Brasiliens Ausnahmetalent in der Rhythmischen Sportgymnastik, Angélica Kvieczynski, ist zuversichtlich, Brasilien bei den Olympischen Spielen 2016 in Rio de Janeiro zu vertreten. Auch wenn die brasilianische Olympiamannschaft als Gastgeber einen Startplatz sicher hat – die heute 22-jährige will sich trotzdem unbedingt über die internationalen Wettkämpfe qualifizieren. „Ich glaube, ich werde dann an meinem Höhepunkt angelangt sein. Je älter eine Gymnastin ist, desto erfahrener ist sie“ erklärte Kvieczynski nun in einem Exklusiv-Interview mit dem BrasilienPortal. „Ich denke, bis dahin werde ich in einer sehr guten Phase sein. Mit Gottes Hilfe schaffe ich es dorthin und werde einen guten Wettkampf abliefern“ fügte sie zuversichtlich hinzu. Bei der Olympiade 2016 fehlen der Sportlerin nur wenige Tage bis zum 25. Geburtstag.
Kvieczynski war erst wenige Tage zuvor von den Südamerikaspielen 2014 aus Santiago in Chile zurückgekehrt und hatte neben zahlreichen Medaillen auch jede Menge Selbstvertrauen im Gepäck. Auch wenn sie ihre Erfolge von Medellín 2010 mit sechs Goldmedaillen nicht wiederholen konnte, mit dreimal Gold und einmal Silber war sie erneut die erfolgreichste Gymnastin ihres Landes. Pech hatte sie unter anderem mit den Keulen, wo sie den Finaleinzug verpasste. Der Patzer konnte jedoch den Gesamtsieg in allen vier Geräten (Ball, Keulen, Band und Reifen) nicht verhindern. Weiteres Gold gewann sie in den Einzeldisziplinen Reifen und Band, mit dem Ball holte sie Silber.
Mit den Keulen steht sie nach eigenen Angaben allerdings nicht auf Kriegsfuss. „Ich mag sie sehr. Sie waren sogar das beste Gerät, mit dem ich heute trainiert habe“ so Kvieczynski im BrasilienPortal-Interview. „Bei jedem Wettkampf können mit dem ein oder anderem Gerät Fehler passieren und dieses Mal war es mit den Keulen. Ich habe nichts gegen dieses Gerät und bin mit dem Wettkampf sehr zufrieden, immerhin bin ich erst vor zwei Monaten am Fuß operiert worden“ sprach sie auch ihr erneutes Verletzungspech an.
In der Vergangenheit musste sie sich bereits einigen Operationen unterziehen, manchmal dachte sie dabei auch schon über ein Karriereende nach. „2010 wurde ich am Knie operiert und hatte eine Thrombose. Kurze Zeit später kamen Komplikation dazu. Da mein Blut sehr dünn ist, hatte ich starke innere Blutungen. Das war eine sehr schwierige Zeit und ich wusste nicht, ob ich eine Rückkehr schaffen würde. Da habe ich gedacht, ich höre auf. 2012 hatte ich eine Operation an der Schulter. Die war fast noch schlimmer als die Thrombose. Die hat mich schwer mitgenommen. Ich habe zugenommen und sehr viel Kraft gebraucht um mich wieder aufzurappeln“ gesteht das Idol einer ganzen Generation von Nachwuchsgymnastinnen überraschend offen ein. Umso erstaunlicher, dass sie die Olympiade 2016 nun fest im Blick hat.
Die Rhythmische Sportgymnastik in Brasilien sieht Kvieczynski generell im Aufwind. Auch wenn die Sportart dort noch in den Kinderschuhen stecke. „Wir müssen da noch viel lernen. Aber das, was wir in den vergangenen sieben, acht Jahren geschafft haben, ist schon beachtenswert. Wir sind vom 80. Platz inzwischen in die 20 oder 30 Besten der Welt gerutscht. Es gibt also Verbesserungen. Natürlich müssen wir aber noch etliche Praxis in Russland, Weissrussland, der Ukraine und in Bulgarien sammeln“ so die Athletin, die erst im Alter von 10 Jahren zu der Sportart gefunden hat. Sie sei ein „lebendes Beispiel“ dafür, dass man nicht unbedingt mit vier und fünf Jahren beginnen müsse. Besser wäre es allerdings. Und für die kleinen und blutjungen Anfängerinnen verrät sie am Ende des Interviews auch noch ihr Erfolgsgeheimnis: „Ich habe mich immer sehr angestrengt. Denn Gymnastik verlangt viel Hingabe, Disziplin, viele Wiederholungen und sehr viel Geduld!“