Das deutsche Unternehmen Siemens hat laut Informationen einer brasilianischen Zeitung Selbstanzeige in Brasilien gestellt. Hintergrund sei eine mögliche Kartellbildung bei der Lieferung und Ausrüstung von U-Bahn-Zügen in der Industriemetropole São Paulo.
Laut eines Artikels in der Tageszeitung “Folha de São Paulo“ sollen an dem Kartell auch das kanadische Unternehmen Bombardier, die spanische Firma CAF und Mitsui aus Japan beteiligt sein. Bisher gab es keine Reaktion von Seiten des deutschen Unternehmens.
Weiter heisst es, Siemens soll im Gegenzug für die Anzeige eine Kronzeugenregelung unterschrieben haben. So soll dem Unternehmen und den Mitarbeitern Immunität gewährt werden, falls sich herausstelle, dass es sich wirklich um ein Kartell handelt.
Alle drei genannten Firmen haben in Brasilien bereits ihr Interesse an dem Milliarden-Projekt für einen Hochgeschwindigkeitszug von São Paulo nach Rio de Janeiro bekundet. Durch die illegalen Preisabsprachen soll es zu zehn bis 20 Prozent teureren Angeboten gekommen sein als marktüblich. Dem Zeitungsbericht zufolge agierte das Kartell in mindestens sechs Vergabeverfahren. Diese wurden zumeist über Subunternehmen geregelt.
Die Anschuldigungen decken sich mit Informationen der brasilianischen Wettbewerbsbehörde CADE. Sie hatte am 4. Juli über Ermittlungen von Polizei und Staatsanwaltschaft über eine mögliche Kartellbildung informiert. Hierbei geht es um eben sechs Ausschreibungen von São Paulos “Metrô“ (U-Bahn), aber auch die Kronzeugenregelung wurde seitens der Behörde erwähnt. CADE nannte damals jedoch keine Firmennamen.
Bestätigt sich der Bericht, ist die Aufdeckung des Skandals zu einem sehr unglücklichen Zeitpunkt geschehen. Denn im kommenden Monat soll das Projekt “Schnellbahntrasse Rio de Janeiro – São Paulo“ offiziell ausgeschrieben werden. Bisher galten die am Kartell beteiligten Unternehmen als Favoriten auf den Zuschlag. Siemens fiel auch in der Vergangenheit durch Bestechung und unfairen Methoden in anderen Ländern auf. Mehrmals wurde das Unternehmen bereits zu hohen Geldstrafen verurteilt.