Der Atlantische Regenwald zeigt sich von Rio Grande do Sul bis nach Piauí in unterschiedlichen Reliefformen, Landschaften, diverse klimatischen Charakteristikas und einer kulturellen Vielfalt der Bevölkerung dieses immensen territorialen Streifens Brasiliens. Trotzdem existiert da ein gemeinsamer Aspekt, der diese ganze Region vereint: das hinsichtlich seiner biologischen Vielfalt reichste Biom des Planeten Erde, der Atlantische Regenwald. Insgesamt sind es 1.300.000 Quadratkilometer, oder ungefähr 15% des nationalen Territoriums, unter Beteiligung von 17 brasilianischen Bundesstaaten, mit einer Ausdehnung bis nach Paraguay und Argentinien. Und wenn man sich diese grossartigen Zahlen ansieht, dann macht der Schock einer anderen Zahl umso betroffener: nämlich dass fast 93% seines Originalbestandes inzwischen zerstört worden ist.
Klassifiziert als eine Gruppierung von unterschiedlichen Waldformationen, verteilt sich der Atlantische Regenwald auf Küstenstreifen, Wälder der Ebene, Wälder des Interiors und der Anhöhen. Und just in diesen Gebieten leben auch 62% der brasilianischen Bevölkerung, zirka 120 Millionen Menschen. Ein enormes Bevölkerungskontingent, welches abhängt von der Erhaltung der Überbleibsel des Atlantischen Regenwaldes, um die Versorgung mit Wasser zu garantieren, die Regulierung des Klimas, die Fruchtbarkeit des Bodens und andere Gaben der Natur. Offensichtlich geht die grösste Bedrohung gegenüber dem prekären Gleichgewicht der Biovielfalt genau von den Aktionen der Bevölkerung aus – dem Druck ihrer Landbesetzung und den Schocks durch ihre Aktivitäten.
Wegen seiner grossen Ausdehnung auf dem brasilianischen Territorium, präsentiert der Atlantische Regenwald eine Gruppe von Ökosystemen mit ineinander greifenden ökologischen Prozessen. Das Biom besteht aus folgenden Formationen:
Dichter, ombrophyler Wald, ombrophyler Mischwald (Araukarien-Wald), semidecidual-stationär und decidual-stationär, sowie die mit Mangroven, Restingas, Inlandssümpfen, Bergsavannen und Meeresinseln assoziierten Ökosysteme. Ein Beispiel der Verbindung zwischen den einzelnen Ökosystemen ist die der Restinga (Meeresküstenvegetation) und dem Wald, bewiesen durch den Verkehr der Tiere zwischen dem einen und dem anderen Biotop, der Genenfluss der Fauna und Flora und jene Zonen, wo die unterschiedlichen Ambientes aufeinander treffen und sich gradativ verändern – genannte ökologische Transitzonen.
Man sollte vor allem nicht vergessen, dass sich sieben der neun hydrografischen Becken Brasiliens in diesem Biom befinden und von ihm abhängig sind. Also bedeutet der Schutz des Atlantischen Regenwaldes auch, die hydrologischen Prozesse zu schützen, welche für Menge und Qualität des Trinkwassers für 3.400 Munizipien verantwortlich sind, sowie für die verschiedensten Wirtschaftszweige, wie Landwirtschaft, Fischfang, Industrie und Energie.
Die Flüsse und Seen des Atlantischen Regenwaldes beherbergen auch reiche aquatische Ökosysteme, ein grosser Teil davon bedroht wegen der Abholzung der Galeriewälder und der daraus entstehenden Versandung der Quellgebiete, der Verschmutzung des Wassers und durch die Anlage von Staudämmen ohne entsprechende ambientale Vorsichtsmassnahmen. Jenes ineinander verwobene hydrographische Netz besteht aus Flüssen von nationaler und internationaler Bedeutung nämlich dem:
- São Francisco
- Paraná bis zum Tietê
- Paraíba do Sul
- Doce
- Ribeira do Iguape.