Mit dem Projekt “Manati“ werden im Nordosten Brasiliens Waisenkinder des “Peixe-boi“ aufgezogen und auf ihr Leben in der freien Natur vorbereitet. In den vergangenen sechs Jahren sind mit Hilfe des Projektes fünf der riesigen Seekühe wieder im Meer ausgesetzt worden.
Vor allem an der Küste des brasilianischen Bundesstaates Ceará kommt es immer wieder vor, dass die vom Aussterben bedrohten Meeressäuger auf Sandbänken stranden und von ihren Müttern getrennt werden. Ein Problem ist die Versandung der Bereiche, an denen die Flüsse im Meer münden. In den Bundesstaaten Ceará und Rio Grande do Norte sind von der Versandung bereits die meisten der Flußmündungen betroffen, wie Biologen des Projektes “Manati“ konstatieren. Ausgelöst wird dieser Vorgang unter anderem von der Zerstörung der Ufervegetation und anderer menschlicher Einflüsse.
Um ihre Jungen zu gebären und aufzuziehen, suchen die Peixe-Boi-Mütter Flußmündungen auf, da diese stillere Gewässer und mehr Schutz bieten. Oft wird ihnen durch die Sandbänke jedoch der Zugang zu den Mündungsdelten verwehrt und bringen sie ihre Jungen im offenen Meer zur Welt. In der Regel bleiben die Jungen zwei bis drei Jahre bei ihren Müttern. Bei ihrer Suche nach Nahrung, in Nähe der Flußmündungen gelingt es den Seekuh-Jungen allerdings nicht immer, ihren Müttern zu folgen und stranden sie. Betroffen sind nach Aussagen der Biologen vor allem Neugeborene.
Mit der Hilfe der Küstenanwohner versuchen Biologen der Organisation “Aquatis“, die gestrandeten Jungtiere zu retten. Dazu eingerichtet wurde auch Rettungsteams, die rund um die Uhr einsatzbereit sind. Über das Projekt sind zudem 6.800 Männer, Frauen und Jugendliche entsprechend geschult worden. Auch Lehrer und Fischer haben an der Ausbildung teilgenommen.
Im Jahr 2012 hat das Projekt im Bundesstaat Ceará sein eigenes Zentrum zur Rehabilitation der jungen Seekühe bekommen. Vor diesem Datum mussten die Tiere in ein Zentrum im Bundesstaat Pernambuco gebracht werden. Freigelassen wurden sie an der Küste des Bundesstaates Alagoas.
Im “Centro de Reabilitação de Mamíferos Marinhos” in Ceará päppeln Meeresbiologen und Mitarbeiter derzeit neun Peixe-Boi-Junge auf. Viele der Tiere bleiben etwa vier Jahre in Rehabilitation, bis sie nicht mehr gestillt werden müssen und gelernt haben, selbstständig nach pflanzlicher Nahrung zu suchen.
Für das kommende Jahr ist an der Küste von Icapuí der Bau eines eingegranzten Bereiches im Meer geplant. Dort sollen die Jungtiere an die Geräusche, Strömungen und Bedingungen ihrer natürlichen Umgebung gewöhnt werden.
Nach einer Studie der Universität Pernambucos und der Stiftung Mamíferos Aquáticos wird der Bestand der Peixe-Boi vor der Küste der Bundesstaaten von Alagoas bis Piauí auf etwa tausend Tiere geschätzt. Im Bereich Cearás und Rio Grande do Norte sollen es 190 Tiere sein.
Auch wenn sich mehrere Organisationen und etliche freiwillige Helfer dem Schutz der pflanzenfressenden Meeressäuger angenommen haben, gelten diese nach wie vor als vom Aussterben bedroht. Laut den Biologen erholen sich die Bestände nur langsam, während gleichzeitig neue Bedrohungen hinzu kommen, wie das Verfangen in Fischernetzen oder Verletzungen, die durch Überfahrungen der Schiffe hervorgerufen werden.