Sollten Sie Salvador besuchen, um die dortigen WM-Partien zu erleben, ist das eine besonders glückliche Wahl, denn Salvador – oder mit vollem Namen “Salvador da Bahia de Todos os Santos“ (Retter der Bucht aller Heiligen) – ist nicht nur in historischer Hinsicht eine der interessantesten brasilianischen Städte – einst Herz des kolonialen Brasiliens und erste Hauptstadt des Landes. Nein auch seine geografische Lage auf einem Felsmassiv, 71 Meter über der glitzernden Allerheiligenbucht, umgeben von herrlichen, mit Kokospalmen begrenzten Stränden und, nicht zu vergessen, einer weltoffenen, afro-brasilianische Bevölkerung mit ihrem melodischen Dialekt, ihren fliessenden Bewegungen und ihrer unvergleichlich vibrierenden Ausstrahlung ist einmalig. Es gibt wahrscheinlich keine andere Stadt auf unserem Planeten, die sich mit Salvadors wunderbarer Mischung aus touristisch höchst attraktiven Ingredienzien messen könnte – selbst Rio de Janeiro kann da kaum mithalten, so meinen die Kenner.
Zugegeben, auch in diesem Fall sind die Geschmäcker sicher verschieden, und das ist gut so. Eins aber ist sicher: Wenn Sie zwischen Juni und Juli 2014 im Stadion “Fonte Nova“ von Salvador dabei sein werden – zum Beispiel bei der Partie “Spanien : Niederlande“, am 13. Juni, “Deutschland : Portugal“, am 16. Juni, “Schweiz : Frankreich“, am 20. Juni, oder das “Achtelfinale“ am 01. Juli und das “Viertelfinale“ am 05. Juli – dann sollten Sie sich zwischendurch unbedingt mal dem Bann des WM-Trubels entziehen, um sich Salvadors Oberstadt (die historische Altstadt) und auch die landschaftlich reizvolle Umgebung Bahias anzusehen. Dazu geben wir Ihnen an dieser Stelle ein paar Tipps für Sehenswürdigkeiten, die Sie nicht verpassen sollten:
Pelourinho
Dieser Platz im Zentrum der historischen Oberstadt gilt als der edelste Komplex kolonialer Architektur in ganz Lateinamerika – 1993 wurde er komplett renoviert und von der UNO als historisches Kulturerbe registriert. Seinen Namen hat er von einer ehemaligen steinernen Säule (Pranger) an die einst “aufmüpfige“ Sklaven gefesselt wurden, um dort öffentlich ausgepeitscht zu werden. Ausserdem wurden auf demselben Platz auch neu eingetroffene afrikanische Sklaven angeboten und verkauft. Besonders sehenswert sind die sich um den Platz gruppierenden Gebäude in bestem portugiesischen Kolonial-Barock, in denen sich heute Künstler mit ihren Ateliers, Museen, kleine Theater und Restaurants etabliert haben. Die von Sklaven erbaute, und exklusiv von ihnen frequentierte, Kirche “Nosso Senhor do Rosário dos Pretos“ dazwischen, ist besonders sehenswert.
Farol da Barra
Auch bekannt unter dem Namen “Farol de Santo Antônio“ – der Leuchtturm und das Fort gleichen Namens gehören zu den beliebtesten Postkartenmotiven der Stadt Salvador. Das um 1580 errichtete Fort steht an der Stelle, wo Américo Vespucci 1501 an Land ging – an der Mündung der Allerheiligenbucht in den offenen Südatlantik. In seinem Innern beherbergt das Fort ein Nautik-Museum. Der 22 Meter hohe Leuchtturm wurde im 17. Jahrhundert errichtet, um die Salvador anlaufenden Schiffe sicher in seinen Hafen zu geleiten, der einst einer der bedeutendsten Umschlagsplätze Südamerikas gewesen ist.
Elevador Lacerda
Dieser gigantische Aufzug (Elevador) wurde einst für die Bürger Salvadors konstruiert, um von der modernen Unterstadt in die historische Altstadt – die Oberstadt auf dem zirka 70 Meter hohen Felsvorsprung – zu gelangen. Heute gehört er zu den meist besuchten touristischen Attraktionen – er ist nach seinem Erbauer, dem Ingenieur Antônio Lacerda benannt und wurde erstmals 1873 mit zwei hydraulisch betriebenen Kabinen für je 23 Fahrgäste in Betrieb genommen. Inzwischen hat man ihn mehrmals erweitert und technische Verbesserungen vorgenommen: 1907 bekam er einen elektrischen Antrieb – 1930 wurden die beiden alten Kabinen durch vier neue ersetzt, in denen jetzt jeweils 27 Personen Platz haben – 1980 überprüfte man die gesamte Bausubstanz und 1997 inspizierte man das elektrische System. Der weltweit einzige Aufzug dieser Art überwindet einen Höhenunterschied von 72 Metern innerhalb 30 Sekunden, befördert um die 900.000 Fahrgäste monatlich und kostet pro Fahrt R$ 0,15 (zirka 0,5 Euro). Von seinem verglasten Turm aus hat man einen herrlichen Blick über die Stadt und die Allerheiligenbucht.
Mercado Modelo
Dieser erlebenswerte Kunsthandwerksmarkt befindet sich in der Unterstadt – gerade gegenüber vom beschriebenen Lacerda-Aufzug – er gilt als der grösste und best bestückteste Markt für Kunsthandwerk aus allen Teilen des Landes. Das doppelstöckige Gebäude beherbergt 260 Verkaufsstände, in denen die typischen Produkte Bahias natürlich am meisten vertreten sind – dazwischen gibt es auch kleine Bars und ein Restaurant mit Veranda im Oberstock, wo man auch die bahianische Küche kennenlernen kann. Vor dem Gebäude und auch innerhalb finden an bestimmten Tagen folkloristische Darbietungen, wie zum Beispiel “Capoeira-Fusskämpfe“, statt. Das historische Gebäude steht unter Denkmalschutz des “Instituto do Patrimônio Histórico e Artístico Nacional (Iphan)”, wurde im Jahr 1861, neben dem Schiffshafen, als Zollgebäude errichtet.
Lagoa de Abaeté
Zirka zehn Kilometer vom Stadtzentrum entfernt befindet sich eine besondere Sehenswürdigkeit, die von bahianischen Poeten, Schriftstellern und Komponisten viel beschriebene und besungene Abaeté-Lagune – ein Süsswasser-See mit dunklem, ruhigem Wasserspiegel, umgeben von feinsandigen, schneeweissen Dünen und von Kokospalmen begrenzt – ein herrliches Stück Natur innerhalb eines inzwischen gesetzlich geschützten Areals. Allerdings ranken sich um das dunkle, geheimnisvolle Gewässer zahlreiche Legenden der haarsträubendsten Art, selbst die antiken Tupi-Indios, die der Süsswasserlagune den Namen “abaîté“ = Horror gaben, fürchteten sich vor einem Bad in diesem Wasser, von dem sie behaupteten, dass in ihm verborgene Strudel einen Schwimmer auf den Grund hinab ziehen würden – und gelegentliche Unfälle durch ertrunkene Personen bestärkten die Meinung der Anwohner noch in diesem Aberglauben.
Igreja do Senhor do Bonfim
Diese Kirche Salvadors ist eine Berühmtheit im ganzen Land Brasilien und inzwischen auch bei Touristen aus aller Welt. Einerseits durch jene bunten Armbändchen mit entsprechendem Aufdruck, die den in Salvador landenden Touristen bereits am Flughafen von zauberhaft lächelnden Bahianerinnen ums Handgelenk gebunden werden – sie sollen dem Träger einen besonderen Wunsch erfüllen – andererseits durch das “Putzen der Kirchentreppe“, einer religiös motivierten Kulthandlung, die von gläubigen Bahianerinnen alljährlich (am dritten Sonntag im Januar) mit Putzeimer und Scheuerlappen durchgeführt wird. Die Kirche selbst ist ein Kulturmonument im neoklassischen Stil, mit einer Rokoko-Fassade, erbaut zwischen 1745 und 1754. Papst Pius XI. hat die Kirche im Jahr 1927 in den Stand einer Basilika erhoben.
Forte de Monte Serrat
Dieses Fort wurde zwischen 1538 und 1587 zuerst als eine relativ kleine Anlage konzipiert, dann aber 1602 restauriert und erweitert, um so einem stärkeren Verteidigungsanspruch zu genügen. Es war bekannt als “Fortaleza de São Felipe“, bis es im 19. Jahrhundert umbenannt wurde. Ein besonders sehenswertes touristisches Highlight in einer schönen Umgebung, mit bedeutender historischer Vergangenheit, denn das Fort wurde 1638 von den Holländern besetzt und diente dem Prinzen Moritz von Nassau als Absteige. Heute beherbergt das Gebäude ein Waffenmuseum.
Ponta do Humaita
Ganz in der Nähe des beschriebenen Forts befindet sich dieser interessante Aussichtspunkt, bekannt durch seine Panoramasicht auf die Allerheiligenbucht und die Stadt Salvador – ausserdem ist es einer der besten Lokalitäten zur Beobachtung des Sonnenuntergangs, zu dem die tropische Natur Bahias sämtliche Register ihres unwiderstehlichen Charmes zieht. Die Architektur der Umgebung ist von Häusern aus dem 19. Jahrhundert geprägt, ausserdem von einem Leuchtturm vom Anfang des 20. Jahrhunderts und dem Kirchturm der “Igreja de Monte Serrat“.
Baía de Todos os Santos
Die Allerheiligenbucht ist mit 1.100 Quadratkilometern Fläche die grösste Meeresbucht Brasiliens. Sie wurde am 01. November 1501 während der Expedition des Américo Vespucci entdeckt und entsprechend diesem Datum – an dem die Katholiken den “Tag aller Heiligen“ feiern – getauft. Nach der Beschreibung von Vespucci entdeckten sie “eine grosse und schöne Bucht“ – und auch heute noch bezaubert diese Bucht den Fremden, der Salvador zum ersten Mal besucht. In ihr lernt man ein ruhiges, sauberes Wasser kennen, Atlantischen Regenwald auf 38 in ihr verstreuten Inseln, weite Mangrovewälder, Restingas und Riffs besetzt mit Korallen.
Praia da Ribeira
Dieser Strand in der Allerheiligenbucht ist zwar zum Baden nicht geeignet, aber er ist einer der charmantesten Treffpunkte der Bohemiens von Salvador, und er bietet einen herrlichen Rundblick auf die kolonialen Villen der Stadt sowie auf die vielen Inseln der Bucht. An diesem Ort – zirka 13 Kilometer vom Stadtzentrum in südlicher Richtung – treffen sich auch die meisten lokalen Segler und anderen Wassersportler, wegen des ruhigen Wassers. In vergangenen Zeiten befand sich in Ribeira eine Fischerkolonie. Heute hat sich “die Ribeira” zu einem nächtlichen Freizeitzentrum entwickelt, mit Bars und Restaurants, die den Besucher, unter anderem, auch mit einer köstlichen regionalen Küche begeistern.