Brasilien auf Trainersuche: “Besser Tom Cruise rufen. Es ist eine Mission Impossible“

Seit Freitag (23.11.2012) steht es fest. Brasilien sucht einen neuen starken Mann, der viel Erfahrung hat, möglichst sogar schon einmal Weltmeister war oder wenigstens doch schon einige Titel feiern durfte. Seit Freitag wird bei dem WM-Gastgeber 2014 ein neuer Trainer für die Nationalmannschaft gesucht. Ein Job, der unsicherer denn je ist.

wm2014-9-felipaoGleich nach Bekanntwerden der Entlassung von Mano Menezes begann sich das Personalkarussel zu drehen. Schon seit Monaten geistert der Name Luiz “Felipão“ Scolari in den Medien herum. Von Spielern und Journalisten wird er gleichermassen gefürchtet und geliebt. Doch der Ruf des 64-jährigen WM-Siegers von 2002 und derzeit vereinslosen Trainers ist angekratzt. Sein letzter Job endete mit der Kündigung und sein damaliger Klub Palmeiras steht inzwischen als Absteiger in die 2. Liga fest. Aber er ist der Favorit des einflussreichen CBF-Vizes Marco Polo del Nero.

Vor drei Jahren beantwortete Scolari die Frage eines Journalisten auf etwaige Nationaltrainer-Ambitionen so: “Bist Du verrückt? Stell‘ Dir den Druck vor.“ Und damit hatte er nicht ganz unrecht, denn seitdem hat der Verband zwei Trainer – Carlos Dunga und Mano Menezes – verschlissen. Der Druck ist gewachsen, in Sphären, die man sich kaum vorstellen kann, ebenso aber auch die Ruhmchancen. “Scolari wird nur dann nicht erneut Nationaltrainer, wenn Tite mit Corinthians (São Paulo) die Clubmeisterschaft (im Dezember in Japan) gewinnt“, kalkulierte Globo-Sportjournalist Renato Maurício Prado.

wm2014-10-adenor-leonardo-bacchiAdenor Leonardo Bacchi (kurz: Tite) ist der zweite gewichtige, aber eher unbekannte Name, der im Gespräch ist. Tite, dessen Vertrag bis 2013 läuft, coachte bei vielen kleineren und unterklassigen Vereinen, gewann aber eben auch die grossen Vereinstitel Südamerikas. Mit seinem Club Corinthians gewann er 2011 die Meisterschaft und in diesem Jahr die Copa Libertadores, die Copa Sudamericana war 2008 mit Internacional auch darunter. Bisher wollte er sich nicht äussern und beschränkte sich auf Nachfragen am Spielfeldrand nur mit dem Satz: “Der Vater im Himmel erleuchte mich.“ Auch der Trainer von Pelés früherem Club FC Santos, Muricy Ramalho, wird heiss gehandelt.

Die Entscheidung fällt wohl erst im Januar. Dann sind es noch sechs Monate bis zur Generalprobe zur WM 2014, dem Confederation Cup. Die Aussicht auf schnellen Ruhm und Ehre und die Herausforderung lockte einen prominenten Top-Trainer schon aus der Reserve: Josep Guardiola. “Das einzige Team der Welt, bei dem ich schon morgen als Trainer anfinge, ist die brasilianische Seleção. Und ich würde mit Brasilien Weltmeister“, liess der Barca-Erfolgscoach aus seiner selbst gewählten Auszeit die Sportzeitung “Lance!“ wissen. Der Spanier war im Mai nach vier Jahren und 14 Titeln beim FC Barcelona zurückgetreten.

Die Wortmeldung des Erfolgscoach registrierte selbst Ronaldo, der im Aufsichtsrat des lokalen WM-Komitees sitzt. “Er ist der derzeit beste Trainer der Welt. Er hat eine sehr gute Arbeit in Barcelona gemacht und wäre ein grosser Name, um die Seleção bis zur WM 2014 zu führen“, räumte Ronaldo ein. Wer auch immer den Posten antritt, es ist eine enorme Herausforderung. “Er soll Champion und Held sein“, schrieb der Journalist Marcelo Adnet in seiner Kolumne und machte einen Aussenseiter-Vorschlag: “Aufgrund der fehlenden Zeit und der Ruhe zum Arbeiten wäre es besser, Tom Cruise zu rufen. Es ist eine Mission Impossible.“

Fabian Biastoch für BrasilienPortal
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AutorIn: Fabian Biastoch

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