Für einen Augenschmaus und jede Menge Überraschungsausrufen haben die Elite-Sambaschulen gesorgt, die im Sambódromo do Anhembi in São Paulo in der Nacht vom Freitag (1.) zum Samstag (2.) den Paradenreigen eröffnet haben. Mit ihren farbenprächtigen Darbietungen haben sie Geschichten über Afrika, das Kino, die Freiheit und Kämpfer erzählt und Samba-Musiker Arlindo Cruz geehrt.
Den Auftakt hat Colorado do Brás mit einer Ehrung des afrikanischen Landes Kenia gegeben. Colorado ist erst im vergangenen Jahr wieder nach einer Pause von 25 Jahren in die Elitegruppe aufgestiegen. Jetzt haben sie mit ihren Allegorien und Tänzern die Geschichte und Legenden Kenias erzählt und hoffen damit, die Jury zu beeindrucken.
Mit Luxus, Einfallsreichtum und technischen Raffinessen hat Império de Casa Verde die Filmgeschichte auf die Samba-Avenida gebracht. Der dreifache Titelhalter hat Freitagnacht eine beeindruckende Präsentation gesorgt, mit Percussionspielern als Darth Vader verkleidet und Alegorien, die an Filmbestseller wie Titanic, Starwars, Harry Potter und den Zauberer von Oz erinnert haben.
Mancha Verde versucht mit der Geschichte über eine nach Brasilien verschleppte und versklavte afrikanische Prinzessin seinen ersten Titel zu holen. Mit viel Kreativität hat sie dabei ebenso den Kampf für die Rechte der Schwarzen und Frauen, das Thema Sklaventum und religiöse Intoleranz angesprochen.
Die Geschichte von Unterdrückern und Unterdrückten stand bei Acadêmicos do Tucuruvi im Mittelpunkt ihres Enredos über Freiheit. Sie haben es zudem gewagt, Gesellschaftskritik zu üben und unter anderem die gewaltige Schere zwischen Arm und Reich angeprangert sowie die Auswüchse so mancher Politiker, die mit Stimmenkauf und Korruption für enormen Schaden sorgen.
Acadêmicos do Tatuapé hat sich den „Guerreiros“, den Kämpfern, gewidmet und sich dabei nicht nur an die traditionellen Formen wie Winkinger oder Samureis gehalten, sondern auch diejenigen gezeigt, die täglich um ihr Überleben kämpfen, wie Obdachlose, Straßenkehrer oder alleinerziehende Mütter.
Gedacht wurde ebenso ermordeten Menschenrechtlern und Journalisten. Ein kleiner Wermutstropfen der gelungenen Darstellung gab es hingegen mit Problemen an einem Wagen und einem ausgefallenen Bildschirm auf einer der Allegorien.
Eine emotionsreiche Ehrung des Samba-Sängers und Komponisten Arlando Cruz gab es von X-9 Paulistana. Er hatte vor zwei Jahren einen Schlaganfall erlitten. Jetzt hat er sich zur Begeisterung der Zuschauer im Sambódromo erstmals wieder in der Öffentlichkeit gezeigt, auf einem der allegorischen Wagen im Kreise seiner Familie. Dort saß er sichtlich berührt, aber glücklich und mit einem Lächeln im Gesicht.
Schon nach Sonnenaufgang hat Tom Maior die Avenida betreten, als letzte aus der Elitegruppe der ersten Sambanacht in São Paulo. Sie hat sich mit ihrem Enrede dem Grundsatz des Philosophen René Descartes „Ich denke, also bin ich“ gewidmet und das Wissen der Menschheit bildlich darestellt, von der Evolutionstheorie über Religionen verschiedener Kulturen bis hin zu Vordenkern wie Leonardo da Vinci, Albert Einstein und ebenso Jules Verne.