Die Menschen im Amazonas-Bundesstaat Acre erleben derzeit die schlimmsten Überschwemmungen, die seit 132 Jahren verzeichnet wurden. Ganze Landstriche stehen unter Wasser. Von den 22 Munizipen wurde in acht der Notstand ausgerufen und in drei der Katastrophenzustand erklärt. Über 120.000 Menschen sind betroffen. Tausende mussten ihre Häuser verlassen, haben ihr Hab und Gut verloren.
Besonders stark getroffen hat es Rio Branco, die Hauptstadt des Bundesstaates. Dort ist der Pegel des Flusses Acre mit 18,40 Metern dreimal so hoch wie normal. Über 5.000 Hektar der Stadt stehen seit Tagen unter Wasser, 24.000 Häuser sind überschwemmt und drei der vier Verbindungsbrücken gesperrt. Über 9.000 Männer, Frauen und Kinder haben in den 25 eiligst eingerichteten Notunterkünften Zuflucht gesucht. Weitere 5.000 Menschen sind bei Verwandten und Freunden untergekommen. Um Menschen aus ihren überschwemmten Häusern zu bergen sind 60 Rettungskräfte-Teams im Einsatz. Unterstützung gibt es ebenso von 3.000 freiwilligen Helfern, den Feuerwehren, der Polizei und dem Militär.
Obwohl die Stadt auf ein Hochwasser vorbereitet war, droht die Situation dennoch aus dem Ruder zu laufen. Mit so gewaltigen Wassermassen hatte keiner gerechnet. In der Nacht vom Dienstag (3.) wurde eiligst vor der Trinkwasseraufbereitungsanlage eine Barriere errichtet, um die Versorgung der Menschen auch weiterhin gewährleisten zu können. Geschafft wurde damit ein Puffer von 18 Zentimetern. Am Mittwochabend waren davon allerdings nur noch neun Zentimeter übrig. Über 20.000 Häuser sind indes schon seit Tagen ohne Strom.
Am Oberlauf des Flusses scheint hingegen mittlerweile das Schlimmste überstanden zu sein. In Brasileia ist der Wasserpegel wieder abgesunken. Dort sowie in Xapuri stehen nun die Aufräumarbeiten bevor. Erst jetzt wird das ganze Ausmaß der Zerstörungen ersichtlich. Um die Straßen von Schlamm, Treibholz und Unrat zu befreien wurden bereits spezielle Fahrzeuge und ein Tanklastzug zur Verfügung gestellt. Bis die Menschen weiter flussabwärts in Rio Branco wieder aufatmen können, wird es allerdings noch ein wenig dauern. Immerhin ist am Mittwoch (4.) an einem der Zuflüsse die Steigeung des Wasserpegels zum Stillstand gekommen.