Diesen Karneval wird Köln zur brasilianischsten Stadt Deutschlands. Die fünfte Jahreszeit der Partnerstadt Rio de Janeiro´s steht 2013 ganz unter dem Motto “Fastelovend em Blot – he un am Zuckerhot“. Die “deutscheste Stadt Brasiliens“ hingegen findet man im hügeligen Bergland des südlichen Bundesstaates Santa Caterina.
100 Prozent Pommersch
Noch bis zum 21. Januar findet hier in Pomerode die Festa Pomerana, das “Pommernfest“ statt, ein Kulturfestival, das weit über die Stadtgrenzen hinaus bekannt ist und jedes Jahr viele Gäste anlockt. Zur diesjährigen Ausgabe werden bis zu 70.000 Besucher erwartet.
Dabei findet das Fest tatsächlich erst seit 30 Jahren statt. In seiner ersten Ausgabe feierten die Pomeroder 1984 das 25-jährige Jubiläum ihrer politisch-administrativen Unabhängigkeit von ihrer Nachbarstadt Blumenau – sie selbst bekannt für ihr ausgelassenes Oktoberfest.
Keine Angst vor Volkstümelei oder falschen Trachten: hier ist alles authentisch und die 27.000 Einwohner halten ihr pommersches Erbe in allen Ehren. 92 Prozent der Einwohner sind deutschstämmig, ihre Familien kamen ab 1861 aus Pommern und siedelten sich im Vale Europeu an. Noch heute ist Pommersch Umgangssprache, Standarddeutsch Schriftsprache. Der ökumenische Gottesdienst am 20. Januar wird auf Platt gehalten.
Die Pomeroder sind stolz auf ihr kleines Deutschland inmitten des großen Brasilien und auf die Leistungen der Pioniere, die praktisch aus dem Urwald ein kleines Paradies schufen. Gut erhaltene Fachwerkhäuser und gepflegte Gärten zeigen, dass es bei manchen Dingen egal ist, wie weit die Heimat entfernt ist: typisch deutsch geht überall. Viele Restaurants und Cafés tragen deutsche Namen, z. B. das „Torten-Paradies“.
Das Gesundheitssystem der Stadt und die Schulen sind überdurchschnittlich gut. Deutsche Unternehmen haben sich hier ebenfalls angesiedelt: die Bosch Rexroth AG und die Maschinenbauer der Netzsch Gruppe gehören zu den größten Arbeitgebern der Umgebung.
Von Lebkuchenherzen und Königinnen
Ob deutsches Bier, Schweinehaxe, deutsche Würste, deutsches Brot, Apfelstrudel oder Lebkuchenherzen – im Festzelt gibt es alles, was der Besucher eines deutschen Volksfestes erwartet. Alte Traditionen und Bräuche erleben eine Wiederauferstehung, genauso wie Handwerkliches, das an das Erbe der deutschen Siedler des 19. Jahrhunderts erinnert. Die 16 örtlichen Jagd- und Schützengesellschaften und ihre Königinnen führen traditionelle Tänze auf. Und das alles bei sommerlichen Temperaturen um die 25 Grad, mitten in Brasilien!
Das 30. Pommernfest dauert noch bis zum 21. Januar.
Wo: Parque Municipal de Eventos (Av. De Janeiro, 2150 – Centro)
Wann: Montag – Donnerstag: 18.00 Uhr – 01.00 Uhr, Freitag: 18.00 Uhr – 02.00 Uhr,
Samstag: 10.00 Uhr – 04.00 Uhr, Sonntag: 09.00 Uhr – 01.00 Uhr
Eintritt: Montag – Donnerstag, Sonntag: ca. 2 EUR, Freitag und Samstag: ca. 5 EUR
Eintritt: frei für Kinder, sowie für Besucher in deutscher Tracht
» Mehr Informationen