London, 08. August 2012 Adriana Araújo hat am Mittwoch (8.) brasilianische Boxgeschichte geschrieben und mit Bronze nach 44 Jahren die erste Medaille für Brasilien in dieser Sportart geholt. Zugleich war es für das größte Land Südamerikas das 100. Edelmetall bei Olympischen Spielen. Die überglückliche Sportlerin machte jedoch nach dem Kampf auch ihrem Ärger gegenüber dem brasilianischen Verbandspräsidenten Luft.
Noch nie hatte man Adriana Araújo nach einem verlorenen Kampf glücklicher gesehen. Obwohl im Halbfinale im olympischen Boxwettbewerb in der Gewichtsklasse bis 60 Kilogramm der Russin Sofya Ochigava mit 17:11 klar unterlegen war, strahlte die 30-jährige über das gesamte Gesicht und warf triumphierend die Arme in die Höhe. Mit dem letzten Gong hatte sie sich Bronzemedaille verdient – das erste Mal für einen brasilianischen Boxer seit 1968. Der verpasste Finaleinzug des Leichtgewichts gegen die klare Favoritin und aktuelle Vize-Weltmeisterin wurde dabei zur Nebensache. Zudem holte sie die 100. Medaille für ihr Heimatland bei einer Olympiade.
Edelmetall hatte Araújo durch ihren Einzug ins Halbfinale bereits sicher gehabt, am Mittwoch war es nur noch darum gegangen, die Farbe zu ändern. Aber auch mit Bronze zeigte sich die Sportlerin, die zunächst mit Fußball begonnen und dann das Spielfeld gegen Ring eingetauscht hatte, mehr als zufrieden. Allerdings sparte sie anschliessend auch nicht mit Kritik. „Der Boxsport muss mehr gewürdigt werden, vor allem vom Verbandspräsidenten. Er hat mich verachtet und das mehrfach. Er hat gesagt, ich hätte nicht das Zeug, mich (für die Olympischen Spiele) zu qualifizieren. Nur damit er den Mund hält, habe ich mich qualifiziert und eine Medaille errungen. Die Menschen in Brasilien müssen wissen, wie man in die (Olympia-)Auswahl kommt. Ich bin über mich herausgegangen, weil er gesagt hatte, ich hätte überhaupt keine Chance. Aber ich habe nicht nicht auf das gehört, was er gesagt hat. Er hat mich wiederholt gedemütigt und mir angedroht, mich aus der Mannschaft zu nehmen“ so Araújo über Mauro José da Silva, Präsident der Confederação Brasileira de Boxe (CBBoxe).
Ihr Trainer Luiz Dórea hat die Aussagen der Sportlerin bereits bestätigt und da Silva als „Diktator“ bezeichnet, der den Sport nicht respektieren würde. Zudem habe er auch keinerlei Respekt vor den Athleten. Seine Boxerin habe viele Schwierigkeiten und Demütigungen auf dem Weg zur Olympiade überwinden müssen, schon allein aus diesem Grund sei die Bronzemedaille Gold wert. Vor den Spielen hätte sie keinesfalls darüber reden dürfen, sie wäre sofort aus der Mannschaft geflogen. Glücklicherweise sei dies nun vorbei und vor allem die Wahlen nicht mehr fern, so Dórea in Anspielung auf die Amtszeit da Silvas, die im Dezember endet.
Neben Araújo hat auch ihr männlicher Kollege Esquiva Falcão das Halbfinale erreicht. Mit ebenfalls Bronze in der Tasche kämpft auch er am Freitag gegen Anthony Ogogo aus Großbritannien um den Finaleinzug. Sein älterer Bruder Yamaguchi Falcão könnte am kommenden Mittwochabend (8.) im Leichtschwergewicht (81kg) ebenfalls ins Halbfinale einziehen und sich damit eine Medaille sichern. Dafür muss er jedoch zunächst den Kubaner Julio la Cruz Peraza bezwingen.