Brasilien siegt nach Nervenkrimi mit 4:3 gegen Ägypten

BloemfonteinBrasilien hat sein Auftaktspiel beim Confed-Cup in Südafrika erst nach einem Nervenkrimi gewinnen können. Die Seleção bezwang den überraschend starken Afrikameister Ägypten sprichwörtlich in letzter Sekunde dann doch noch mit 4:3 (3:1). Damit sichert sich Brasilien drei wichtige Punkte auf dem Weg ins Halbfinale der Mini-WM. Zuvor stehen jedoch am Donnerstag (16 Uhr MESZ) und Sonntag (20.30 Uhr MESZ) zwei weitere Gruppenspiele gegen Nordamerikameister USA und Weltmeister Italien auf dem Turnierplan.

Trainer Carlos Dunga setzte bei der Aufstellung auf die gewohnte Riege, die sich bereits in den beiden letzten Qualifikationsspielen gegen Uruguay und Paraguay bewährt hatte. So war Lucio vom FC Bayern München wie gewohnt Kapitän und Abwehrchef, Kaká präsentierte sich an zentraler Stelle und ganz vorne sollten Robinho und Luis Fabiano für die Tore sorgen. Newcomer Alexandre Pato musste zunächst auf der Bank Platz nehmen.

Das Spiel begann im bei weitem nicht ausverkauften Free State – Stadion von Bloemfontein zunächst viel versprechend. Brasilien nahm sofort das Heft in die Hand und drängte aufs gegnerische Tor. Und die Mühe wurde fast auf dem Fuss belohnt. Bereits in der 5. Minute setzte sich Kaká in einer wunderschönen Einzelaktion gegen drei Abwehrspieler durch und erzielte den 1:0 Führungstreffer.

Doch die Freude währte nicht lange. Ein krasser Fehler in der brasilianischen Abwehr bescherte dem Afrikameister nur 2 Minuten später den Ausgleich. Riesige Lücken kamen dabei in der brasilianischen Hintermannschaft zum Vorschein, die auch für die kommenden Spiele nichts Gutes ahnen lassen. Ägypten kam ungehindert zur Flanke und der äusserst schnelle Mohamed Zidan war punktgenau mit dem Kopf zur Stelle. Der brasilianische Keeper Julio César hatte beim 1:1 keine Chance.

Ein offener Schlagabtausch schien sich anzubahnen und abermals war es Brasilien, die erneut vorlegten. In der 11. Minute verwandelte Luis Fabiano einen von Elano vollzogenen Freistoss zum erneuten Führungstreffer. Drei Tore waren für die Fans im Stadion in nur 11 Minuten zu bejubeln, die Stimmung war bereits auf dem Höhepunkt. Und die in Südafrika obligatorischen Zulu-Trompeten sollten die ganze Partie über nicht mehr verstummen. Zuschauer tanzten auf den Rängen, La Ola schwappte durchs Stadion – all dies wird man hoffentlich auch im kommenden Jahr bei der Weltmeisterschaft bewundern dürfen.

Doch nach den ersten 15 Minuten war unten auf dem Rasen allerdings erst einmal die Luft raus. Die Mannschaften agierten nun verhaltener, besonders die Seleção mied wichtige Zweikämpfe und profilierte sich durch immer häufigere Fehlpässe. Grosse Chancen konnten sich beide Seiten nicht herausarbeiten, Ägypten war nicht richtig gefährlich und Brasilien einfach zu langsam, die Abwehr der “Pharaonen“ zu knacken.

Erst in der 37. Minute kam wieder leben ins Spiel. Nach einem von Elano ausgeführten Eckball war Juan zur Stelle und erhöhte per Kopf zum 3:1. Nun sah Ägypten einer deutlichen Niederlage ins Gesicht und mobilisierte alle Kräfte. Dadurch erarbeiteten sie sich doch noch zwei gute Chancen, der Anschlusstreffer wäre fast noch in der Nachspielzeit geglückt, doch es blieb beim 2-Tore-Vorsprung zur Halbzeitpause.

Die zweiten 45 Minuten begannen genauso fulminant, wie die ersten beendet worden waren. Ägypten wollte sich mit dem Rückstand keinesfalls zufrieden geben und störte nun vehement das brasilianische Spiel. Dort wurden die Aktionen immer fahrlässiger, der Rekordweltmeister wurde immer mehr in die Defensive gedrängt. Verdientermassen wurde die Lässigkeit der Kanariengelben dann auch in der 54. Minute durch einen von der Strafraumkante abgefeuerten Flachschuss bestraft. Mohamed Shawky war der umjubelte Torschütze, der seinen Mitspielern verdeutlichte, dass das Spiel noch lange nicht zu Ende war. Und während Brasilien sich beim Wiederanpfiff vermutlich noch überlegte, wie man das Ergebnis nun über die Zeit retten könnte, passte Aboutreika auf Zidan. Mit ein paar schnellen Schritten kam er faktisch unbedrängt vors Tor und liess beim 3:3-Ausgleich dem überraschten Julio César keine Chance.

Während Ägypten nun auf den Siegtreffer schielte, raffte sich auch die brasilianische Fussball-Nationalmannschaft nochmals auf. Doch viel hatten sie nicht zu bieten, obwohl Dunga nach gut einer Stunde Spielzeit mit Alexandre Pato für Robinho und mit Ramires für Elano frische Offensivkräfte brachte. Erst in der 77. Minute hatte Kaká die grösste Chance, sein Volleyschuss flog jeder knapp über das Tor. Besser waren sie in Standardsituationen, durch sie ja bereits in der ersten Hälfte zwei Tore erzielt hatten. In der 88. Minute waren die Afrikameister mal wieder nicht zur Stelle und Lucio kam frei zum Schuss. Doch sein Ball wurde von Muhammadi auf der Torlinie mit dem Oberarm abgewehrt. Theatralisch liess er sich danach auf den Boden fallen und hielt sich schmerzverkrümmt den Kopf.

Und der Schiedsrichter fiel fast darauf rein, während die komplette brasilianische Mannschaft einen Strafstoss forderte. Der Unparteiische aus England wunde dann jedoch vermutlich durch den Knopf im Ohr über den tatsächlichen Sachverhalt aufgeklärt. Er entschied auf Elfmeter und zeigte dem Schauspieler die rote Karte. Und nun hatte Kaká den Sieg am Fuss. Der Weltklassespieler behielt die Nerven und verwandelte den Penalty in der 90. Minute zum befreienden 4:3 Endstand. Endlose vier Minuten liess Schiedsrichter Webb dann noch nachspielen und obwohl Ägypten abermals auf den Ausgleich drängte, rettete die Seleção die drei wichtigen Punkte über die Zeit.

Ein glücklicher Sieg für Brasilien. Die Kanariengelben zeigten abermals keinen Samba-Fussball und agierten wie in der letzten Zeit äusserst europäisch – das Erfolgsrezept von Trainer Carlos Dunga, der nun bereits seit genau einem Jahr keine Niederlage mehr mit ansehen musste. Besonders in Standardsituation ist Brasilien durch die Ecken und Freistösse eines Elano höchst gefährlich. In der Abwehr hatten Lucio und Juan jedoch alle Mühe mit dem gegnerischen Angriff, hier muss dringend daran gearbeitet werden. Und auch im Mittelfeld herrschte zeitweise das blanke Chaos.

Am Ende entschied die Seleção durch den berechtigten Handelfmeter das Spiel für sich. Spannung pur bis zum Schluss und sieben Tore waren den Zuschauern sichtbar eine echte Freude. Die brasilianischen Fans können aber mit Sicherheit bei den kommenden Partien auf einen solchen Nervenkrimi verzichten.

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Brasilien: Julio Cesar, Daniel Alves, Lúcio, Juan, Kleber (André Santos, 37’/2ºT); Gilberto Silva, Felipe Melo, Elano (Ramires, 17’/2ºT), Kaká, Robinho (Alexandre Pato, 17’/2ºT); Luís Fabiano
Trainer: Carlos Dunga

Ägypten:El Hadary, Hani Said, Gomaa, Ahmed Said; Fathi, Hassan (Ahmed Eid, 5’/2ºT), Shwanky, Hosni (El Mohamadi, 30’/2ºT), Moawad; Aboutrika, Zidan
Trainer: Hassan Shehata

Tore :
Kaká, 5’/1ºT (1-0); Zidan, 9’/1ºT (1-1); Luís Fabiano, 11’/1ºT (2-1); Juan, 36’/1ºT (3-1); Shwanky, 8’/2ºT (3-2); Zidan, 9’/2ºT (3-3); Kaká, 45’/2ºT (4-3)

Gelbe Karte: Moawad (EGY)
Rote Karte: El Mohamadi, 44’/2ºT (EGY)

Stadion: Free State Stadium, Bloemfontein (AFS)

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AutorIn: Dietmar Lang

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