Wer weiß, was er oder sie im Sommer in zwei Jahren machen wird? Die Urlaubsplanungen sind zumeist nicht auf Jahre, sondern auf einige Monate ausgedehnt. Ganz anders sieht es da bei internationalen Veranstaltungen wie einer Fußballweltmeisterschaft oder den Olympischen Spielen aus. Letztgenannte sollen im Sommer 2016 in Rio de Janeiro stattfinden. Und wie auch bei der WM-Endrunde in diesem Jahr in Brasilien gibt es bereits im Vorfeld erhebliche Kritik an den baulichen Fortschritten in der Metropole.
Das Internationale Olympische Komitee (IOC) wurde von den Verbänden der olympischen Sommersportarten (ASOIF) ernsthaft darauf hingewiesen, dass die Baumaßnahmen für die Wettkampfanlagen stark in Verzug seien, sofern sie denn bereits begonnen hätten. Hauptkritikpunkte sind wie auch bei der WM die Infrastruktur, der Transport, die Hotelsituation in Rio und ganz speziell für Olympia die Wasserqualität in der Guanabara-Bucht.
ASOIF-Präsident Francesco Ricci Bitti wählte bei der Sitzung der Verbände in Belek deutlich. Er sprach von der „kritischsten Situation“ seit 20 Jahren und rief lautstark nach einem „Plan B“.
Laut Agberto Guimarães, dem Sportdirektor der Sommerspiele 2016, müsse man sich aber sowohl bei Fans als auch Funktionären keine Sorge um die Spiele machen. „Was die Leute aber verstehen müssen, ist, dass sich die Stadt in einer großen Renovierung befindet“, sagte Guimarães: „Die Wettkampfstätten, die gebaut werden müssen, sind nicht so kompliziert. Wir können es schaffen, aber wir dürfen nicht weiter Zeit verlieren.“
Auch der deutsche IOC-Präsident Thomas Bach sprach nicht von der Verteilung von „Gelben Karten“ oder von einem vorhandenen Ausweichplan. Konkret wurde er jedoch auch nicht: „Was ich kategorisch sagen kann, ist, dass wir alles dafür tun, um die Spiele zu einem Erfolg zu führen. Dafür haben wir die Maßnahmen beschlossen.“
Diese Maßnahmen sind verschiedene Arbeitsgruppen, die den Fortschritt der Baumaßnahmen überwachen sollen. Dazu soll der Direktor der Olympischen Spiele im IOC Gilbert Felli in den kommenden zwei Jahren vermehrt vor Ort aktiv sein. Ein erster Besuch soll schon in den kommenden Wochen stattfinden. Hinzukommen soll ein Entwicklungsmanager und die bessere Zusammenarbeit der internationalen Sportverbände im Vorfeld. Ähnlich war es auch bei den diesjährigen Winterspielen im russischen Sotchi.
Auch „mit den brasilianischen Partnern“ solle noch besser kommuniziert und zusammengearbeitet werden. Felli meinte dazu: „Wir wollen nicht mit dem Finger auf irgendwen zeigen. Wir sehen das Potenzial und wollen helfen.“
Und auch Bach ergänzte, dass es am Ende des Tages „um die Sicherstellung der Spiele“ gehe. „Wir glauben weiter, dass die Spiele sehr erfolgreich sein können“, sagte der Mannschafts-Olympiasieger im Fechten 1976. Sportdirektor Guimarães, der als einziger Vertreter der Organisatoren aus Rio angereist war, ergänzte schließlich: „Ich habe keine Zweifel daran, dass wir die Wettkampfstätten rechtzeitig fertigstellen. Die Task Force ist nicht dazu da, um Druck auf uns auszuüben, sondern um uns zu helfen. Es ist nicht das erste Mal, dass das IOC Arbeitsgruppen installiert.“
Zudem sei auch Thomas Bach sicher, dass „die Spiele der Stadt ein großes Erbe“ geben werden. „Wie einst in Barcelona“, erinnerte der Deutsche an die verbesserte Infrastruktur, den besseren Arbeitsmarkt und den gesteigerten Tourismus in der katalanischen Metropole seitdem die Spiele 1992 dort zu Gast waren.