Brasilien ohne Probleme gegen Schweden im Final-Revival von 1958

Stockholm, 15. August 2012 Brasilien hat am Mittwoch (15.) ein Freundschaftsspiel gegen Schweden klar mit 3:0 (1:0) gewonnen. Torschützen der über weite Strecken unterhaltsamen Neuauflage des WM-Finals von 1958 im Rasunda-Stadion in Stockholm waren Leandro Damião in der 31. Minute sowie Alexandre Pato in der 83. und 85. Spielminute.


Hommage, Revival, Revanche – viele Begriffe versuchten das historische Aufeinandertreffen im Vorfeld zu beschreiben. Schliesslich ging es nicht nur um eine Neuauflage des Endspiels der Fussball-Weltmeisterschaft 1958 am ehemaligen Schauplatz, es war auch zugleich die letzte internationale Begegnung an die 1937 erbaute Arena, die in den kommenden Wochen abgerissen wird und durch ein neues Stadion ein paar hundert Meter entfernt ersetzt wird.

Und da man es durchaus als historische Partie bezeichnen kann, kam auch einer der Protagonisten des damaligen WM-Finals persönlich vor Spielbeginn auf den Platz: Pelé. Der heute 71-jährige hatte damals im zarten Alter von 17 Jahren mitgeholfen, Brasilien durch das 5:2 gegen die Gastgeber den ersten Titelgewinn bei einer Fußball-Weltmeisterschaft zu sichern. Durch seinen Treffer zum 3:1 – ein unhaltbarer Volleyschuss – ist der damalige Jungspund nicht nur in den Spielberichtsbogen sondern auch in die Annalen der Fußballgeschichte eingezogen.

Trainer Mano Menezes hatte vornehmlich Spieler der Olympiaauswahl mit nach Skandinavien gebracht. Lediglich mit David Luiz, Ramires, Paulinho und Daniel Alves standen zu Beginn keine Silbermedaillengewinner von London 2012 auf dem Rasen. Nach der enttäuschenden Niederlage gegen Mexiko sollte nun unbedingt im sechsten Freundschaftsspiel des Jahres wieder ein möglichst deutlicher Sieg her. Schliesslich waren mit Brasiliens Vizepräsidenten Michel Temer und dem Präsidenten des brasilianischen Fußballverbandes CBF, José Maria Marin, weitere hochrangige Zuschauer auf der Ehrentribüne anwesend.

Die Seleção begann die Partie konzentriert und sorgte schon in den ersten Minuten für klare Verhältnisse, was den Ballbesitz anbelangte. Schweden zeigte sich jedoch ebenfalls keineswegs defensiv, war jedoch technisch deutlich unterlegen. Trotz allem tat sich die Seleção schwer, gute Torchancen herauszuspielen. Die erste große Möglichkeit hatte Oscar in der 18. Minute durch einen Fernschuss, der jedoch nur den Pfosten traf. Neymar lancierte anschliessend den Abpraller ins Netz, der Linienrichter entschied jedoch zu Unrecht auf Abseitsposition.

In den kommenden Minuten häuften sich Brasilien Möglichkeiten zum Führungstreffer. Zunächst schoss Daniel Alves in der 22. Minute einen Freistoss knapp am Tor vorbei, nur wenig später verpasste der frei vor dem Tor stehende Thiago Silva ein Zuspiel von Neymar (29.). Brasilien war klar die bessere Mannschaft, vor allem Neymar brillierte bis dato durch gute Pässe und faszinierende Dribblings.

Und eine Flanke des Superstars vom Santos FC sollte dann auch endlich die verdiente Führung bringen. In der 31. Minute platzierte Neymar einen Ball punktgenau auf Leandro Damião, der sich in den gegnerischen Abwehrreihen freilaufen konnte und das Leder unhaltbar per Kopf im Tor versenkte. Die Skandinavier, die bereits bei der vergangenen Europameisterschaft nach der Vorrunde ausgeschieden waren, sahen zu Hause einer weiteren Niederlage entgegen.

In den zweiten 45 Minuten zeigte das Spiel deutlich weniger Klasse. Zwar sorgte Daniel Alves bereits kurz nach dem Wiederanpfiff durch einen Fernschuss für Aufmerksamkeit (46.) und auch Paulinhos Kopfball in der 54. Minute ging nur knapp am Kasten vorbei – das brasilianische Spiel hatte längst nicht mehr die Agilität wie vor dem Pausentee. So spielte sich fast alles im Mittelfeld ab, sehr zum Unmut der knapp 37.000 Zuschauer, die vor allem mehr von ihrer eigenen Mannschaft erwartet hatten.

In der 75. Minute stellte auch Mano Menezes fest, dass das Spiel unbedingt frischen Wind bedurfte und brachte in einem Zug mit Dedé für David Luiz, Hulk für Oscar und Alexandre Pato für Leandro Damião ausgeruhte Kräfte auf den Rasen. Während sich die Zuschauer aus Langeweile mit einer nicht mehr enden wollende „La Ola“ selbst feierten, hatten die Skandinavier endlich ihre erste große Chance (76.), die Abwehr um Keeper Gabriel stand jedoch parat und verhinderte Schlimmeres.

In der 82. Minute kam Lucas für Neymar ins Spiel, nachdem der bis dato auffallendste Spieler auf dem Platz nach einen groben Foul, bei dem er von zwei Gegenspieler überrannt worden war, mit Schmerzen vom Platz gehumpelt war. Doch wer sich nun auf eine glanzlose Schlussphase eingestellt hatte, wurde eines Besseren belehrt.

Nun zeigte der Fussballgott Gerechtigkeit für das in der ersten Halbzeit nicht gegebene Tor und schenkte Brasilien den 2:0 Anschlusstreffer durch Alexandre Pato. Dieser war im Abseits stehend von einem Mitspieler angeschossen worden, der Ball kam zu Daniel Alves, der ihn wiederum an Pato weiterleitete. Und jener hielt nur noch den Kopf hin und schob das Leder über die Linie. Der Unparteiische aus Ungarn gab den Treffer, notierte die 83. Minute auf seinem Zettel und zeigte sich ungerührt der schwedischen Proteste.

Aber Alexandre Pato hatte noch mehr vor. Gleich beim nächsten Angriff kam er bis in den gegnerischen Strafraum, wurde dabei jedoch unsanft zu Fall gebracht, was Schiedsrichter Viktor Kassai völlig zu Recht mit einem Strafstoss ahndete. Der Betroffene schoss selbst und markierte so in der 85. Minute durch seinen zweiten Treffer den umjubelten 3:0 Endstand.

Kurz vor Spielende kam noch Sandro für Paulinho auf den Platz und die Schweden bekamen sogar noch eine zweite Torchance – im letzten grossen Spiel im Rasunda-Stadion sollte für die Gastgeber jedoch kein Tor mehr fallen. Brasilien hat jedoch trotz des klaren 3:0 – Erfolges einmal mehr gezeigt, dass das Team weit davon entfernt ist, über 90 Minuten eine kontinuierliche Leistung zu zeigen. Bei einem stärkeren Gegner rächt sich so ein Verhalten meist mit einer Niederlage, dafür waren die Schweden am Mittwochabend allerdings einfach zu harmlos.

Schweden: Isaksson; Larsson, Granqvist, Olsson, Safari; Wernbloom, Holmen, Elm (Svensson), Wilhelmsson (Kacanikilic); Marcus Berg (Husén), Toivonen.
Brasilien: Gabriel, Daniel Alves, Thiago Silva, David Luiz (Dedé), Alex Sandro; Rômulo, Paulinho, Ramires, Oscar (Hulk); Neymar (Lucas), Leandro Damião (Pato).
Tore: 0:1 Leandro Damião (31.), 0:2 Alexandre Pato (83.), 0:3 Alexandre Pato (85., Elfmeter)

Text: Dietmar Lang | Foto: CBF

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AutorIn: Dietmar Lang

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