Sie sind starke Frauen, und sie gehören zu den ältesten Brasiliens. Vier von ihnen, haben mit einem strahlenden Lachen im Gesicht die olympische Fackel getragen. Alle vier sind Anfang des vergangenen Jahrhunderts geboren und über hundert Jahre alt. Jetzt haben sie mit ihrer Beteiligung am Fackellauf einmal mehr Geschichte geschrieben.
Vor 106 Jahren ist Dona Eva Maria de Oliveira Conceição als Enkelkind von Sklaven auf die Welt gekommen. Sie ist die letzte der Nachkommen des Quilombola in Armação dos Búzios im Bundesstaat Rio de Janeiro. Zwölf Kinder hat sie groß gezogen und mit ihrer Arbeit auf dem Feld ernährt.
Damals gab es keinen Strom, musste sie das Wasser aus einem Brunnen hochschöpfen und in Tontöpfen zum Haustragen. Doch an Essen hat es nie gemangelt, wie sie in einer Reportage erzählt. Feldfrüchte und Fische kamen auf den Tisch und wenn einer der Nachbarn ein Rind geschlachtet hat, gab es für alle Fleisch.
Weil ihre Geburt erst registriert wurde, als sie schon sechs Jahre alt war, ist sie ihrem Ausweis nach „nur“ 100 Jahre alt. Darüber, dass die Präfektur von Búzios sie für den Fackellauf ausgewählt hatte, war sie zunächst nur wenig begeistert. Sie sei zu alt für solche Dinge, hat sie klar gestellt.
Am Montag (1.) zeigte sich Dona Eva dann doch erfreut. Mit Helfern zu ihrer Seite und die Fackel in der Hand ist sie stolz voran geschritten.
Die drei Jahre jüngere Florisbela Lima war hingegen von Anfang an von der ihr zugedachten Aufgabe begeistert. Sie ist im Mai 1913 in João da Barra auf die Welt gekommen und vor 20 Jahren nach Rio das Ostras im Bundesstaat Rio de Janeiro gezogen.
Kaum konnte sie es bis zu ihrem großen Auftritt erwarten. Strahlend und mit langen, wehenden Haaren ist sie mit der Fackel in der Hand langsam gelaufen, während sie immer wieder mit der freien Hand den staunenden Zaungästen zugewunken hat.
Trotz ihrer 103 Jahre strahlt Dona Flor nach wie vor Kraft aus. Noch heute macht sie fast alles alleine, steht um fünf Uhr morgens auf und will nichts vom Ruhestand wissen. Auch sie hat auf dem Feld gearbeitet, Zuckerrohr geschnitten und gepflanzt.
Fünf Kinder hat sie groß gezogen. Erst mit 94 Jahren hat sie gelernt, ihren Namen zu schreiben. Weiter zur Schule gegangen ist sie dann aber doch nicht, weil der Unterricht abends gewesen wäre und ihr es zu gefährlich gewesen sei, nachts das Haus zu verlassen, wie sie erzählt.
Die dritte im Bunde der über hundertjährigen Fackelläufer im Bundesstaat Rio de Janeiro war Ruth Faria. Sie ist in einem Búzios ohne Strom, fließend Wasser und Asphalt aufgewachsen. Alles war schwerer, erinnert sie sich. Die Natur, die sei aber schöner gewesen.
Langsam ist sie gegangen und von Helfern gestützt. Die haben ihr auch geholfen, die Fackel zu halten. Doch Dona Ruth hat es sich nicht nehmen lassen, die Strecke bis zur vorgesehenen Übergabe der Fackel an den nächsten Läufer zu gehen.
Die offiziell älteste Fackelträgerin Brasiliens ist Aida Gemanque Mendes, “Vovó Iaiá“, wie sie genannt wird. Sie hat es schon vor ein paar Jahren zur Berühmtheit geschafft. Damals ist sie mit 100 Jahren Fallschirm gesprungen, was ihr die Aufnahme ins Guiness-Buch der Rekorde eingebracht hat.
Jetzt mit 106 Jahren hat sie noch einmal Geschichte geschrieben. In Macapá, im Amazonas-Bundesstaat Amapá hat sie ebenso bei einer feierlichen Zeremonie die Fackel an der Laterne mit dem olympischen Feuer entzündet. So etwas hätte sie nicht erwartet, erklärte sie Freudestrahlend nach ihrer Beteiligung am Fackellauf.