Mehrere hundert Angehörige indigener Völker haben heute im Rahmen des UN-Gipfels Rio+20 auf ihre Probleme aufmerksam gemacht und dabei in der Innenstadt von Rio de Janeiro ein Verkehrschaos verursacht. Zudem versuchten einige Teilnehmer das Gebäude der brasilianischen Entwicklungsbank BNDES zu stürmen.
Mit Pfeil und Bogen standen sie mitten auf der Straße, mit lautem Geschrei und Plakaten zogen sie durch die Stadt: Indios verschiedener Ethnien und aus verschiedenen Regionen Brasiliens nutzten den „Volksgipfel“ am Museum für Moderne Kunst als Startpunkt eines stundenlangen Protestzuges durch die Straßen der Millionenmetropole. Dabei brachten sie den ohnehin infarktgefährdeten Verkehr in mindestens drei Bezirken vollständig zum Erliegen.
Später stürmten die teilweise traditionell gekleideten Indios das Gelände der Entwicklungsbank, konnten jedoch nicht in das Gebäude vordringen. Sicherheitskräfte hatten schnell reagiert und die Besetzung des Hochhauses erfolgreich verhindert. Unter großen Medieninteresse konnten die Ureinwohner ihre Forderungen jedoch trotzdem deutlich zum Ausdruck bringen. Neben einem sofortigen Stopp der Abholzung des Urwalds und dem Verzicht auf den Bau des Wasserkraftwerkes Belo Monte im Amazonasgebiet wünschen sich die zahlreichen Völker auch Verbesserungen im Gesundheits- und Bildungsbereich. Zudem erwarten sie von der Regierung die Ausweisung neuer Schutzgebiete für ihre Gemeinschaften.
Am Ende zogen die Demonstranten wieder friedlich zurück zum Alternativgipfel an der Guanabara-Bucht. Derweil diskutierten am anderen Ende der Stadt in Barra de Tijuca die Delegierten der 193 UN-Mitgliedsstaaten den ganzen Tag über ein mögliches Abschlussdokument. Dieses ist ab Mittwoch das Thema einer dreitägigen Hauptkonferenz, zu der mehr als 115 Staats- und Regierungschefs erwartet werden.