Verdienter 3:0-Erfolg über Chile bringt Brasilien ins Viertelfinale

Seleção schlägt Chile und steht im ViertelfinaleBrasilien ist durch einen hoch verdienten 3:0 (2:0) – Erfolg über Chile ins Viertelfinale der Fussball-Weltmeisterschaft 2010 in Südafrika eingezogen. Torschützen gegen die aufopfernd kämpfenden „Rojas“ waren Juan (34.), Luis Fabiano (38.) und Robinho (59.). In der Runde der letzten Acht trifft die Seleção am Freitag zunächst auf Holland, bei einem Sieg wartet im Halbfinale Uruguay oder Ghana.

Der Rekordweltmeister ist weiter auf Titelkurs und präsentierte erstmalig bei der diesjährigen Weltmeisterschaft wahre Spielfreude. Die rund 54.000 Zuschauer im Ellis Park Stadion von Johannesburg sahen trotz kaltem Winterwetter bei etwa 5 Grad eine über weite Strecken explosive brasilianische Elf, die vor allem im Zusammenspiel harmonierte. Dabei musste Trainer Dunga abermals auf Elano verzichten, dessen Verletzung am Schienbein nach einem mehr als brutalem Foul im Spiel gegen die Elfenbeinküste immer noch nicht vollständig verheilt ist. Auch Felipe Melo, einer der Glanzpunkte im brasilianischen Mittelfeld, sah das Spiel von der Ersatzbank aus. Er hatte sich in der Partie gegen Portugal am Sprunggelenk verletzt, nach dem der eingebürgerte Brasilianer Pepe im voller Wucht auf den Knöchel getreten war. Die Lücken füllten Ramires und Daniel Alves, da auch Julio Baptista aufgrund einer Knieverletzung pausieren musste.

Brasilien startete wie so oft verhalten und benötigte rund 5 Minuten, um sich auf den Gegner in der rein südamerikanischen Partie einzustellen. Danach jedoch sicherte sich die Seleção zunächst den Ball, dann das Spiel. Trotzdem dauerte es über eine halbe Stunde, bis die Angriffsbemühungen belohnt wurden. Abermals zeigte sich der rechte Außenverteidiger Maicon von seiner besten Seite und setzte nachhaltige Akzente in der gegnerischen Hälfte. In der 34. Minute holte er einen Eckball heraus, der auch sofort selbst ausführte. Sein Ball traf den exzellent positionierten Juan, der zur Überraschung des chilenischen Keeper Bravo den Ball per Kopf mit unglaublicher Wucht direkt unter die Latte knallte und so den Führungstreffer markierte. „Das war toll. Es war ein wichtiges Tor, da das Spiel noch sehr eng war. Standardsituationen sind eine unserer Stärken“ erklärte der Innenverteidiger nach dem Spiel. Sein erstes Tor im Nationaltrikot widmete er seiner Familie.

Der Treffer lockerte auch sofort das Spiel merklich auf. Denn bereits vier Minuten später sollte dann auch schon die Vorentscheidung fallen. In der 38. Minute konnte sich Kaká endlich einmal durchsetzen und spielte den Ball steil von der Strafraumgrenze in Richtung Tor. Dort lauerte in den gegnerischen Abwehrreihen Luis Fabiano, der flink wie eh und je den herauslaufenden Keeper umkurvte und den Ball mit Genuss und ohne jede Hektik sicher aus 5 Metern über die Linie schob. Für den Profi von FC Sevilla war es der dritte Treffer im laufenden Turnier, den er mit Kaká ausgiebig bejubelte.

Mit dem komfortablen Vorsprung ging es dann auch in die Halbzeitpause. Nach dem Seitenwechsel drehte Chile einen Gang höher, kam jedoch zunächst gegen die gut positionierte Seleção nicht zum Zuge. Diese hingegen wollte sich ebenfalls nicht auf den beiden Treffern ausruhen. In der 59. Minute fasste sich dann Ramires ein Herz und stürmte alleine von der Mittellinie in Richtung gegnerisches Tor. Ohne Starallüren und ganz im Sinne des Mannschaftsgeistes versuchte er es nicht selbst sondern passte zum freistehenden Robinho, der geschickt aus 15 Metern den Ball am Keeper vorbei zum 3:0 ins Netz schlenzte. Es war sein insgesamt achter Treffer gegen Chile, nun liegt er gleichauf mit Fussball-Legende Pelé, der lange Zeit den ewigen Rekord für sich alleine beanspruchen konnte. „Ich bin glücklich über das Tor und den Sieg der Mannschaft. Es ist ein Gegner der mir immer Glück bringt, ich schiesse immer Tore gegen Chile“ erläuterte Robinho in der Mixed-Zone nach Spielende das befreiende Gefühl, endlich wieder ein Tor erzielt zu haben. Für den Torschützenkönig der Copa Amércia 2007 war es der erste Treffer im laufenden Turnier.

Chile verstärkte abermals die Bemühungen, trotz der klaren Führung des fünffachen Weltmeisters in der restlichen Spielzeit doch noch zum Torerfolg zu kommen. Brasilien hingegen schaltete in den von den Fans nicht unbedingt beliebten Spargang und schob sich immer häufiger die Bälle hin und her. Die Folge waren einige sehenswerte Chancen auf Seiten der Chilenen, die in letzter Konsequenz jedoch immer spätenstens am brasilianischen Schlussmann Julio César scheiterten. Auch die Seleção konnte noch die ein oder andere Möglichkeit herausarbeiten, am Ende blieb es jedoch beim hoch verdienten 3:0, welches Brasilien zum fünften Mal in Folge is Viertelfinale einer Weltmeisterschaft katapultierte.

Kommentatoren und Journalisten waren sich am Ende uneins über die Qualität des brasilianischen Spiels. Selten zuvor konnte nach einem Länderspiel der Seleção ein so breites Spektrum von positiven als auch kritischen Berichten gesichtet werden. Von einem „glanzlosen Spiel“, des Fehlen des „jogo bonitos“ war genauso die Rede wie von „Zauberfussball“ und den zurück gekehrten „Samba-Kickern“. Eines ist jedoch sicher: das Spiel war weitaus offensiver und spannender als die drei Vorrundenbegegnungen gegen Nordkorea, die Elfenbeinküste und Portugal. Trainer Dunga hatte auf der anschliessenden Pressekonferenz dann auch noch die ultimative Wahrheit parat. „Ab jetzt werden die Spiele schöner, aufregender. Wer besser ist, kommt weiter“ erklärte er nicht ohne einen Anflug von Ironie den Journalisten.

Spiel: Brasilien – Chile 3:0 (2:0)

Tore: 4. Juan 1:0. 37. Luis Fabiano 2:0. 59. Robinho 3:0.

Brasilien: Julio Cesar, Maicon, Lúcio, Juan, Michel Bastos; Gilberto Silva, Ramires, Daniel Alves, Kaká (Kleberson); Robinho (Gilberto), Luis Fabiano (Nilmar).
Trainer: Carlos Dunga

Chile: Bravo, Isla (Millar), Contreras (Rodrigo Tello), Jara, Fuentes; Carmona, Vidal, Beausejour; Sánchez, Suazo, Mark González (Valdivia).
Trainer: Marcelo Bielsa

Bemerkungen: Brasilien ohne Elano, Melo, Baptista (alle verletzt), Chile ohne Estrada, Ponce, Medel (alle gesperrt).

Verwarnungen: 30. Kaká (Foul). 47. Vidal (Foul). 68. Fuentes (Reklamieren). 72. Ramires (Foul, Ist im Viertelfinal gesperrt). 80. Millar (Foul).
Ballbesitz: Brasilien 51%, Chile 49%
Schüsse: Brasilien (17), Chile (15)
Ecken: Brasilien (8), Chile (6)
Stadium: Ellis Park Johannesburg – 52’000 Zuschauer.
Schiedsrichter: Howard Webb (ENG)

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AutorIn: Dietmar Lang · Bildquelle: Marcello Casal Jr./ABr

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