Jetzt ist es doch ausgebrochen, das Copa-Fieber. In etlichen Städten Brasiliens haben Menschenmassen auf Plätzen, in Kinos, Museen und Stadien das Auftaktspiel ihrer Seleção verfolgt. In Recife haben sich unter die gelb-grün gekleideten Fans die berühmten Carnavals-Bonecos gemischt. Dort tanzten Neymar, Marcelo, Pelé und auch Michael Jackson als Riesenpuppen mit.
So wirklich begeistert haben Neymar und Co. ihre Landsleute aber nicht. Während nach 19 Minuten das erste Tor der Canarinhos landauf-landab für Freudenschreie gesorgt hat, zeichnete sich dann immer mehr Enttäuschung auf den Gesichtern der Brasilianer ab.
Sie hätten gerne ein wenig mehr Fußballsamba und Druck ihrer Seleção über ihren europäischen Gegner gesehen. Stattdessen gab es eine Atmosphäre eines Freundschaftsspiels.
Das ist dann auch noch mit einem schalen Unentschieden ausgegangen. Glaubten vor dem Spiel gegen die Schweiz schon nur 48 Prozent an einen möglichen WM-Sieg der Seleção, dürfte der Prozentsatz jetzt noch weiter gesunken sein.
So hatten sich die Brasilianer ihren Einstieg nicht vorgestellt. Zur Enttäuschung mischte sich ein wenig Verärgerung über den Schiedsrichter, die an Hemden ziehenden Schweizer und auch die Tite-Elf mit ihren verschossenen Chancen. Aber es gibt ja noch mehr Spiele zu gewinnen.
Gefeiert wird allemal. Einige der vorbereiteten Feuerwerkskörper wurden nach dem Abpfiff abgeschossen und die in Brasilien nun doch aufgekommene WM-Stimmung wird ebenso weiter anhalten. Schließlich gibt es noch viel zum Fiebern.
Das haben viele Brasilianer auch schon vor dem Auftreten der Canarinhos getan. Das Spiel Deutschland-Mexiko war in Brasilien ebenso mit Spannung und gemischten Gefühlen erwartet worden. Sie wollten den Weltmeister sehen, der bei der WM-2014 für die 7:1-Schmach gesorgt hatte und bei den Südamerikanern eigentlich als einer der Favoriten gilt. Die Sympathie galt zunächst trotzdem den Kontinentskollegen.
Nach dem Tor der Mexikaner und der ersten Halbzeit kippte die Stimmung dann aber. Irgendwie hätten die Brasilianer gerne ein starkes Deutschland gesehen, das auch, um sich irgendwann revanchieren zu können. “Alemanha wird sein Potential noch zeigen“, hieß es mit einem Unterton der Ungläubigkeit während der Pause zwischen den Halbzeiten.
Das ist dann doch nicht geschehen. Gefeiert wurde das “deutsche Drama“ in Brasilien nicht. Trotz des verlorenen Spiels hat die Löw-Elf für Aufsehen gesorgt, als Torwart Neuer in den letzten Minuten mal eben vorne mitgespielt hat, um wenigstens ein Unentschieden gegen Mexiko zu versuchen.
Dieses Mal ist eben alles anders und was schlecht beginnt, kann nur besser werden, lautet jetzt nach dem ersten WM-Sonntag und dem enttäuschenden Unentschieden der Canarinhos der vorherrschende Grundton. Zumindest hat die Seleção nicht verloren und bis zum nächsten Einsatz, am Freitag (22.) gegen Costa Rica bleibt ja auch noch ein wenig Zeit zum Trainieren und zur Erholung der Fans.