Immer mehr Tierarten sind in Brasilien vom Aussterben bedroht. Zwischen 2003 und 2014 hat sich ihre Zahl um 75 Prozent erhöht. Allerdings weist Umweltministerin Isabela Teixeira darauf hin, dass bei der jüngsten Bestandsaufnahme soviel Tierarten wie noch nie in die Analysen eingeflossen sind. Über 1.300 Forscher, Biologen und Umweltschützer haben dabei eine wahre Mammutarbeit geleistet. Genauer unter die Lupe genommen haben sie die Bestände von 12.256 verschiedenen Tierarten und somit das wohl größte, aktuelle Tierarten-Inventar der Welt geschaffen.
Getrübt wurde die stolze Leistung der Forscher allerdings mit der Neuafnahme von 395 Tierarten in die aktualisierte Rote Liste der bedrohten Tierarten Brasiliens. Die Zahl der in drei Kategorien als gefährdet bis extrem gefährdet eingestuften Tierarten ist damit auf 1.173 gestiegen. Umweltministerin Isabela Teixeira führt dies allerdings vor allem darauf zurück, dass bei der jüngsten Analyse 800 Prozent mehr Arten untersucht worden sind, als das im Jahr 2003 der Fall war. Immerhin konnten jedoch auch 170 Tierarten aus der Roten Liste gestrichen werden, weil sich deren Populationen erholt haben. So gelten die blaue Arara und die Bartwale mittlerweile nicht mehr als vom Aussterben bedroht. Dazu beigetragen haben spezielle Schutzprogramme, die mit der Roten Liste Brasiliens verknüpft sind. Auf diese Weise konnten die Bestände einiger Tierarten über die Jahre hinweg wieder gestärkt werden.
Die am stärksten bedrohte Tiergruppe sind die Vögel. Sie sind in der Roten Liste mit 234 Arten verteten, während es 2003 hundert Arten weniger waren. Ein Zuwachs von 148 bedrohten Arten wurde bei den wirbellosen Festlandtieren verzeichnet, zu denen beispielsweise Libellen, Ameisen und Würmer gehören. Bei den Reptilien wurden 62 Neuzugänge registriert, bei den Säugetieren 55 und den Amphibien 30. Nicht alle Neuaufnahmen sind allerdings auf die genaueren Analysen zurückzuführen. Teilweise haben die Biologen ebenso eine starke Abnahme der Populationen festgestellt. Bei einigen der Tieren handelt es sich zudem um Arten, die erst unlängst wissenschaftlich beschrieben wurden, wie der Affe macaco-prego-galego, dessen Heimat der Atlantische Regenwald im Nordosten Brasiliens ist. Kaum wurde er wissenschaftlich eingestuft, galt er in seinem Bestand auch schon als bedroht.
Dafür dass immer mehr Arten vom Aussterben bedroht sind, werden mehrere Gründe verantwortlich gemacht. Als Risikofaktoren stufte Teixeira unter anderem die Zunahme von landwirtschaftlich intensiv genutzten Flächen ein, die Ausbreitung von Siedlungen und Städten, die Umweltverschmutzung, Kahlschläge und auch Brände. Eine wichtige Rolle spielen ebenso sogenannte invasive Arten, die aus anderen Regionen oder Kontinenten stammen und bewußt oder unbewußt eingeführt werden. Ein Beispiel dafür ist die afrikanische Hausschnecke, die immer mehr die brasilianische große Hausschnecke verdrängt und deren Lebensraum einnimmt.
Veröffentlicht wurde vom Umweltministerium ebenso die Rote Liste der bedrohten Pflanzenarten. Sie umfasst 2.113 Arten, was 4,8 Prozent der Flora Brasiliens entspricht. Das verschwinden einiger dieser Pflanzenarten kann sich nicht nur auf die Natur auswirken, sondern ebenso wirtschaftlich. Gelten von den vom Aussterben gefährdeten Arten doch 286 als sozial-wirtschaftlich bedeutend, da sie beispielsweise als medizinische Heilpflanzen, Nutzhölzer oder von Extrativisten genutzt werden.
Ebenso angepasst wurde die Rote Liste der Fische und wirbellosen Wassertieren. Aus dieser konnten 82 Arten gestrichen werden. Neu hinzu gekommen sind indes 325 Arten. Damit ist die Zahl der bedrohten Fisch- und wirbellosen Wassertierarten von 232 auf 475 gestiegen. Bei den Meeresarten trägt laut Umweltministerium vor allem eine Überfischung zur Verringerung der Bestände bei. Bei den Süßwasserfischen wird hingegen ein Verlust der Lebensräume als Grund angegeben.