Nach zwei Jahren Pause haben die Elite-Sambaschulen Rio de Janeiros im Sambódromo Marquês de Sapucaí wieder für spannende Paraden gesorgt. Im Mittelpunkt stand unter anderem das Thema Afrika und Rassismus.
Bronzefarbene Tänzer, die immer wieder zu Statuen wurden, haben den Reigen der Parade Salgueiros als 3. Schule eröffnet. Auch Salgueiro hat bei der Frontkommission auf ein Überraschungselement gesetzt. Auf der Bühne des erstens Wagens tauchte plötzlich die Ballet-Tänzerin Ingrid Silva auf.
Sie war über ein Sozialprojekt in der Favela zum Ballet-Tanzen gekommen und ist heute eine der wenigen schwarzen professionellen Ballet-Tänzerinnen. Derzeit steht sie im Dance Theatre of Harlem in New York unter Vertrag. Für ihre Teilnahme bei den Sambaparaden wurde sie eigens eingeflogen.
Ingrid Silva steht nicht nur für Erfolg der überwiegend schwarzen Bevölkerung der Favelas Brasiliens. Ihr Werdegang und ihre Probleme zeigen, wie auch heute noch der Rassismus tief verwurzelt ist. So musste die junge Frau ihre Balletschuhe einfärben, weil es keine hautfarbenen Balletschuhe für schwarze Tänzer gibt.
Salgueiro wartete neben den vielen Kulturgütern Brasiliens, die aus afrikanischen Wurzeln entstanden sind, wie Capoeira und Candomblé, auch mit Kritik auf. Ein Ala war dem Protest gegen den Rassismus gewidmet. Erinnert wurde mit ihm auch an die vor drei Jahren erschossene, afrobrasilianische Stadträtin Marielle Franco, deren Mord bis heute noch nicht aufgeklärt ist.
Der letzte allegorische Wagen Salgueiros stand unter dem Motto „Der Widerstand hält an“. Er brachte aber auch einen Hoffnungsschimmer. Ein Obelisk mit der Aufschrift Rassismus wurde auf ihm symbolisch niedergerissen.