Keine Riesenparty, kein Gegner grossem Namen, an einem Spielort ohne Fussballhistorie: Der 1000. Auftritt einer brasilianischen Seleção heute 14. November 2012 (19.30 Uhr Ortszeit) gegen Kolumbien in East Rutherford im US-Bundesstaat New Jersey hätte sicherlich einen würdigeren Rahmen verdient.
Dennoch sagt Nationaltrainer Mano Menezes ungeachtet der Umstände: “Ohne jeden Zweifel ist dies etwas Spezielles für alle, die an diesem Moment teilhaben.“ Er sagte diese Worte wohl auch weil sein Arbeitgeber, der brasilianische Verband CBF, die Partie überraschend Ende Oktober zum Jubiläumsspiel “Jogo 1000“ erklärte. Die zugrunde liegenden Statistiken will die Dachorganisation des Rekord-Weltmeisters vorerst nicht veröffentlichen. Partien gegen regionale Auswahlmannschaften oder Klubteams wurden vermutlich ebenso mitgezählt, wie diejenigen der Olympiateams. Sprich fast alle Begegnungen mit brasilianischer Beteiligung zählen dazu.
Ob nun wirklich tausend Spiele oder doch ein paar weniger, die Kicker aus dem Land des Samba können für sich den Anspruch erheben, den britischen, aus dem Rugby hervorgegangenen Rasenkampf zur verspielten Kunstform, dem “Jogo Bonito“, perfektioniert zu haben.
Alles begann am 21. Juli 1914 auf einem unscheinbaren Fussballgelände in Rio de Janeiro. Palmen umgaben den Platz, das Klubgebäude im Kolonialstil gehalten: Vor 5000 Schlachtenbummlern feierte die erste Seleção den ersten Erfolg mit einem 2:0. Damals siegte noch eine Auswahl von Amateuren gegen den englischen Profiklub Exeter City. Der Weltruhm kam aber erst mit Pele. Edson Arantes do Nascimento feierte 1957 im Alter von 16 Jahren und 257 Tagen sein Debüt und führte die Seleção ein Jahr später zum ersten WM-Titel. 1962 und 1970 folgten zweite weitere. Er gehört zu den Grössten des Fussballs, sein Land ist Rekordweltmeister.
Absturz in der Weltrangliste
Nach gut eineinhalb Jahrzehnten im Spitzenfeld der Weltrangliste folgte jetzt der erstmalige Absturz aus den Top Ten auf Platz 13 des Fifa-Rankings. Und so hat das Team um Neymar und Rückkehrer Kaká Aufholbedarf. Auch wenn das Mano Menezes nicht so sehen will. Trotz Pleiten bei der Copa America 2011 sowie mit dem Olympia-Team in London bemerkte der Coach in Anlehnung an den auch über New Jersey hinweggefegten Hurrikan “Sandy“: “Sowohl hier als auch bei uns hat sich der Wirbelsturm verzogen.“
Früher war er eine Stammkraft, kehrte zurück und wird auch beim 1000. Spiel seiner Heimat im Kader sein, hat aber seinen Platz noch nicht sicher. Kaká, der im Oktober erstmals seit der WM 2010 in Südafrika wieder für Brasilien zum Einsatz kam, sieht seinen Platz nicht als selbstverständlich an: “Da ich die letzten beiden Spiele gespielt habe, fühle ich mich gut. Dennoch ist mein Platz im Team weit davon entfernt, sicher zu sein“ sagte er dem Magazin Lance!
“Es waren zwei wichtige Spiele, in denen ich gut spielte. Ich habe der Mannschaft jedoch noch viel mehr zu geben“, beschrieb Kaká seine ersten Einsätze, in denen der mittlerweile 30-Jährige jeweils einmal zum Tor einnetzte. Vor dem kommenden Gegner aus Kolumbien hat Kaká indes grossen Respekt: “Kolumbien hat einige herausragende Spieler. Wir müssen unser Bestes abrufen, um das Spiel zu gewinnen.“
Spiel gegen Rivalen und Freund
Einer der Stars in Kolumbien ist Radamel Falcao. Der Stürmer steht bei Atletico Madrid unter Vertrag und ist eigentlich Erzrivale von Real Madrids Kaká. Dieser verriet jedoch, dass die beiden Südamerikaner neben dem Platz aber alles andere als Erzfeinde sind: “Er ist ein guter Freund von mir, mit dem ich mich oft in Madrid treffe. Unsere Familien sind befreundet und ich hoffe, dass das auch noch lange Zeit so bleibt.“
Fabian Biastoch für BrasilienPortal
Bildquelle: CBF