Eine Reise schon Monate vorher reservieren, das ist vorbei, denn die an das Internet angeschlossenen Touristen ändern ihre Pläne von einem Tag auf den andern, und sie sind stets um den menschlichen Kontakt bemüht – zu dieser Analyse kamen Reisespezialisten, die sich in Japan trafen.
“Das Wissen um die Anwendung der neuen Technologien ist die Grundvoraussetzung, damit die Tourismus-Industrie weiterhin wächst“, hob Philip Wolf hervor, der Gründer des Analyse-Zentrums “PhoCusWright“.
Der “World Tourism and Travel Council“ (WTTC) hat am Donnerstag seine Jahresversammlung beendet, in der er sich darauf konzentrierte, diese “neuen Konsumenten“ zu verstehen, die ihr Sektor ab sofort anlocken muss, um sein längerfristiges Wachstumsziel von 4% pro Jahr zu erreichen und seinen Anteil von 9% am weltweiten Brutto-Inlandsprodukt zu halten.
Reisende, Hoteliers und Airliners empfanden ihre Arbeit als “gestört“ durch den Einsatz des Internet – und die Störungen haben kürzlich noch zugenommen durch den Boom der Smartphones und der Multimedia-Tablets.
Heute ist ein Drittel der Weltbevölkerung bereits angeschlossen – 2016 werden es 39% sein. Mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung (56%) verfügt über ein klassisches oder “intelligentes“ Handy – Apparate, auf die noch signifikante Entwicklungsmärkte in Asien und Afrika warten.
“Es gibt schon kein “an“ oder “aus“ mehr – die neuen Konsumenten sind inzwischen durchgehend “angeschlossen“ und wechseln von einem Apparat zum andern. Die Touristiker, die sich da nicht anpassen, werden Kunden verlieren“, sagte Wolf.
Die Nutzung der beweglichen Telekommunikationsmittel verändert die Relation zwischen den Kunden und den Reiseanbietern radikal. Zwei Drittel der Hotelreservierungen, die von einem beweglichen Terminal bestellt wurden, sind bereits für die darauf folgende Nacht – gegen 15% jener, die von einem festen PC bestellt wurden – Notebooks, Smartphones oder Tablets bieten die Möglichkeit einer Neuprogrammierung ohne Unterbrechung der Reise.
Es gilt, die “modernen Nomaden“ zu gewinnen
Die heute den Touristikern zur Verfügung stehenden modernen technischen Ausrüstungen erlauben ihnen, ihre Klientel besser kennenzulernen, aber die sind auch wesentlich misstrauischer und anspruchsvoller, seit sie ihrerseits die modernen Kommunikationsmittel verwenden.
“In China benutzt die ab der 80er Jahre geborene Generation in Massen die digitalen Apparaturen und das Internet. Ihre Mitglieder wissen sich gut allein zu behelfen, wenn sie auf Reisen sind“, sagt CC Zhuang, der Präsident von “Qunar“, der grössten chinesischen Site für Tourismus. “Sie brauchen die Dienstleistungen einer Agentur gar nicht mehr, sondern suchen sich im Internet alle entsprechenden Infos für ihre Reise heraus, speichern sie in ihren mobilen Apparaten und nehmen sie dann mit auf die Reise“.
Ob er nun Chinese, Japaner, Europäer oder Amerikaner ist, der Reisende von heute hat genau soviel Lust, schöne Momente an der Seite von Freunden zu verbringen, wie Monumente zu entdecken oder Landschaften zu bewundern.
“Die Menschen reisen nicht, um den Standort zu wechseln und andere Dinge zu sehen. Sie möchten sich selbst und die Menschheit entdecken, mittels der anderen oder der eigenen Kultur“, sagt Jabu Mabuza, Vizepräsident der südafrikanischen Hotelkette “Tsogo Sun“.
“Die Zufriedenheit des Touristen wird man an seiner spirituellen Bereicherung messen. Er möchte die lokalen Kommunen und die Kultur seiner Reisedestination kennenlernen, Gedanken und Dinge tauschen und seine Verbindungen zur Familie und Freunden bestätigen“, zählt Sadahiko Oda auf, Präsident der japanischen Hotelkette “Kagaya“.
Die Herausforderung der Tourismus-Profis wird in der Zukunft aus den Anstrengungen bestehen, diese “Nomaden-Clans“ anzusprechen und als treue Klienten an sich zu binden.