Nach Diego Hypólito hat auch seine Schwester Daniela Hypólito und mit ihr die gesamte Mannschaft im Kunstturnen der Frauen bei den olympischen Spielen gepatzt und bereits in Qualifikationsrunde komplett ausgeschieden. Experten sagen nun einen Gererationswechsel im brasilianischen Kunstturnen voraus.
Bei der „Trofeú Brasil“ Ende Mai in Toledo im Bundesstaat Paraná war die Präsidentin des brasilianischen Gymnastikverbandes CBG, Luciene Resende, noch voller Optimismus gewesen. Man wolle so viele Medaillen wie möglich gewinnen, hatte sie in einem Exklusiv-Interview mit dem BrasilienPortal betont. Nach dem Ausscheiden von Doppelweltmeister Diego Hypólito und der ganzen Frauen-Equipe dürfte sie nun andere Töne anschlagen. Mit Arthur Zanetti und Sergio Sasaki sind nunmehr nur noch zwei Brasilianer in den olympischen Wettkämpfen vertreten. Und hier wäre der Gewinn einer Medaille eine Riesensensation.
Schon vor der Olympiade stand fest, dass gerade die brasilianischen Kunstturnerinnen den Anschluss an die Weltelite verloren haben. Doch als eine der besten acht Teams hatte man ins Mannschaftsfinale kommen wollen, zudem boten sich die Möglichkeiten im Einzelmehrkampf und im Einzelwettbewerb an einem der sechs Geräte. Doch in den Ergebnislisten muss man schon sehr weit herunterscrollen, um die brasilianischen Sportlerinnen zu entdecken. Noch nicht mal für einen Platz als Ersatzkandidatin hat es gereicht.
Im Mannschaftswettbewerb findet sich das größte Land Südamerikas auf dem 12. und damit letzten Rang wieder. Bruna Leal, Daiane dos Santos, Daniele Hypólito, Ehtiene Franco und Harumi de Freitas konnten damit keinesfalls die schon geringen Erwartungen erfüllen. Eine Mannschaft, wo gleich drei gute Sportlerinnen fehlten. Franco und de Freitas mussten für Laís Souza und Adrian Gomes einspringen, die sich vor den wichtigsten Wettkämpfen seit vier Jahren verletzt hatten. Und Jade Barbosa durfte erst gar nicht mit nach London, da sie eine Erklärung des Verbandes, die entsprechende Uniform des Sponsoren zu tragen, nicht unterschrieben hatte. Wie wichtig ist den Athletinnen nun der Erfolg Brasiliens in der „artistischen Sportgymnastik“, wenn schon irgendwelche bürokratischen Feinheiten das Mannschaftsbild zerstören können?
Diese Frage stellen sich am heutigen Sonntag einige Experten und Journalisten in Brasilien. Und auch Luciene Resende schien mit der derzeitigen Situation nicht zufrieden und schaute im Gespräch mit dem BrasilienPortal lieber in die Zukunft. Dabei hatte sie unter anderem die erst 13-jährige Rebeca Andrade hervorgehoben, ihrer Meinung nach eine Kandidation für Rio 2016. Und sie verwies auf Leistungszentren für Kinder, um bereits heute Talente für die Olympiade 2020 zu entdecken und zu fördern.
Denn die Ära einer Daniela dos Santos (29) oder Daniela Hypólito (27) scheint endgültig vorbei. Ob jedoch aktuelle Talente wie Ethiene Franco (20), Bruna Leal (19) oder Harumi de Freitas (17) in den kommenden Jahres für Brasilien bessere Ergebnisse erzielen können, ist mehr als zweifelhaft. Denn sie waren bis auf eine Ausnahme noch schlechter als die „erfahrenen“ Athletinnen oder sind in den Einzeldisziplinen gar nicht angetreten. Schaut man auf die Einzelwertungen des heutigen Tages, dann liegt Brasilien durchweg im unteren Mittelfeld. Am Boden schaffte es Daiane dos Santos gerade einmal auf Rang 17, am Stufenbarren belegt sie noch vor Ehtiene Franco und Daniele Hypólito Rang 54! Und letztere wird am Sprungtisch ebenfalls nur auf Rang 23 geführt. Auch im Mehrkampf zeigt sich ein erschreckendes Bild. Hier zumindest hatte Bruna Leal mit Rang 36 knapp die Nase vor den beiden Nachplatzierten Daniele Hypólito und Ethiene Franco.
Das ist trotz unbändigem Zweckoptimismus seitens der Verantwortlichen unzählige Welten von einem Finale entfernt und ein ganzes Universum von einer Medaille bei Olympischen Spielen! Und auch der ehemalige Kunstturner Cedrick Willian vom auf diese Sportart renommierten „Gym Blog Brazil“ fordert in einem Eintrag zu den heutigen Geschehnissen zügige Veränderungen: „Ich denke, der olympische Zyklus hat nun geendet. Ab genau diesem Moment ertappe ich mich in der Hoffnung auf eine neue Generation von brasilianischen Kunstturnerinnen. Eine bessere Generation, die die Jetzige ersetzt!“