar
Kinderparade: Dienstag, 13 Februar 2018