Künstlername: Ronaldinho
Kompletter Name: Ronaldo de Assis Moreira
Geburtsdatum: 21/03/1980
Geburtsort: Porto Alegre (RS)
Position: Mittelfeld
Link: Website
Vereine:
2018: Karriereende
2015: Fluminense Rio de Janeiro
2014 bis 2015: Querétaro Fútbol Club (Mexiko)
06/2012 bis 06/2014: Atlético Mineiro (MG)
01/2011 bis 04/2012: Flamengo (RJ)
16/07/2008: AC Mailand
20/07/2003 bis 15/07/2008: FC Barcelona
2001 bis 19/07/2003: Paris SG
1996 bis 2000: Grêmio (RS)
WM-Einsätze Seleção:
WM 2006 Deutschland
WM 2002 Japan/Südkorea
Während der “Copa América“, im Juli 1999, lernten die Fussballfans in ganz Brasilien den jungen Ronaldinho Gaúcho erstmals kennen. Damals trat er vom anonymen Schatten heraus ins Licht, als ihm das Tor gegen Venezuela gelang – das fünfte, innerhalb eines wahren Torregens von sieben! Das 7:0 war ein wahrhaft historisches Ereignis für die brasilianische Auswahlmannschaft unter ihrem Trainer Wanderley Luxemburgo. Der damalige Mittelstürmer trickste seinen Gegner mit einem schnellen Dribbling aus und schoss diagonal zum Tor – sein erstes „Gol“ im grün-gelben Trikot.
Nach der Entscheidung, die mit dem Brasilianischen Titel gipfelte, sagte Ronaldinho Gaúcho: “Ich würde gerne in Europa spielen und international bekannt werden wie Ronaldo – und ich träume von der Weltmeisterschaft“. Der Beweis seines Talents und seiner Bestimmung, liess nicht lange auf sich warten: der „Gaúcho“ aus Porto Alegre (Rio Grande do Sul) brauchte weniger als drei Jahre, um alle seine Träume zu verwirklichen!
Sein erster grosser Erfolg stellte sich kurz nach dem Verlassen seines Clubs Gremio ein: gegen Ende der Saison 2000 benutzte er die Chance einer Lücke im “Gesetz Pelé“, um sich im Alter von nur 20 Jahren nach Paris abzusetzen und sich dem französischen Club Saint-Germain anzuschliessen. Allerdings waren die entsprechenden Verhandlungen alles andere als einfach – sein Entdecker-Club Gremio verlangte 40 Millionen Reais (15 Millionen Dollar) für den Transfer, während der französische Club seinerseits auf dem Standpunkt beharrte, den Spieler aufzunehmen, ohne für ihn Geld locker zu machen. Bei seinen Fans des Gremio fiel Ronaldinho darauf hin in Ungnade – man erklärte ihn in Rio Grande do Sul zur “Persona non grata“. Das Drama fand erst während des zweiten Saison 2001 ein Ende, nachdem die FIFA den Betrag auf 5 Millionen Reais (1,8 Millionen Dollar) festgesetzt hatte, der vom Club Saint-Germain an den südbrasilianischen Club für den Spieler bezahlt werden sollte.
Und sein Anfang beim französischen Fussball hatte so seine Schwierigkeiten. Jene Probleme der Übergabe und die unbekannte Kultur des europäischen Landes beeinträchtigten die Gewandtheit seines Spiels – und die Zuschauer setzten ihn zusätzlich unter Druck, denn sie erwarteten viel von dem brasilianischen Wunderknaben. Länger als drei Monate hielt man ihn auf der Reservebank, für den Nigerianer Okocha. Aber Ronaldinho Gaúcho verstand es, die wenigen Chancen, die sich ihm boten, zu nutzen, mit dem Erfolg, dass er gegen Ende der Saison seinen festen Platz im Spielfeld bekam.
Dann dauerte es nur noch kurze Zeit, bis sein brillantes Spiel auch den brasilianischen Trainer Luiz Felipe Scolari aufmerksam werden liess. Der lud ihn zu den letzten Ausscheidungsspielen um die Weltmeisterschafts-Klassifikation ein. Nach Unterzeichnung eines Vertrages mit einem Club des Alten Kontinents, sah man Ronaldinho fortan regelmässig unter den für die Weltmeisterschaft aufgelisteten brasilianischen Spielern. Und später, bereits für die Weltmeisterschaft klassifiziert, sah ganz Brasilien seinen neuesten Star, wie er auf dem Spielfeld glänzte – in den freundschaftlichen Begegnungen gegen Jugoslawien, Portugal und gegen die Auswahlmannschaft von Katalonien. Genug, um ihn als die grösste Hoffnung für den „Penta“ zu bezeichnen.
Am 3. Juni fand dann das erste Spiel der Brasilianer auf dem Weg zur ersten Fussball-Weltmeisterschaft des neuen Jahrtausends statt. Und sieben Begegnungen später – nach drei Toren und zwei fundamentalen Pässen, gehörte Ronaldinho Gaúcho zu dem Trio “Erres“, das die Welt in Atem hielt und zu Beifallsdelirien hinriss – an der Seite von Ronaldo und Rivaldo. “Alle meine Wünsche in so kurzer Zeit erfüllt zu sehen, das habe ich nicht erwartet – da gibt es nichts zu bereuen“, jubelte der Crack.
Nach der Weltmeisterschaft begab sich Ronaldinho Gaúcho erneut zu Paris-Saint-Germain für eine weitere Saison. Aber die konstanten Auseinandersetzungen zwischen ihm und dem Trainer Luiz Fernandez waren Schuld an seinem absteigenden Erfolg. Nach der französischen Landesmeisterschaft, in der sein Team aus Paris nur einen enttäuschenden 11. Platz belegte, fühlte er die Zeit gekommen, Frankreich zu verlassen. Und es begann ein neuer Abschnitt in der Karriere des Brasilianers.
Verschiedene grosse internationale Clubs boten sich nun an, den seit dem letzten World Cups überall bekannten Crack aus Brasilien zu übernehmen. Manchester United und Real Madrid lieferten sich hinter den Kulissen wahre Gefechte, um Ronaldinho für sich zu gewinnen. Sein Wunsch war es aber, in Spanien zu spielen – wo er glaubte, sich eher zurechtzufinden. Jedoch die englischen Dollars wogen schwer und die Chance, die “Roten Teufel“ zu verteidigen schien grösser.
Die Türen von Real Madrid schlossen sich dann plötzlich, nachdem der Club den englischen Fussballstar Beckham unter Vertrag nehmen konnte. Jetzt war für den Brasilianer kein Platz mehr beim madrilenischen Superteam. Und mit Beckhams Abgang aus England konnte man Ronaldinhos Wechsel nach Manchester als sicher annehmen. Und sie würden anstelle eines Mittelfeldspielers, der eher das Produkt eines guten Marketings denn seines Könnens war, einen anderen Spieler derselben Position gewinnen – aber einen viel besseren!
Und als sich alle darauf vorbereitet hatten, Ronaldinho Gaúcho im roten Trikot zu erleben, griff plötzlich Barcelona in die Geschichte ein: auf dem Tisch 28 Millionen Euro! Nach wenigen Verhandlungen – unter Einbeziehung seines Wunsches, vorzugsweise auf spanischem Boden spielen zu wollen – trafen die Spanier den richtigen Ton: der Vertrag, mit dem katalanischen Team über fünf Jahre zu spielen, wurde am 19. Juli 2003 unterzeichnet.
Mit seinem Einzug bei “Barça“ bekam Ronaldinho die Chance, Fussball zu spielen wie nie zuvor in seiner Karriere. Fantastische Präsentationen auf dem “Camp Nou“, den Gegner zermürbende Dribbles, Torschüsse von ausserhalb des Strafraums und “Hüte“, die er den verdutzten gegnerischen Verteidigern aufsetzte – seine unvergleichliche Spielkunst machten den Brasilianer bald zum Showman des bretonischen Sports und zum ersten Repräsentanten der “Freude des Volkes“.
„Die Magie eines Champions“
So lautet der Titel einer Ronaldinho-Biografie, die man an den Zeitungs-Kiosken im Herbst 2004 in ganz Spanien für sechs Euros kaufen kann – und sie geht weg wie warme Semmeln!
Aber diese Biografie ist nur ein kleiner Teil des “Ronaldinho-Booms“ im Land. Schon seit einigen Wochen spricht die Presse nur noch von ihm – seiner Freude zu spielen, und vor allem, dass es ihm allein gelungen sei, die Fans des “Barcelona“ mit Begeisterung zurück auf die Tribünen zu bringen, um ihr Team spielen zu sehen. In jener erwähnten Biografie steht auch eine Erklärung des Präsidenten von Ronaldinhos neuem Club, Joan Laporta, der preisgibt, dass er damals die Aufgabe hatte, wenigstens zwei internationale Grössen zu engagieren, die auch die Zustimmung der Medien hätten. Also fiel die Wahl auf Beckham und Ronaldinho, aber da der Engländer schon beim Rivalen Real Madrid zugesagt hatte, blieb nur der Brasilianer als Option. Und erst nachdem er diesen unter Vertrag hatte, wurde ihm klar, welch ein Glück ihm da ins Haus gekommen war: “Ronaldinho ist zwei Beckhams wert – denn er zählt wegen seiner charakterlichen Qualitäten genauso wie wegen seines Talents als Spieler“.
Und es gibt noch viel mehr Wirbel um ihn: Ronaldinho erschien als Titelbild auf der wöchentlichen Beilage der wichtigsten spanischen Tageszeitung „El Pais“ – mit einer Auflage von mehr als 2,5 Millionen an den Sonntagen! Das Titelfoto zeigt ihn mit dem Buchstaben R seines Halskettchens zwischen den Zähnen – die Augen geschlossen, mit einem fast engelhaften Gesichtsausdruck. Der Titel ist recht suggestiv: “Ronaldinho aus einer anderen Galaxie“. Und das scheint er tatsächlich auch zu sein – und das Beste: er hat es wie kaum ein anderer tatsächlich verdient. Ronaldinho hat seinen Barcelona-Club aus dem Abseits hervor geholt – und er hat seinen Fans neue Hoffnung auf zukünftige Titel zurück gegeben. Inzwischen versichern die Spanier auf den Strassen, dass nur ihn spielen zu sehen bereits den Eintrittspreis wert sei! Und seine Rivalen von Real Madrid anerkennen: „Der Junge ist so gut, dass er es verdiente, im Real Madrid zu spielen!“
Und ein Kiosk-Besitzer, ein kultivierter Mann, der mehrere Sprachen spricht, erklärt voller Überzeugung: “Ronaldinho ist der beste aktive Fussballspieler der Welt. Er ist von gleicher Kategorie wie Zidane, nur viel jünger und agiler“. Und von denen, die zufällig unser Gespräch aufgeschnappt hatten kam es zustimmend: “er ist der Beste – unzweifelhaft der Beste“! Nun, solch begeisterte Zustimmung zählt zwar nicht für eine Statistik – aber ich glaube, sie ist ein guter Gradmesser für Ronaldinhos damaliger Popularität.
Den absoluten Gipfel erreichte Ronaldinho am 20. Dezember 2004: Seine Kontrahenten waren der Ukrainer Andriy Shevchenko und der Franzose Thierry Henry – nicht etwa in einer Fussball-Partie, sondern bei der Wahl zum besten Fussballer der Welt, die von der FIFA promoviert wurde. Der erste Konkurrent, Shevchenko Spieler des AC Mailand, war effizient – der zweite Henry, Sturmspitze vom Arsenal, war ein Klassiker – und Ronaldinho Gaúcho, der Favorit in diesem Disput, war die Freude der Fans auf dem Rasen – wenn man den Ball mal als Henry Pinsel des Künstlers“ betrachten würde, dann fiele die Wahl ohne Zweifel auf den Spieler von Barcelona.
Alles in allem war es keine leichte Entscheidung – alle 205 Trainer und Kapitäne der dem Internationalen Fussballverband angeschlossenen Clubs gaben ihre Stimme ab – und die Fussballkunst konnte erleichtert aufatmen: Ronaldinho Gaúcho wurde zum weltbesten Spieler des Jahres 2004 gewählt – und selbst ohne expressive Titel in Clubs, ging sein Name in die Sportgeschichte ein an der Seite von drei anderen Brasilianern: Romário, Rivaldo und Ronaldo. Die Ehre Weltfussballer und Europas Fussballer des Jahres wurde ihm im drauffolgenden Jahr 2005 noch einmal zu teil.
Der erste Preis für den besten Fussballspieler der Welt kam am Ende des Jahres 2004, aber die eigentliche Krönung kam erst sechs Monate später: Der FC Barcelona durchbrach seine Flaute von sechs Jahren und holte sich den Titel als spanischer Landesmeister – mit Ronaldinho Gaúcho in der Rolle des Maestro. Dieser Sieg hatte für den Brasilianer einen ganz besonderen Geschmack, denn es war sein erster innerhalb eines Clubs.
Bei der Vorbereitung zur WM 2006 in Deutschland, gewann Ronaldinho 2005 mit der Seleção den Konföderationen-Pokal. Im Finale besiegten die Kanariengelben am 29. Juni 2005 Argentinien mit Traumfussball 4:1. Ronaldinho schoss dabei das 3. Tor in der 47 Minute. An der WM 2006 selbst enttäuschten Ronaldinho, das magische Dreieck wie auch die restliche Nationalmannschaft mit schwachen Leistungen und schieden schon im Viertelfinale aus. Die ”Les Bleus” besiegte die Seleção mit einem wohlverdienten 1:0. Damit wiederholte sich das Trauma von 1998, als die Franzosen sich gegen Brasilien den Titel mit 3:0. erschossen. Für den Konföderationen-Pokal 2009, wie auch die Ausscheidungsspiele für die WM 2010, nominierte Carlos Dunga Ronaldinho nicht, aufgrund seiner seltenen Spieleinsätze und seiner sportlichen Form beim AC Mailand.
Die Krise…
Während eines Routine-Trainings spürt er diesen stechenden Schmerz im rechten Oberschenkel zum ersten Mal – die untersuchenden Ärzte können nichts finden und Ronaldinho wird von einigen seiner Team-Kollegen sogar als Simulant behandelt. Die Medien bekommen Wind davon und starten nun ihrerseits eine regelrechte Verleumdungskampagne gegen den Brasilianer, den sie noch gestern vergötterten – als der “Weltbeste Fussballspieler“ auf dem Flughafen in Madrid eincheckt, um sich in Curitiba/Brasilien von einem Spezialisten behandeln zu lassen, wird er von seinen Fans ausgebuht…
Noch vor kurzem unzweifelhaft der Welt grösster Star am Fussballhimmel, und jetzt plötzlich von seinem Club Barcelona, den europäischen Medien und seinen Fans im Stich gelassen und täglich aufs neue gedemütigt – mitten in dieses Horrorszenario fällt sein 28ster Geburtstag an diesem Freitag, 21. März 2008. Kurioserweise erinnert er sich plötzlich daran, wie er an seinem 24sten öffentlich erklärt hatte, dass er noch viel zu lernen habe. Damals hatte er gerade zwei Tore gegen “Real Sociedad“ zelebriert und Barcelona den Sieg geschenkt. “Ich bin noch jung und kann mich noch wesentlich verbessern. Man sagt ja, dass die Spitze eines Fussballspielers im Alter von 28 Jahren erreicht wird. Ich bin sehr zufrieden, dass mir noch viel Zeit bleibt, um zu lernen“ – sagte er damals in einem Interview.
Als er 26 wurde, nach einem Sieg über “Getafe“, feierte er bis spät in die Nacht hinein, ohne dass jemand daran Anstoss genommen hätte. Mit 27 fühlte er sich glücklich beim Barcelona, mit dem ihn damals noch ein harmonisches Verhältnis verband – trotz der Gerüchte seines Abgangs zu Milan oder Chelsea. Schliesslich gab’s über Ronaldinho damals noch nichts zu diskutieren – unantastbarer Held der Spanier.
Ein Jahr später, als er sich seiner erwarteten körperlichen und technischen Bestform nähert, erlebt Ronaldinho das genaue Gegenteil: Gleich zu Anfang dieser Saison wird er kritisiert, als er nicht imstande war, seine Bestleistungen zu bringen. Der Grund, das stand für die leichtfertigen Medien des Landes fest, sei sein “ausschweifendes Lotterleben“ in den katalanischen Nachtclubs.
Und am Vorabend seines 28sten Geburtstags erlebt er dann eine weitere beunruhigende Episode: Er klagt über starke Muskelschmerzen gegen Ende des Trainings und nimmt auch nicht am Spiel gegen Villareal teil, dass am Wochenende stattfindet und diesem Club eine Niederlage beschert. Man untersuchte ihn, aber fand nichts, was seine Schmerzen gerechtfertigt hätte. So blieb er mit seinem “mysteriösen Problem“ auch von einem Rückspiel gegen Valencia an der “Copa del Rey“ ausgeschlossen – das die Rivalen prompt gewannen und damit den FC Barcelona eliminierten.
Jetzt hagelte es Kritik gegen den “brasilianischen Simulanten“ – einige Zeitungen spekulierten sogar, dass seine “wilden Nächte“ an seinen Kräften zehrten. Und Ronaldinho schoss zurück: “Es gibt hier ein paar Leute, die mich mit jenen Gerüchten zu Fall bringen wollen. Das werden sie aber nicht schaffen. Nichts zerstört Ronaldinho. Keine Kritik der Welt kann mir meine Fussballbegeisterung nehmen”, sagte er in einem Interview der “Vanity Fair”. “Ich bin so motiviert wie eh und je. Die Kritiken treiben mich dazu, besser zu werden . . .”
Zahlen allerdings beweisen, dass seine Leistungen zurück gingen. In 28 Runden der Spanischen Landesmeister hat Ronaldinho lediglich sieben Partien komplett mitgespielt – so hat die Zeitung “Marca“ ermittelt. Genau hat er 1.171 Minuten in 17 Partien gespielt – 13 davon als Titelträger. Bei 11 Partien sass er auf der Reservebank oder war gar nicht dabei. In der letzten Saison dagegen spielte er 19 Partien komplett durch und war nur bei 4 Spielen abwesend.
Alle fragten sich: Ist dies nun das Ende eine Weltfussballers? Es machte den Anschein, denn seine Auftritte auf der grünen Bühne waren seiner direkt unwürdig. Der Star aus Brasilien, der dem Fussballgeschehen weltweit ein neues Kicker-Image geschenkt hat – ein solches Ball-Phänomen hatte die Welt seit Pelé nicht mehr gesehen. Und nun scheint es, als ob seine Gegenspieler ihn durchschaut hätten und seine Tricks inzwischen selbst soweit beherrschen, dass der einstige Star nicht mehr an ihnen vorbeikommt. Sein Ruhm als Naturtalent am Ball war in den letzten Jahren bis in die hintersten Ecken der Welt gedrungen und konnte ein paar saftigen Kritiken durchaus standhalten.
Als nun aber im März 2008 gleich alle vier grössten Sportblätter Spaniens seine Demontage vornahmen, indem sie behaupteten, das Trainer Frank Rijkaard seinen Star fallen lasse, dass Ronaldinho eben kein europäischer Fussballmönch sei, dass seine Gegner längst den “Ronaldinho-Code“ geknackt hätten, oder scheinheilig fragten, ob sein Problem tatsächlich im rechten Oberschenkel liege . . . , da erfuhr die Beziehung zu seinem Traum-Team und seiner Wahlheimat einen ernsten Knacks.
Am 1. März 2008 wurde Ronaldinho endlich wieder für eine Partie gegen den Atlético aufgestellt. Der Star, den noch einen Tag vor Heiligabend (23.12.2007) seine eigenen Fans ausgebuht hatten, weil sein Team 0:1 gegen Real Madrid verlor, bekommt eine neue Chance – und platziert prompt eine Bombe per Fallrückzieher ins Tor des Gegners. Trotzdem verliert Barcelona 2:4.
Am 4. März feierte der Barcelona einen Sieg von 3:2 über den Celtic Glasgow, und Ronaldino meint zuversichtlich: “Die letzten Monate waren für mich besonders hart – das ist vorbei – ich bin jetzt stärker als je zuvor“!
Aber er scheint seine Rechnung ohne den Rijkaard gemacht zu haben: Am 9. März muss sein Club wieder eine 1:2 Niederlage gegen den Villareal einstecken – Ronaldinhos Beitrag: er schiesst einen Strafstoss in der 90sten Minute gegen die Latte. Und damit endet vorläufig sein Wirken im blau-roten Trikot des Barça.
Aber was steckt eigentlich dahinter?
Gegen Almería am 17. März wird der Brasilianer nicht aufgestellt. Offiziell angegebener Grund: Schmerzen in der Beinmuskulatur. Nur genügt das den Sensationsblättern nicht – sie munkeln etwas über sein Nachtleben – dort habe er “seinen Stammplatz“, streut die grösste Sportzeitung Öl ins Feuer. Angeblich sei er nach einer wilden Partynacht betrunken zum Training getorkelt.
Sein Club veröffentlichte das Ergebnis einer medizinischen Untersuchung – die bescheinigt, dass die von Ronaldinho angegebenen Schmerzen nicht diagnostiziert werden konnten. Die Ärzte seines Clubs erklären ihn für fit – und eine Sportzeitung titelt prompt: “Barcelona distanziert sich von Ronaldinho“. In einem Interview nimmt Ronaldinho dann Stellung: “Offensichtlich gibt es ein paar Zeitgenossen, die mir meine Erfolge neiden, aber es wird ihnen nicht gelingen, Ronaldinho zu zerstören“! Trotz seiner Schmerzen will er am Pokal gegen Valencia teilnehmen – und trotz des veröffentlichten positiven Befunds stellt ihn sein Trainer nicht auf.
Während des Trainings am Karfreitag feiern seine Anhänger den 28. Geburtstag des Champions aus Brasilien – sein Team, das ohne ihn gespielt hat und am selben Abend ausgeschieden ist, wird ausgebuht.
Barcelona-Trainer Frank Rijkaard war einst Ronaldinhos glühendster Verteidiger. Jetzt, unter dem Druck der Medien, lässt er sich zu ein paar sarkastischen Bemerkungen hinreissen: “Ronaldinho spielt nicht, weil er behauptet, Schmerzen im rechten Bein zu haben“. Und auf die Frage eines Reporters, ob der Champion trotzdem trainiert und sich anstrengt, meint er: “Heute ja“.
Als der Barça am 24. März gegen Valladolid gewinnt, titelt eine Zeitung: “Wo war Ronaldinho“? Der Brasilianer sass weder auf der Reservebank, noch hatte man ihn auf der Tribüne ausmachen können. Nur sein Team-Kollege Sylvinho verteidigt ihn mit denselben Worten seiner Mutter Miguelita: “Ronaldinho braucht vor allem viel Liebe und Zuneigung“ – was die Medien dann als Erklärung für seine nächtlichen Eskapaden interpretierten.
Schliesslich wird ein Vorstoss wieder der Zeitung “Marca“: “Barça macht im Sommer Schluss mit Ronaldinho“ vom Präsidenten des Clubs zurückgewiesen – wer weiss, vielleicht um den Preis seines Stars nicht zu mindern. Denn schon treffen die ersten Angebote ein: “der türkische Club Fenerbahce Istanbul will 90 Millionen Dollar für Ronaldinho auf den Tisch legen“ – diese Aussage stammt von seinem Landsmann Roberto Carlos, der bei Fenerbahce unter Trainer Zico spielt. Topclubs wie der Milan oder der Chelsea halten sich jetzt zurück – in Anbetracht der Gerüchte raufen sich jetzt die Clubs der zweiten und dritten Kategorie um den begehrten Knochen.
Ronaldinhos grosser Bruder und Manager Assis findet heraus, dass sich “der Kleine“, entsprechend dem FIFA-Paragrafen 17, aus dem Club freikaufen könne – und zwar für die Summe der ihm bis Ende seines Vertrages 2010 zustehenden Gehälter: 16 Millionen Euro – wesentlich weniger als die vom Barça geforderte Ablösung von 125 Millionen Euro.
Aber was ist eigentlich Ronaldinhos Problem? Nur die Schmerzen im Oberschenkel? Die Antwort bleibt weiterhin ein Geheimnis und schürt die Vermutungen derer, die ihn verehren – und auch die Verleumdungen jener, die ihn beneiden. “Er braucht Zuneigung und Liebe, dann gibt er sein Bestes“ – findet diese einfache humane Formel unter den harten Männern dieses Sports etwa kein Echo? Ist ihre Kameradschaft lediglich auf Höchstleistungen aufgebaut?
Dass die Medien einen Star genauso schnell wieder demontieren, wie sie ihn aufgebaut haben, das verwundert wohl niemanden mehr – wir erleben diese Sensationsmache nach oben wie nach unten täglich, denn Sensationen sind ihr Geschäft – egal, ob es dabei um das sensationelle Erscheinen eines neuen Sterns oder um sein sensationelles Verlöschen geht – für die Medien sind auch Ronaldinhos Probleme lediglich ein gutes Geschäft.
Wir, seine Fans, mochten deshalb nicht weiter herumraten, sondern einfach abwarten, was er selbst mit seiner Zukunft anstellen will. Es wäre zwar jammerschade, wenn er sich vom Fussball zurückziehen sollte – andererseits sollte man diesem jungen Mann, der die Welt mit seinem Fussballtalent begeistert und in Atem gehalten hat, auch mal gönnen, eine Pause einzulegen oder sich seinen anderen Talenten zu widmen. Wie dem auch sei – wie auch immer er sich entscheiden sollte – er hat sich bereits einen sicheren Platz in der Geschichte des Sports erobert, also machen wir es ihm doch nicht so schwer, falls er mit seinem Leben etwas ganz anderes vorhaben sollte, als wir uns das vorstellen!
Und er hat sich entschieden: Der Ballzauberer wechselte am 17. Juli 2008 von Barcelona zum AC Milan wo er einen Vertrag bis 2011 unterzeichnet.
Dunga nominierte wie erwartet Ronaldinho im Mai nicht ins Kader. Der weltbeste Fussballer von 2004 und 2005 hatte letztmals im April 2009 in der Seleção gespielt. Nachdem er in den vergangenen Monaten bei der AC Mailand an seine alte Form anknüpfen konnte, zählte er zumindest wieder zum erweiterten Kreis der WM-Kandidaten. Umso grösser ist verständlicherweise die Enttäuschung als er sich nicht im Kader widerfand. Eine kleine Hoffnung bleibt aber immer noch: Ronaldinho wurde als Ersatzspieler gelistet…
Ronaldinho kehrt zur Saison 2011 nach Brasilien zurück, zwar nicht zu Gremio Porto Alegre – wo er seine Karriere 1998 begann – sondern nach Rio de Janeiro zum FC Flamengo.
2008 wechselte er vom FC Barcelona für 18,5 Millionen Euro zum AC Mailand wo er Zlatan Ibrahimovic und Robinho immer mehr Platz machen musste. Ein persönliches Ziel konnte er Ende 2010 erreichen, er wurde vom neuen Trainer Luiz Antonio Venker de Menezes kurz – Mano Menezes– wieder in die Seleçao berufen. Mit dem neuen Verein Flamengo erhofft sich Ronaldinho wieder regelmässig zu spielen und somit grössere Chancen auf ein Comeback in der Nationalelf (letztes Länderspiel im April 2009).
Sein grösster Wunsch ist es, zum Abschluss seiner Karriere an der WM 2014 im eigenen Land noch einmal das Trikot der Seleção zu tragen und für die Kanariengelben zu spielen und den 6. Weltmeistertitel zu gewinnen. Bis dahin wird der 2-malige Weltfussballer mit seiner Rückkehr fürstlich belohnt – rund 8 Millionen Euro jährlich sind vertraglich garantiert.
Mitte März 2012 wurde Ronaldinho ins vorläufige 52-köpfige Kader zu den Olympischen Spielen 2012 berufen. Im 18-köpfigen Olympiakader der brasilianischen Männer-Fussballnationalmannschaft, welches Brasiliens Nationaltrainer Mano Menezes im Juli bekannt gab, fehlt Ronaldinhos Name.
Nach 16 Monaten ging die Ära Flamengo unrühmlich zu Ende. Die genauen Hintergründe für den Abgang Ronaldinhos sind der Öffentlichkeit nicht bekannt. Scheinbar geht es um nicht ausbezahlte Millionen Beträge, die der Verein seinem ehemaligen Spieler schulden soll. In den total 78 Spielen für Flamengo erzielte Ronaldinho 28 Tore.
Nach seinem vorzeitigen Abgang in Rio wechselte Ronaldinho innerhalb vier Tagen zu Clube Atlético Mineiro aus Belo Horizonte der Hauptstadt des Bundesstaates Minas Gerais.
Der Weltmeistercoach von 2002 und aktuelle Nationalcoach der Seleção Luiz Felipe Scolari, hat den 2-maligen Weltfussballer wieder in den Kader der Nationalmannschaft für das Testspiel gegen England am 06. Februar 2013 berufen. Ronaldinho betonte, dass er mit vollem Einsatz für die Seleção spielen werde.
Ronaldinho Gaúcho spielte im Freundschaftsspiel gegen England zum 100-Mal im Trikot der Seleção und erzielte insgesamt 35 Treffer für die kanariengelben aus Brasilien. Mit dieser Berufung steht er seinem Traum an der WM 2014 im eigenem Land zu spielen ein wenig näher.
Nach 16 Monaten bei Flamengo wechselte Ronaldinho 2012 zu Atlético Mineiro aus Belo Horizonte.
Anfang September 2014 unterzeichnete er einen Zweijahresvertrag beim mexikanischen Erstligisten Querétaro Fútbol Club wo er als grosser sportlicher Hoffnungsträger galt.
Im Juli 2015 gab der brasilianische Klub Fluminense Rio de Janeiro bekannt, dass Ronaldinho einen Vertrag bis Dezember 2016 unterschrieben habe.
Nach Abstechern zum Futsal, wo er von 2016 bis Ende 2017 an verschiedenen Turnieren teilnahm (u.a.für die Goa 5′s) beendete Ronaldinho 2008 seine Fußball-Karriere endgültig. Heute ist er noch als Werbeträger in verschiedenen Bereichen aktiv. Der Spieleentwickler Booming Games feiert mit dem Ronaldinho Spins Slot seine Karrierehöhepunkte in einem eigenen Automatenspiel.