Brasiliens Frauenelf besiegelt mit Unentschieden gegen Jamaika ihr WM-Aus

Die Brasilianerinnen haben sich nervös und nicht gerade von ihrer besten Seite präsentiert. Obwohl das Weltmeisterschaftsspiel gegen Jamaika für sie eigentlich ein Entscheidungsspiel war, haben sie nicht überzeugend gespielt und dafür die Quittung erhalten. Mit ihrem Unentschieden gegen Jamaika bei den Gruppenspielen ist Brasilien aus dem WM-Rennen.

Jamaika – Brasilien – Foto: CBF

Eigentlich gehört die brasilianische Frauenelf zu den besten der Welt. Dass sie jetzt gegen Jamaika nur ein Unentschieden erreicht hat, hat in Brasilien für Überraschung gesorgt. Überraschend, enttäuschend, ihr schlechtestes Spiel, lauteten die Bewertungen der brasilianischen Kommentatoren zu dem Spiel gegen Jamaika im Melbourne Rectangular Stadium (Australien).

Nach der 2:1-Niederlage gegen Frankreich und dem 1:0-Sieg Jamaicas gegen Panama war Brasilien in ihrer Gruppe auf den dritten Platz abgerutscht. Für ein Weiterkommen ins Achtelfinale war deshalb ein Sieg gegen Jamaika notwendig. Stattdessen gab es nur ein schales Unentschieden ohne Tore.

Die Brasilianerinnen haben versucht, von Anfang an Druck zu machen. Dreiviertel der Spielzeit waren sie im Ballbesitz. Dreiviertel des Spieles fand vor dem Tor der Jamaika-Elf statt. Gefehlt hat es indessen an einem guten Zusammenspiel der Canarinhas und an kreativen Spielzügen. Letztlich hat die starke Abwehr der Reggae Girlz hat gereicht, um für das Aus der Canarinhas zu sorgen. Die wenigen Torchancen, die von den Brasilianerinnen kreiiert wurden, prallten zudem entweder an Torhüterin Spencer ab oder gingen am Tor vorbei.

Ihre letzte WM Teilnahme hatte sich Brasiliens Flußballkönigin Marta anders vorgestellt. Noch einen Tag vor dem Spiel gegen Jamaika zeigte sie sich zuversichtlich, dass ihre Elf ins Achtelfinale gelangen wird. Nach dem Spiel zeigte sich die „Rainha do Futebol“ sichtlich angeschlagen.

Nicht in ihren schlimmsten Albträumen habe sie sich so ein Ergebnis vorgestellt, sagte sie. Gleichzeitig appellierte sie an ihre Landsleute den Frauenfußball weiterhin zu unterstützen. Für sie sei es zwar das Ende der Linie, für ihre jungen Mitspielerinnen aber lediglich ein Anfang, so die 37-Jährige.

Sie vereint den Rekord von 17 WM-Toren auf sich. Sechsmal wurde sie von der Fifa zur besten Fußballerin der Welt gekürt. Was fehlte war ein WM-Titel. 2007 war sie nahe dran. Damals schafften es die Brasilianerinnen ins Finale und nach einer Niederlage gegen Deutschland auf den zweiten Platz.

Was ist dieses Mal schief gelaufen? Dieser Frage werden sich jetzt Trainerin Pia Sundhage und ihr Technikteam eingehend widmen. Fest steht, dass die Frauen-Seleção dieses Mal eigentlich alles hatte, um sich ganz auf ihr Spiel zu konzentrieren.

Viel hat sich in den vergangenen vier Jahren geändert. Erstmals hat der Frauenfußball auch in Brasilien mehr Aufmerksamkeit erhalten. Basisspielerinnen wurden gestärkt, Medien legten mehr Augenmerk auf den Frauenfußball und der Abbau von Vorurteilen ging voran.

Auch die Untervertragnahme der schwedischen Trainerin Pia Sundhage vor vier Jahren sorgte für Veränderungen. Sie brachte ihr eigenes Technikteam mit und stellte ebenso eine Psychologin zur Betreuung der Spielerinnen unter Vertrag. Das war ein Novum beim Frauenfußball Brasiliens. Auch in den Medien, beim Publikum und selbst dem brasilianischen Fußballverband CBF hat der Frauenfußball mehr Aufmerksamkeit erhalten.

Aber Veränderungen geschehen nicht von einem Tag auf den anderen, wie Marta es kurz nach dem Entscheidungsspiel gegen Jamaika ausgedrückt hat.

Für die Jamaikanerinnen gab es hingegen auch von den Brasilianern Glückwünsche. Sie haben icht nur eine große sportliche Leistung geboten. Die Spielerinnen mussten sich vielmehr auch finanziell einsetzen, um überhaupt ihre Teilnahme an der Weltmeisterschaft zu ermöglichen.

Auch sie müssen noch, ebenso wie die Brasilianerinnen, gegen enorme Vorurteile gegenüber dem Frauenfußball kämpfen. Vom Fußballverband Jamaikas hatten die Reggae Girlz wenig Unterstützung. Für die Kosten des Trainingslagers, Reise, Verpflegung und ihr Unterstützungsteam mussten die Spielerinnen selbst aufkommen.

Über das Internet hatten sie deshalb eine Campagne gestartet. Finanhzielle Hilfe haben sie auch von der Familie Bob Marleys bekommen. Bob Marleys Tochter Cedella und ihre Brüder nahmen sogar ein Lied auf „Strike Hard“. Die mit ihm erzielten Einnahmen gingen an die Jamaika-Elf.

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AutorIn: Gabriela Bergmaier Lopes

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