Zuckerhut, Karneval in Rio, Fußball – Brasilien ist weltberühmt für all dieses. Aber Poker? Tatsächlich hat sich das Land am Amazonas zu einem attraktiven Ort für Zocker entwickelt, ob Sie nun im Urlaub nur ein paar Hände zum Spaß spielen oder sich im Turnier testen wollen.
Zu verdanken hat das anspruchsvolle Kartenspiel seine zunehmende Popularität einer vor einem Jahrzehnt erfolgten offiziellen Einstufung als Denksport statt als Glücksspiel. Damit entspricht die brasilianische Einstellung zum Pokern auch den Erkenntnissen von akademischen Studien. Glücksspielforscher haben belegt, dass zwar die Ergebnisse der ersten Spielrunden in erster Linie von Fortuna abhängen, aber mit zunehmender Erfahrung mathematisches Verständnis und Psychologie weitgehend den Erfolg eines Zockers beeinflussen.
Kalkül und kaltes Blut sind dabei meilenweit vom Image des heißblütigen Südamerikaners entfernt, aber wenn es ums Zocken geht, können auch die Brasilianer ihre Emotionen im Zaum halten. Dabei hat das Kartenspiel hier spät seinen Siegeszug angetreten. Erst der brasilianische Pokerprofi Andre Akkari 2011 das Bracelet in der World Series of Poker im $1500 No Limit Hold’em gewann, wurde die Medienwelt und als Folge die Regierung auf das bis dato wenig bekannte Spiel aufmerksam. Das plötzliche öffentliche Interesse sorgte für einen drastischen Aufschwung.
Die offizielle Einstufung in den Bereich des Sports hatte auch rechtliche Konsequenzen. Reines Glücksspiel ist seit 1941 in Brasilien mit Ausnahmen von staatlichen Lotterien und Pferdewetten verboten, obwohl neue Gesetze die Regelungen lockern, beziehungsweise Ausnahmen schaffen. Denksport ist genau wie physischer Sport jedoch nicht von Verboten betroffen, so dass Poker in den legalen Raum fällt. Großereignisse wie die PokerStars Brazilian World Series ziehen mittlerweile 15.000 bis 20.000 Zocker aus aller Welt an. Pokerprofis werden besteuert wie Fußballer. In einem Land, in dem der Durchschnittsverdienst pro Jahr umgerechnet bei knapp über 6.500 Euro liegt, bieten beide Berufe den echten Talenten Traumverdienste.
Dabei haben Poker und Fußball mehr gemein als auf den ersten Blick zu vermuten ist. Beide erfordern enorme Konzentration und das Ausschalten von jeglichen Störungen, beide brauchen die Fähigkeit, komplizierte Berechnungen quasi im Hinterkopf anzustellen und sich blitzschnell an veränderte Situationen anzupassen, und beide bieten bessere Erfolgschancen, wenn der Spieler bereit ist, genauso aus Niederlagen wie aus Siegen zu lernen. Im Gegensatz zum Fußball sind Zocker allerdings auf sich selbst gestellt. Für etliche Fußballgrößen ist das ein reizvoller Aspekt.
Zu den Fußballstars, die sich nebenbei voller Begeisterung dem Pokern widmen, zählt der brasilianische Kicker Neymar jr., der unter anderem durch eine Rekordablösesumme von 222 Millionen Euro in die Sportgeschichte eingegangen ist. Der Stürmer, der seit 2017 bei Paris Saint-Germain unter Vertrag steht, ist dafür bekannt, sich auch in der Halbzeit gelegentlich mit ein paar Poker-Händen zu entspannen. Außer im Online-Casino spielt er vor allem in der Sommerpause in großen Turnieren am Live-Tisch. Nach seiner aktiven Karriere liebäugelt er schon jetzt mit dem Wechsel ins Lager der Pokerprofis.
In seinem Heimatland hat Neymar dabei genau wie in vielen europäischen Ländern nur die Auswahl unter den staatlichen Casinos, wenn es eine landbasierte Spielbank sein soll. In den Großstädten sind zudem Clubs zu finden, in denen ohne spezielle Lizenz gepokert werden kann. Aber auch Online-Casinos stehen Zockern in Brasilien zur Verfügung. Im Gesetz wird beim Poker kein Unterschied zwischen Online- und Offline-Spiel gemacht, so dass genauso virtuell wie in echt zu den Karten gegriffen werden darf. Jegliche andere Form von typischen Casinospielen ist allerdings weiterhin verboten.
Sie sollten daher auch in Brasilien auf jeden Fall darauf achten, wo die etwaige Webseite ihre Lizenz erhalten hat und welche Spiele angeboten werden. Obwohl Anbieter aus Drittländern in Brasilien agieren und bislang keine rechtlichen Konsequenzen gezogen worden sind, heißt es nicht, dass Sie überall auf der sicheren Seite sind. Online-Betrüger gibt es überall, was in der EU dazu geführt hat, den Besuch von Webseiten mit Amtssitz außerhalb der Mitgliedsländer strikt zu untersagen. Dabei geht es nicht nur um den potenziellen Verlust von lukrativen Steuereinnahmen, die ausschließlich an das Land des Lizenzgebers abgeführt werden. In erster Linie steht der Gedanke an den Spielerschutz im Vordergrund. Nur der Lizenzgeber hat nämlich auch rechtlich die Möglichkeit, bestehende Regelungen und Auflagen zu kontrollieren.
Auch aus diesem Grunde haben die Schweiz, Österreich, Deutschland und andere EU-Länder eigene Genehmigungen für seriöse Anbieter erteilt, die im Gegenzug einem umfassenden Regelwerk zustimmen müssen. Dazu gehören unter anderem Maßnahmen zur Prävention von Suchtgefahr. Auffällige Spieler werden geflaggt und gegebenenfalls gesperrt. Auch rechtlich sind die Zocker damit auf der sicheren Seite. Während in diversen Ländern außerhalb der EU die Gefahr besteht, dass die Webseiten kriminelle Machenschaften wie Geldwäsche tarnen sollen oder zum Identitätsdiebstahl benutzt werden, sind die in den EU-Ländern lizensierten Seiten ans hiesige Recht gebunden. Das Impressum lässt erkennen, woher die Lizenz stammt, und muss eine physische Adresse enthalten, die sich leicht überprüfen lässt. Die Allgemeinen Geschäftsbedingungen sollten klar verständlich und fehlerfrei geschrieben sein. Was sich in der Muttersprache leicht kontrollieren lässt, kann allerdings in Portugiesisch oder einer anderen Fremdsprache schwierig werden. Im Falle eines Falles empfiehlt es sich, dass Sie auf Nummer sicher gehen und auch im Brasilien-Urlaub entweder nur in einem landbasierten Pokerraum oder auf einer Ihnen bekannten, mit allen Sicherheitsvorkehrungen versehenen Webseite aus der Heimat zocken. Zum Denksport gehört schließlich auch, dass das Köpfchen von Anfang an eingesetzt wird, ob Sie nun an einem Turnier teilnehmen oder sich nur vorab auf das Spiel vorbereiten und an Ihrem Spiel feilen wollen.