Bewohner und Mitglieder der “Human Rights Bewegung“ versuchen, eine friedliche Lösung für die Auflösung der “Favela do Metró“ zu finden, die sich in der Nachbarschaft des Stadions “Jornalista Mário Filho“ befindet, besser bekannt unter seinem weltbekannten volkstümlichen Namen “Maracanã“. Gestern (09.01.) errichtete die Favela-Kommune eine Barrikade aus Möbeln, Holzbalken und Müll. Zu beginn dieser Woche setzte die Präfektur, unter Protesten, die Demolierung der Häuser an diesem Ort fort. Die Polizeitruppe wurde verstärkt.
Am vergangenen Dienstag (07.01.) fing ein Bautrupp unter Polizeiaufsicht an, die Häuser zu zerstören, ohne dass ihre Bewohner vorher von der bevorstehenden Massnahme in Kenntnis gesetzt worden waren. Einige der Häuser wurden sogar abgerissen, während sich ihre Bewohner an ihrem Arbeitsplatz in der City von Rio de Janeiro befanden – ungeachtet der Möbel, Lebensmittel und Dokumente im Innern der Häuser. Unter anderen passierte das auch mit dem Häuschen von Garcez, 33 Jahre alt, der alles verlor. “Glücklicherweise haben sie mich dadurch nicht zu einem Leben auf der Strasse gezwungen, denn ich habe zahlreiche Freunde“, sagte er.
Wie die Bewohner sichtlich empört berichten, nimmt die Abreisstruppe auch keinerlei Rücksicht auf alte, hilflose Menschen oder Kinder in den Häusern. Eine Mutter musste hastig flüchten, mit ihrem drei Monate alten Baby auf dem Arm, bevor die Wände zusammenbrachen. “Wir mussten ganz schnell einen Schlafplatz für sie organisieren, damit sie bei uns unterkommen kann. Sie hat nur das Baby und ihre Kleider am Leib retten können“, erzählt die Nachbarin.
Repräsentantin des Instituts zur Verteidigung der Menschenrechte, die Rechtsanwältin Eloísa Samy, die jene Situation vor Ort seit Tagen verfolgt, hat die Präfektur gebeten, mit dem Abriss aufzuhören, Unterkünfte für die Betroffenen bereitzustellen und jene zu entschädigen, die Eigentum verloren haben. “Diese Menschen befinden sich praktisch im Bettelzustand. Das Wenige, was sie hatten wurde von der Abrisstruppe zerstört“.
Der Präsident der Kommission der Menschenrechte und Anwaltskammer Brasiliens (OAB) in Rio de Janeiro der ebenfalls das Drama der Favela-Kommune vor Ort besichtigte, verlangt eilige Massnahmen zum Schutz von Kindern und Jugendlichen vor einer möglichen Gewaltreaktion während der Abrissarbeiten. Er berichtet, dass er in den letzten Tagen berichte über polizeiliche Misshandlungen gegen Jugendliche der Kommune gesammelt hat.
“Wir haben den “Conselho Estadual de Defesa da Criança e do Adolescente” (Staatsrat zur Verteidigung des Kindes und des Jugendlichen) alarmiert, sowie die “Defensoria Pública“ (Volksverteidigung) und andere Organisationen, um Konflikte zu vermeiden“, sagte er. Er verabredete eine Versammlung mit dem Koordinator der “Human Rights“ der Präfektur von Rio, Ernesto Braga, aber dann stornierte dieser das Treffen – ohne neue Vereinbarung. “Es ist eine bedrückende Situation, und wir sind sehr besorgt“, bemerkte der Anwalt.
Nach Beurteilung der Verteidiger der Menschenrechte ist die Situation vor Ort in der Tat besorgniserregend. Die Häuser waren besetzt worden, nachdem die Präfektur die originalen Bewohner im Umkreis neu angesiedelt hatte. “Diese bedürftigen Familien haben leerstehende Immobilien besetzt, aus dringender Notwendigkeit, obwohl sie irgendwann abgerissen werden sollten“.
Die Präfektur informiert, dass die Abrissarbeiten im Jahr 2010 angefangen haben – mit der Entschädigung jener Familien, die zuerst an diesem Ort gewohnt haben. Diese wurden in Wohneinheiten innerhalb der Nord- und Westzone von Rio untergebracht, zu einer billigen Sozial-Miete. Wie der Unterpräfekt der Nordzone erklärt, haben die jetzigen Bewohner sich in diese Häuser einquartiert, obwohl sie bereits als “enteignet“ erklärt waren.
Nach Bericht der Militärpolizei ereignete sich gestern (09.01) ein beginnender Tumult, aber die Aktion konnte kontrolliert werden. Die Polizisten verbleiben auch während der Nacht vor Ort und begleiten die Arbeit der Unterpräfektur der Nordzone zusammen mit dem Munizipal-Sekretariat. Das Kommando der Militärpolizei empfahl den Opfern polizeilicher Gewalt, die Vorkommnisse bei der nächsten Polizeiwache zur Anzeige zu bringen.