Der Fußball sorgt für viele Paradoxe. Das gilt auch in Brasilien. Von den ausländischen Gästen in Rußland haben nur die US-Amerikaner mehr Eintrittskarten gekauft als Brasilianer das getan haben. Nach einer am Dienstag (13.) veröffentlichten Umfrage des Institutes Datafolha will aber mehr als die Hälfte der Brasilianer von der WM-2018 nichts wissen, hören oder sehen.
Laut der Datafolha-Umfrage haben 53 Prozent der Befragten angegeben, nicht das geringste Interesse an der Fußball-WM in Rußland zu haben. Erreicht wurde damit ein Rekord. Noch nie ist das Desinteresse so groß gewesen.
Abgeneigt sind vor allem die Frauen. Das verwundert nicht wirklich. Erstaunlich ist hingegen, dass sich ausgerechnet im Süden des Landes 59 Prozent als WM-Muffel-2018 geoutet haben. So viel, wie in keiner anderen Region Brasiliens.
Theoretisch wäre der Süden wegen seiner nur subtropischen Temperaturen für die Ausübung des Fußballsportes indes bestens geeignet. Etliche der Cracks stammen auch aus den drei Bundesländern des Südens. Beinahe ein Drittel der für Rußland aufgestellten Seleção tun dies ebenso.
Neben Torwart Alisson sind weitere sechs der 23 Spieler Südstaatler. Selbst der gefeierte und in Brasilien so beliebte Trainer Tite ist in Rio Grande do Sul geboren.
Während laut der Umfrage 53 Prozent der Brasilianer am Donnerstag wahrscheinlich nicht vor den Bildschirmen die Eröffnungszeremonie in Rußland verfolgen werden, wird der brasilianische Ex-Stürmer Ronaldo Fenômeno mittendrin dabei sein. Er wurde von der FIFA für die Eröffnungsfeier ausgewählt.
Mit dabei sein werden auch dem Muffelfieber zum Trotz tausende Brasilianer. Von dem Gesamtkuchen der Eintrittskarten für die WM in Rußland sind über 72.500 von Brasilianern gekauft worden. Nur die Russen (über 870.000) und die US-Amerikaner (88.800) haben mehr erstanden.