Peking, 18. August 2008
Zu Beginn der letzten Woche der Olympiade in Peking legt Brasilien noch einmal kräftig zu. Heute konnten die Athleten eine Bronze-Medaille einsacken und zudem den Grundstein für mindestens zwei Silbermedaillen legen, die sie schon sicher haben. Aber vielleicht wird ja da auch Gold daraus. So besteht durchaus die berechtigte Hoffnung, dass es doch noch erfolgreiche Spiele für Brasilien werden könnten.
Die Fussballfrauen sind ins Finale eingezogen und beim Beachvolleyball der Männer wird es auch eine brasilianische Finalbeteiligung geben. Daneben liegen derzeit die grössen Hoffnungen auf weitere Medaillen im Fussball und Volleyball der Männer. Im Segeln gab es bereits heute Bronze für Fernanda Oliveira und Isabel Swan. Abermals eine Medaille, die von vorne herein keineswegs eingeplant war.
Mehr zum Bronzegewinn und den silbernen Garantien am Ende des Berichtes, zuerst jedoch Meldungen und Ergebnisse anderer Sportarten mit brasilianischer Beteiligung im Überblick.
Wie bereits in den vergangenen Berichten beginnen wir auch heute mit der Leichtathletik. Im Finale im Stabhochsprung der Frauen ist Fabiana Murer an 4.65m gescheitert. Zuvor sorgte die Athletin für einige Unruhe in der Wettkampfzone, nachdem einer ihre Stäbe verschwunden, bzw. nicht in der vorgesehenen Box aufzufinden war. Nach einer intensiven Suche und mehreren Diskussionen mit den Wettkampfrichtern konnte sie bei den nachfolgenden Sprüngen nicht mehr die notwendige Konzentration aufbauen und schied frühzeitig mit lediglich 4,45m übersprungener Höhe auf Rang 9 aus.
In Runde 2 über 200m der Männer war der brasilianische Sprinter Sandro Viana heute der Konkurrenz nicht gewachsen und schied mit 21,07 Sekunden und Platz 30 in der Gesamtwertung aus. Sein Teamkollege Bruno Lins war bereits mit 21,15 Sekunden im Runde 1 ausgeschieden. Auch über 400m der Männer konnte sich Fernando Almeida mit 46,60 Sekunden und Rang 46 in der Gesamtwertung nicht für die Runde 2 qualifizieren. Dies jedoch gelang Anselmo Gomes Silva über 110m Hürden der Männer. Mit 13,81 Sekunden schaffte er den Einzug in die nächste Runde und kämpft morgen um den Einzug ins Halbfinale.
Im Dreisprung der Männer hat sich Jadel Gregório mit 17,15m für das Finale qualifiziert. Damit liegt er nach der 1. Runde auf dem 9. Platz, blieb aber weit unter seiner persönlichen Bestleistung von 17,90m. Der zweite Brasilianer in der Konkurrenz, Jeferson Sabino schied mit 16,45m und Rang 28 in der Gesamtwertung jedoch direkt aus.
Im Triathlon der Frauen kam Mariana Ohata nicht über einen 39. Platz hinaus. Die 29-jährige benötigte für die Strecke, bei der 1.500m Schwimmen, 40km Rad fahren und 10km Laufen auf dem Programm steht, 2:07:11.92 Stunden. Bereits in Athen wurde sie in diesem Wettbewerb nur 37. Heute lag sie 8:44.26 Minuten hinter der Siegerin Emma Snowsill aus Australien.
Zum Tischtennis: Die Brasilianerin Mariany Ninaka hat ihr Auftaktspiel gegen Ruta Paskauskiene aus Litauen klar mit 0:4 Sätzen verloren und ist damit bereits in der ersten Runde ausgeschieden. Die 20-jährige aus São Paulo belegte in Athen vor 4 Jahren im Doppel Rang 25. In diesem Jahr nehmen die brasilianischen Tischtennisfrauen jedoch nicht am olympischen Teamwettkampf teil.
Im Kanu C1 der Männer fanden heute ebenfalls die Vorläufe statt. Im Rennen über 1.000m kam dabei Nivalter Santos als einziger Brasilianer im Feld mit 4:14,407 Minuten als Sechster ins Ziel. Damit konnte er sich für das Halbfinale am Mittwoch qualifizieren. Der 21-jährige aus São Vicente startet morgen zudem im C1 auch über 500m.
Im Synchronschwimmen liegt das brasilianische Duett Nayara Figueira und Lara Teixeira nach der „technischen Kür“ in der Gesamtwertung auf Rang 12. Die Bronze-Gewinnerinnen der pan-amerikanischen Spiele im vergangenen Jahr dürften sich allerdings bei der starken Konkurrenz in China keine Medaillenhoffnungen machen. Derzeit führt Russland vor Spanien und Japan. Morgen steht die „freie Kür“ auf dem Programm, um die Medaillen wird am Mittwoch im Finale geschwommen.
Beim Turmspringen der Männer stand heute die Vorausscheidung von 3m-Brett auf dem Programm. Der einzige brasilianische Teilnehmer Cesar Castro landete jedoch abgeschlagen auf dem 24. Platz und konnte sich damit nicht für das Finale qualifizieren. Für den 26-jährigen aus der Hauptstadt Brasília ist damit das Abenteuer „Olympia“ bereits wieder beendet. Vor vier Jahren in Athen wurde er Neunter.
Beim Springreiten in der Einzelwertung war Rodrigo Pessoa auf „Rufus“ an der letzten Hürde das Glück nicht mehr hold. Nach einem bis dahin fehlerfreien Ritt kassierte er dort 4 Strafpunkte, zudem kamen 2 Strafpunkte für eine Zeitüberschreitung hinzu. Nachdem er sich gestern auf Rang 3 vorgearbeitet hatte, liegt er nun mit insgesamt 7 Strafpunkten auf Rang 7. Bernado Alves auf „Chupa Chup“ kommt nach den 3 Qualifikationsprüfungen auf 20 Strafpunkte und Rang 27. Beide haben sich damit für das Finale am Donnerstag qualifiziert. Ausgeschieden ist jedoch Camila Benedicto auf „Bonito Z“, die heute wie Alves ebenfalls 8 Penalties bekam und mit 27 Strafpunkten ihre Teilnahme an dem olympischen Wettbewerb auf Rang 38 beendet.
Die brasilianischen Handballer haben ihr letztes Vorrundenspiel gegen Spanien denkbar knapp mit 35:36 verloren. Damit liegt die Seleção in der Gruppe A auf Rang 5 und ist somit aus dem Turnier ausgeschieden. Nach Niederlagen gegen Frankreich, Polen, Kroatien und wie eben erwähnt Spanien konnten die Brasilianer lediglich gegen China gewinnen. In der Gesamtwertung werden sie auf Rang 11 geführt.
Die Volleyballer sind dagegen weiterhin auf Erfolgskurs. Mit 25:22, 25:21 und 25:23 besiegten die Brasilianer die bundesdeutsche Auswahl glatt in 3:0 Sätzen. Während sich Deutschland damit aus dem Turnier verabschiedete, beendet die Seleção die Vorrunde in Pool B als Tabellenführer. Der Olympiasieger von 2004 trifft nun im Viertelfinale am Mittwoch auf Gastgeber China.
Im Beachvolleyball der Männer konnten beide brasilianischen Duos das Halbfinale erreichen. Márcio Araújo und Fábio Luiz schlugen Gosh und Horst aus Österreich mit 22:20 und 21:17. Ebenso klar besiegten Ricardo und Emanuel die US-Amerikaner Gibb und Rosenthal mit 21:18 und 21:17. Eines der Gewinnerduos hat damit sogar bereits jetzt die Finalteilnahme und mindestens die olympische Silbermedaille sicher. Denn durch den Turnierplan treffen beide brasilianische Teams nun im Halbfinale aufeinander. Der Verlierer dieser in Brasilien natürlich derzeit heiss diskutierten Partie spielt zudem um die Bronzemedaille. Das rein brasilianische Halbfinale findet am Mittwoch statt.
Ebenso sicher haben die brasilianischen Fussballfrauen die Silbermedaille. Denn die „Seleção feminina“ fegte Weltmeister Deutschland im Halbfinale mit 4:1 (1:1) vom Platz. Schon in der 10. Minute ging Deutschland heute mit 1:0 durch ein Tor von Birgit Prinz in Führung. Die Kapitänin der deutschen Elf wollte nach zwei dritten Plätzen in Sydney und Athen heute endlich den in ihrer Karriere fehlenden Finaleinzug ins olympische Turnier perfekt machen. Die verhalten gestarteten Brasilianerinnen kamen jedoch im Verlauf der ersten Halbzeit immer besser ins Spiel und konnten kurz vor dem Pausenpfiff durch Formiga (44.) verdient ausgleichen.
Zu Beginn der zweiten 45 Minuten versuchte Deutschland erneut Druck aufzubauen, wurden jedoch bei ihren Bemühungen eiskalt ausgekontert. Bereits in der 49. Minute brachte Cristiane die Vize-Weltmeisterinnen in Führung, Weltfussballerin Marta erhöhte 5 Minuten später zum 3:1. Mittlerweile war Brasilien spielerisch und kämpferisch den deutschen Frauen deutlich überlegen. Und nachdem in der 76. Minute Cristiane den 4:1 Endstand herstellte, war die Revanche des verlorenen Finalspiels vom vergangenen Jahr endgültig gelungen.
Damit ist die Revanche des verlorenen Finalspiels vom vergangenen Jahr geglückt. Nach der Silbermedaille in Athen wollen Marta, Cristiane und Co. nun natürlich endlich nach dem ersehnten Gold greifen. Gegner im Finale des olympischen Fussballturniers ist die Auswahl der USA, die Japan mit 4:2 bezwang. Am Donnerstag spielen Deutschland und Japan um 18 Uhr Ortszeit um Bronze, das Endspiel findet danach um 21 Uhr statt.
Zum Segeln: Fernanda Oliveira und Isabel Swan haben eine weitere Medaille für Brasilien bei den diesjährigen olympischen Spielen erkämpft. Das Duo, welches in der 470-Klasse antrat, sicherte sich heute überraschend Bronze. Nach den ersten zehn Regatten lagen die beiden Brasilianerinnen bereits auf Rang 3 und konnten diesen durch einen 1. Platz im “Gold Race” auch souverän verteidigen. Gold holten Elise Rechini und Tessa Parkinson aus Australien vor Marcelien de Koning und Lobke Berkhout aus den Niederlanden.
Es war die insgesamt 15. Medaille bei olympischen Segelwettbewerben für Brasilien und zudem die allererste für brasilianische Seglerinnen. Auch darum wurde die Bronzemedaille von den beiden wie Gold gefeiert. Nicht nur, dass sie als krasse Aussenseiter zur Olympiade kamen und selbst von ihrem Erfolg überrascht wurden – auch die Freude darüber, dass sich die lange Vorbereitungszeit gelohnt hatte, liess das Duo euphorisch jubeln. Höhepunkt der “Siegesfeier” auf dem Wasser war das Umkippen ihres Bootes und der erfrischende Sprung ins Wasser.
Für Bruno Fontes lief es weitaus schlechter. In der Laser-Klasse standen heute 4 Regatten auf dem Programm, die 10. und letzte wurde jedoch ersatzlos gestrichen. Nach 9 Regatten liegt er abgeschlagen auf Rang 27 und konnte sich damit nicht für das abschliessende Rennen um die Medaillen qualifizieren.
Und ganz zum Schluss noch die Zwischenstände beim Windsurfen in der RS:X-Klasse. Patricia Freitas liegt bei den Frauen nach 9 von 10 Rennen auf Rang 18 und hat damit kaum noch Chancen, dass Finale zu erreichen. Bei den Männern liegt Ricardo Winick ebenfalls nach 9 von 10 Rennen auf Rang 5. Nur 10 Punkte trennen ihn derzeit von einem Medaillenplatz, der dann im abschliessenden „Medal Race“ ermittelt wird. Die 10. Regatta der Männer und Frauen findet morgen statt, das Finale ist für Mittwoch geplant.
Dietmar Lang für BrasilienPortal
Fotos Divulgação COB