Pfeilgiftfrösche

Zuletzt bearbeitet: 13. Dezember 2021

Die tropischen Wälder unseres Planeten beherbergen, unter anderen Amphibien, eine spektakuläre Vielfalt an Fröschen“. Obwohl sie fast überall auf der Erde vorkommen, sind ihre Arten in tropischen Regionen am vielfältigsten – etwa im Amazonas-Regenwald und in den Wäldern des äquatorialen Afrikas. Wir möchten Ihnen einige Froscharten vorstellen, die sich ausschließlich in Umgebungen finden, die in der Regel heiß, feucht und dicht bewachsen sind – perfekt für Kreaturen, die sowohl an aquatische als auch terrestrische Lebensräume angepasst sind.

Pfeilgiftfrosch- Foto: Marcel Langthim auf Pixabay

Die auffallend gefärbten und tödlich giftigen Pfeilgiftfrösche sind von den Regenwäldern Mittelamerikas bis hin zum Amazonasbecken verbreitet. Die meisten von ihnen leben auf dem Boden des Regenwaldes, einige bevorzugen jedoch die Sicherheit von Bäumen. Am aktivsten sind sie bei Tageslicht.

Pfeilgiftfrösche sind kleine (20 mm-40 mm), recht fotogene Tiere in grell leuchtenden Farben – rot, gelb, orange oder leuchtend grün – so dass ihre Fressfeinde sie leicht erkennen und ihre Absichten aufgeben. Dennoch können einige unvorsichtige Kleintiere, die ihnen zu nahe kommen, durch das von der Haut der Frösche ausgeschiedene Gift gelähmt werden. Man schätzt, dass etwa 2,5 Gramm des Sekrets eines Pfeilgiftfrosches einen erwachsenen Menschen töten können.

Nun könnte man meinen, dass diese giftigen Amphibien keine natürlichen Fressfeinde haben, aber da gibt es eine Ausnahme: Die Feuerbauch-Schlange (Leimadophis epinephelus) wird als potenzieller Beutegreifer, zumindest von jungen Fröschen, angesehen. Diese Schlange hat die ungewöhnliche Fähigkeit, eine große chemische Vielfalt von Hautsekreten der Pfeilgiftfrosch-Arten tolerieren zu können.

Pfeilgiftfrösche haben ihren Namen von einer Gruppe von Amazonas-Indios, den “Embaré-Chocó“, welche die Spitze ihrer Pfeile mit Froschgift bestreichen, um damit ihre Jagdbeute zu töten.

Der blaue Pfeilgiftfrosch (Dendrobates tinctorius „azureus“)

Er ist unbestreitbar schön anzusehen – wie ein Saphir. Und ähnlich wie ein kostbarer Edelstein ist diese Froschart ein einzigartiger Schatz der Natur, der nur in den tropischen Wäldern vorkommt, die an die Sipaliwini-Savanne im Süden Surinams grenzen und sich bis in den Norden Brasiliens erstrecken. Wie seine leuchtende Warnfärbung und sein Name vermuten lassen, ist der blaue Pfeilgiftfrosch giftig und sondert über seine Haut eine giftige Substanz ab.

Dendrobates tinctorius – azureus Foto: Klaus Günther

Dendrobates tinctorius „Azureus“ ist ein mittelgroßer Frosch, der etwa 8 g wiegt und bis zu 4,5cm lang wird. Die Weibchen sind größer und etwa einen halben Zentimeter länger als die Männchen, aber die Männchen haben größere Zehen. In freier Wildbahn hat der Frosch eine typische Lebenserwartung von fünf bis sieben Jahren. Seine leuchtend blaue Haut, die an den Gliedmaßen und am Bauch meist dunkler ist, dient als Warnung für Raubtiere.

Die Drüsen mit den giftigen Alkaloiden sind ein Abwehrmechanismus gegen potenzielle Fressfeinde. Diese Gifte lähmen das Raubtier und töten es manchmal. Die schwarzen Flecken sind für jeden Frosch einzigartig und ermöglichen die Identifizierung der einzelnen Exemplare. Diese Froschart hat eine charakteristische, bucklige Haltung. Jeder Fuß hat vier Zehen, die jeweils eine abgeflachte Spitze mit einem Saugnapf haben, der zum Greifen dient. Die Zehenspitzen der Weibchen sind rund, während die der Männchen herzförmig sind.

Dendrobates. tinctorius „Azureus“ ist ein Festland-Amphibium, hält sich aber in der Nähe von Wasserläufen auf. Diese Frösche verbringen die meiste Zeit des Tages wach und hüpfen in kurzen Sprüngen umher. Sie sind sehr territorial und aggressiv, sowohl gegenüber ihrer eigenen Art als auch gegenüber anderen. Um Eindringlinge abzuwehren, setzen sie eine Reihe von Rufen, Verfolgungsjagden und Ringkämpfen ein. Der blaue Pfeilgiftfrosch ernährt sich von Ameisen, Käfern, Fliegen, Milben, Spinnen, Termiten, Maden und Raupen.

Er brütet saisonal, normalerweise im Februar oder März, wenn das Wetter regnerisch ist. Um sich zu paaren, sitzen die Männchen auf einem Felsen und geben leise Rufe von sich, denen die Weibchen folgen, um die Männchen aufzuspüren. Die Weibchen kämpfen dann körperlich um ein Männchen. Das Männchen bringt das Weibchen an einen ruhigen Ort am Wasser, wo die Eiablage stattfindet. Die Befruchtung erfolgt von außen – sobald die Eier gelegt sind, umhüllt das Männchen sie mit seinem Sperma.

Bei jeder Paarung werden zwischen fünf und 10 Nachkommen gezeugt. Die Eier werden im Revier des Männchens abgelegt, der das Gelege verteidigt. Das Männchen kümmert sich auch um die Eier, die schlüpfenden Larven werden von ihm auf den Rücken genommen und zu dauerhaft wasserführenden Gewässern transportiert, wo sie ihre Kaulquappenphase durchlaufen – manchmal beteiligt sich auch das Weibchen an dem Transport.

Die Jungen schlüpfen nach 14 bis 18 Tagen, wie bei fast allen Fröschen unterscheiden sich die Kaulquappen in ihrem Aussehen stark von den Eltern. Sie haben einen langen Schwanz, etwa 6 mm, und eine Gesamtlänge von etwa 10 mm. Ihnen fehlen Beine und sie haben Kiemen anstelle der Lunge. Nach 10 bis 12 Wochen sind sie ausgewachsen. Die Lebenserwartung dieser Frösche beträgt in freier Wildbahn zwischen 4 und 6 Jahren.

Der Goldene Giftfrosch (Phyllobates terribilis)

Er ist relativ klein, und mit seinen großen runden Augen sieht er relativ harmlos aus. Doch auf seiner leuchtend gelben Haut befindet sich eine tödliche Substanz, das so genannte Batrachotoxin. Ein typischer wildlebender Goldener Giftfrosch hat 700 bis 1.900 Mikrogramm des Giftes in seinem Körper, von denen ein Bruchteil – 200 Mikrogramm oder weniger – ausreicht, um einen Menschen zu töten.

Obwohl er in der Regel goldgelb ist, können ausgewachsene Tiere eine orange bis blassgrüne Farbe haben. Ähnlich wie bei vielen anderen farbenfrohen Tieren dient ihre lebhafte Körperfärbung als Warnung vor ihrer Giftigkeit.

Phyllobates terribilis – Foto: Marcus Wirth auf Pixabay

„Phyllobates terribilis“, ist eine bemerkenswert giftige, neu entdeckte Froschart, die aus der Nähe einer indigenen “Emberá Chocó“-Siedlung im Tieflandregenwald des pazifischen Küstengebiets Kolumbiens beschrieben wurde. Er ist der dritte Frosch, von dem definitiv bekannt ist, dass er für Giftpfeile verwendet wird – die anderen Arten sind Phyllobates aurotaenia und Phyllobates bicolor.

Die Toxizität der Hautsekrete von Phyllobates, und der mit seinen Exemplaren vergifteten Pfeile, ist in erster Linie auf Batrachotoxin und Homobatrachotoxin zurückzuführen, steroidale Alkaloide, die stärker sind als pflanzliche Curare-Mischungen. Phyllobates terribilis produziert relativ große Mengen dieser Verbindungen und ist mindestens zwanzigmal giftiger als andere Pfeilgiftfrösche.

Der Umgang mit dieser neuen Art ist extrem gefährlich: Ein frisch gefangener Frosch kann bis zu 1900 Mikrogram an Giftstoffen enthalten, von denen nur ein Bruchteil für den Menschen bereits tödlich wäre, wenn genügend Hautsekret mit einer offenen Wunde in Berührung käme. Phyllobates terribilis erreicht eine Rumpflänge von etwa 47 mm und ist damit eine der größten Arten seiner Familie (Dendrobatidae).

Sie unterscheidet sich von allen anderen Dendrobatidae dadurch, dass Körper und Gliedmaßen oben und unten einheitlich golden oder blass metallisch grün gefärbt sind, mit der Ausnahme, dass Jungtiere ein primitives Muster aus goldenen lateralen Streifen auf schwarzem Grund aufweisen.

Der goldene Giftfrosch ist in fünf Gebieten im Tiefland des oberen Río Saija, im Amazonas-Regenwald an der kolumbianischen Pazifikküste, heimisch. Aufgrund seiner kleinen Populationen, der begrenzten Ausdehnung seines Verbreitungsgebietes und der fortschreitenden Zerstörung seines Lebensraums, ist er eine gefährdete Art.

Der Amazonas-Milchfrosch (Trachycephalus resinifictrix)

Er ist mit seinen abwechselnden Bändern und Flecken aus dunkelbrauner und hellgrauer bis blauer Haut eine einzigartige und schön gefärbte Art. Der Kontrast zwischen den Farben ist bei jungen Fröschen dieser Art am stärksten ausgeprägt. Mit zunehmendem Alter verblassen die Farben leicht, und die Haut wird zunehmend körniger. Seine Färbung hilft dem Amazonas-Milchfrosch, mit den Bäumen in seinem Lebensraum, im Amazonas-Regenwald des nördlichen Südamerikas, zu verschmelzen.

Trachycephalus resinifictrix – Foto: Hans Braxmeier auf Pixabay

Auch seine Zehenballen sind speziell an die Lebensweise auf Bäumen angepasst. Der Gattungsname der Art bezieht sich auf seine charakteristische lange Schnauze, während der gebräuchliche Name „Milchfrosch“ die milchig-weißen, giftigen Sekrete beschreibt, die aus seiner Haut austreten, wenn das Tier gestresst ist. Der Amazonas-Milchfrosch ist aufgrund des auffälligen gold-schwarzen Kreuzmusters in der Iris seines Auges auch als „Goldaugen-Laubfrosch“ bekannt.

Der Mimik-Giftfrosch (Ranitomeya imitator)

Er ist wegen seiner großen Vielfalt an Farbmustern sehr beliebt. Für die Art sind vier verschiedenen Morphen (Varianten) bekannt, die jeweils eine Mischung aus leuchtenden Farbtönen aufweisen. Man nimmt an, dass sich die Morphen durch ein Phänomen entwickelt haben, das als “mimetische Radiation“ bezeichnet wird und bei dem eine Art eine große Ähnlichkeit mit verschiedenen Modellarten entwickelt.

Im Fall des Mimik-Giftfroschs sind diese Vorbilder andere Giftfroscharten, wie der Spritzrücken-Giftfrosch (Ranitomeya variabilis) und der Rotkopf-Giftfrosch (Ranitomeya fantastica), die verschiedenen geografischen Gebiete in Zentralperu bewohnen – Gebiete, die alle auch im Verbreitungsgebiet des Mimik-Giftfroschs liegen.

An den Rändern dieser Gebiete führt der Kontakt zwischen verschiedenen Morphen des Mimik-Giftfrosches zur Entstehung von Hybriden mit wirklich einzigartigen Farbmustern. Einige dieser Muster könnten einen Fortpflanzungsvorteil bieten, was darauf hindeutet, dass sich der Mimik-Giftfrosch direkt vor unseren Augen weiterentwickelt.

Pfeilgiftfrösche in Brasilien

Es gibt etwa 180 Dendrobatidae-Arten auf der ganzen Welt, und derzeit kennen wir mindestens 26 von ihnen in Brasilien, vor allem in der Region des Amazonas-Regenwaldes.
Mehrere Fachleute behaupten, dass Frösche der Gattung Phyllobates in diesem Land nicht vorkommen. Es gibt jedoch Amphibien aus der Gruppe der Dendrobatae, die aufgrund ihrer Zugehörigkeit zu derselben Familie ähnliche Merkmale aufweisen, wie z. B. eine Vorliebe für gemäßigte Wälder, feuchtes Klima und Grasland, aber vor allem muss erklärt werden, dass Dendrobaten genauso giftig sind wie einige ihrer Vettern, die wir in anderen Regionen finden.

Diese Gattung umfasst eine besondere Gruppe von kleinen Fröschen, die als “Ponta-de-flecha“ (Pfeilspitzen) bekannt sind, da sie auch von den Indios zur Ummantelung ihrer Waffen verwendet werden, und die sich vor allem durch die intensive Färbung ihrer Haut auszeichnen, die ein stummes Zeichen für das Gift ist, welches sie in sich tragen. Diese Frösche sind zwar nicht mit dem “Goldenen Pfeilgiftfrosch“ vergleichbar, können aber dennoch tödlich sein, wenn ihr Gift mit einer Hautwunde des Menschen in Berührung kommt und in dessen Blutkreislauf gelangt.

Pfeilgiftfrosch – Foto: D Mz auf Pixabay

Viele der Frösche, die wir unter dem verallgemeinernden Namen „ponta-de-flecha“ finden, wurden erst vor kurzem entdeckt, und aus diesem Grund ist es in Brasilien noch sehr schwierig, sie zu unterscheiden. Obwohl sie ihre eigenen wissenschaftlichen Namen haben, werden sie im Volksmund aufgrund ihrer ähnlichen Merkmale als eine einzige Art angesehen.
Pfeilgiftfrösche und südamerikanische Indios

Die südamerikanischen Indios der Emberá-Chocó-Stämme, an den pazifischen Hängen der Anden in Kolumbien, verwenden mindestens drei Arten von Pfeilgiftfröschen, um ihre Blasrohrpfeile zu vergiften: Phyllobates aurotaenia, Phyllobates bicolor und Phyllobates terribilis. Das Gift besteht aus steroidalen Alkaloiden in den Hautsekreten der Frösche, von denen der Goldene Pfeilgiftfrosch, Phyllobates terribilis, das stärkste produziert.

Seine Sekrete sind 20-mal so giftig wie die aller anderen Pfeilgiftfroscharten, was den Umgang mit ihm besonders gefährlich macht – selbst bei Hautkontakt kann jeder kleine Kratzer ein schmerzhaftes Brennen auslösen, deshalb schützen die Indios ihre Hände mit Blättern, wenn sie mit ihnen hantieren.

Das Chocó-Blasrohr besteht aus zwei langen, spitz zulaufenden, halbzylindrischen Abschnitten aus begradigtem Palmenholz, die miteinander verleimt und mit Bast umwickelt sind. Das Blasrohr dient der Jagd, aber anders als bei einigen Amazonas-Stämmen, gibt es bei den Chocó wohl keine abergläubischen Vorbehalte dagegen, es gelegentlich auch gegen Menschen einzusetzen.

Die goldgelben Phyllobates terribilis werden in Körben gesammelt. Die Frösche werden mit kurzen Stöcken festgesteckt, und dann werden die Pfeile sanft über ihre Haut gestrichen, ohne sie zu verletzen – jeder Frosch, der bei den Chocó als „Kokoi“ bekannt ist, muss zwei oder drei Pfeile “laden“, bevor er davonhüpfen darf – die Pfeile mit dem eingetrockneten Gift können ihre tödliche Wirkung bis zu zwei Jahre lang behalten. Diese Froschart ist offenbar reichlich vorhanden, und es ist relativ einfach, sie zu ersetzen.

Die Chocó sind die einzigen Indios, von denen mit Sicherheit bekannt ist, dass sie Froschgift als einzige Zutat für ihr Pfeilgift verwenden, und diese Praxis ist nur in den Einzugsgebieten des Río San Juan und des Río Saija, im Westen Kolumbiens, dokumentiert – die Verwendung des Pflanzengifts “Curare“ ist weiter verbreitet.

Frage
Wieso sterben die Indios eigentlich nicht, wenn sie etwas essen, das zuvor mit Pfeilgift getötet wurde?

Antwort
Sie braten das erbeutete Fleisch gut durch – ab einem bestimmten Hitzegrad verliert das Gift seine Wirkung.

Pfeilgiftfrösche in der Medizin

Da bakterielle Infektionen immer resistenter gegen Antibiotika werden, bieten die Toxine auf der Haut von Fröschen eine große Chance für die Entdeckung neuer Medikamente. Wissenschaftler erforschen das Gift der Pfeilgiftfrösche für medizinische Zwecke und haben eine neue Art von Schmerzmittel daraus entwickelt. Es ist 200-mal stärker als das Schmerzmittel Morphin, hat aber nicht dessen Nebenwirkungen. Außerdem wird untersucht, ob es bei Muskel-Entkrampfungsmitteln und Herz-Medikamenten eingesetzt werden kann.

Becca Tarvin, eine Biologin an der Universität von Texas in Austin. Sie erforscht die Toxine von Pfeilgiftfröschen. Sie sagt, dass die Frösche etwa 500 verschiedene Arten von Toxinen produzieren, aber nur eine Handvoll davon ist bisher bekannt. “Wenn man in der Lage sein wird, eine dieser Verbindungen zu synthetisieren, ist das sehr wichtig, um herauszufinden, wie sie funktionieren und wie sie als Medikamente entwickelt werden könnten“.

Leider gibt es noch einen besonders triftigen Grund, warum es so wichtig ist, diese Toxine im Labor herzustellen: Viele dieser Frösche sind durch das Schwinden ihres Lebensraumes vom Aussterben bedroht. Es ist schon jetzt sehr schwer, sie in freier Wildbahn zu finden, und es wird wahrscheinlich nicht einfacher werden.

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AutorIn: Klaus D. Günther

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