Sie haben es mit einem Eimer Wasser versucht und auch mit dem Feuerlöscher. Gelungen ist es ihnen aber nicht, die Flamme der olympischen Fackel zu löschen. Die ist mit einem System ausgestattet, das den Versuch beinahe unmöglich macht, die Fackel zu besiegen. Aber nur beinahe. Ausgegangen ist die Flamme bei ihrer Reise durch Brasilien nämlich schon ein paar mal – allerdings von alleine.
Gegen starken Wind und auch gegen Regen oder andere widrige Umstände sei die Flamme gewappnet, heißt es. Wie ein großes Feuerzeug wird sie mit einem Treibstoff betrieben. Schon an ihrem ersten Tag bei der „Tour de Brasil“, am 3. Mai, hat das System aber nicht so ganz mitgespielt. Plötzlich war die Fackel mit den Symbolen Brasiliens, der Sonne, den Bergen und dem Zuckerhut, dem Meer und den Wellen der Promenade der Copacabana ohne Flamme.
Also wurde die Fackel in Brasília kurzerhand gegen eine andere der über 12.000 eigens für den Event produzierten Fackeln ausgetauscht. Später ist das dann noch einmal passiert. Da war sie schon in Rio de Janeiro, der Gastgeberstadt der diesjährigen olympischen Spiele.
Eine große Schmach ist das Erlöschen aus unersichtlichen Gründen aber nicht. Passiert ist das auch schon in einem Hochtechnikland, damals vor der Olympiade in London im Jahr 2012 und wahrscheinlich auch schon in anderen Städten anderer Kontinente.
Die meisten der tausende Kilometer auf brasilianischen Boden hat das olympische Feuer aber ohne jegliche Probleme zurück gelegt. Sie hat die Tropfsteinhöhle “Gruta do Lago Azul“ in Bonito erhellt, ist in den kristallinen Gewässern des Pantanals von Schwimmern in die Höhe gehalten worden, wurde von Hubschraubern aus abgeseilt, ist mit dem Kanu durch den Amazonas-Regenwald geführt und auch in die Wipfel der Regenwaldgiganten hinauf gebracht worden.
Im Süden Brasiliens haben Athleten, Berühmtheiten und ganz normale Menschen die Fackel durch den winterlichen Frost getragen. Im Norden war der Fackellauf durch die Hitze des Äquators begleitet und im Pantanal haben Indios eine eigene Zeremonie für sie abgehalten. Am Ende wird es heißen, es war eine schöne Reise durch über 300 Städte und an zahlreichen Postkartenmotiven des vielfältigen Landes vorbei. Nach 95 Tagen wird sie bis zum 5. August 20.000 Kilometer zu Land und 16.000 Kilometer im Flugzeug zurück gelegt haben.
Im Flugzeug ist es aber nicht die Fackel, die brennt. Mit ihm wird vielmehr die Flamme transportiert, die im Olympia-Tempel in Griechenland entzündet worden ist. Sie ist auf vier Laternen aufgeteilt, an denen bei jedem Stopp die 1,5 Kilogramm schweren und 69 Zentimeter hohen Fackeln wieder neu entzündet werden, bevor sie beim Staffellauf von Hand zu Hand weiter gereicht werden.
Für die Sicherheit des olympischen Feuers sorgen rund um die Uhr, 24 Stunden am Tag, dutzende Polizisten, Soldaten und Sicherheitskräfte. Auch der Fackellauf wird von einem Aufgebot an Polizisten begleitet. Die sind schon ein paar Mal zum Einsatz gekommen, zum Beispiel Ende Juni in Maracaju, im Bundesstaat Mato Grosso do Sul.
Da hat ein Mann mit einem Eimer Wasser versucht, die Flamme zu löschen. In Joinville, in Santa Catarina, hat ein anderer Mann einen Feuerlöscher benutzt. Auch in Cascavel, Curitiba und Porto Alegre haben ein paar Menschen zu Wasser und Feuerlöschern gegriffen.
Geglückt ist ihnen ihr Vorhaben nicht. Stattdessen wurden sie jedesmal schnell von den Sicherheitskräften überwältigt und abgeführt. Ein paar von ihnen mussten eine oder mehrere Nächte im Gefägnis verbringen, bevor sie gegen Kaution wieder freigelassen wurden. Jetzt müssen sie sich vor Gericht verantworten, wegen dem Versuch öffentliches Gut zu schädigen. Die Rechtslage ist aber unklar. Einen eigenen Paragraphen über das Löschen einer olympischen Fackel gibt es im brasilianischen Gesetzeswerk nicht.
Doch was bringt die Menschen dazu, zu versuchen, das Symbol des Friedens und der Einigkeit löschen zu wollen? Er habe gegen die Interimsregierung Michel Temers und gegen die Amtsenthebung Präsidentin Dilma Rousseffs protestieren wollen, sagt einer der Fackellöscher.
Andere begründen ihre Aktion mit einer Kritik an der Olympiade in Rio de Janeiro, die in einer Zeit der wirtschaftlichen und politischen Krise stattfindet. Statt das Geld für den Sportevent auszugeben, sollte es ihrer Meinung nach in die mangelhaften sozialen Strukturen investiert werden.
In Curitiba hat sich über die sozialen Netzwerke eine kleine Gruppe gebildet, die zum aktiven Boykott des Fackellaufes aufgerufen hat, aus der Unzufriedenheit mit der politischen und wirtschaftlichen Lage heraus, wie sie schreiben.
Sie wollten eigentlich mehrere Menschen dazu animieren, die Flamme der Fackel zu löschen. Sogar Geld haben sie gesammelt, um die Kaution bei einer möglichen Festnahme zu bezahlen. Einen mißglückten Versuch soll es dann auch gegeben haben.
Die große Mehrheit aber jubelt dem olympischen Symbol zu wo es vorbei kommt. Dutzende, hunderte und teilweise auch tausende Menschen begleiten die Fackelträger in den Städten und auch an den Postkartenmotiven vorbei.
Getrübt wurde der Trubel nur einmal. Das war in Manaus. Dort hat das Militär bei der Zeremonie im “Centro de Instrução de Guerra na Selva” zwei gefleckte Jaguare neben einem Fackelträger zur Schau gestellt. Einer von ihnen, mit Namen Juma, wurde kurz später erschossen.
Als er wieder zurück in den Zoo der militärischen Einrichtung gebracht werden sollte, hat er sich von seiner Kette gelöst und soll einen Soldat oder Tierpfleger angegriffen haben. Nicht nur Tierschützer haben daraufhin über das Internet heftig gegen die Zurschaustellung von Wildtieren protestiert. Geholfen hat es nicht viel.
Zwei Tage später gab es Fotos von eimem Schwimmer mit der erhobenen Fackel neben einem Boto, einem Flußdelphin. Auch dagegen wollten ein paar der insgesamt weniger als zehn Fackellöscher protestieren.