Wieder einmal für Schlagzeilen sorgt der umstrittene Bau des drittgrößten Wasserkraftwerkes der Welt, das derzeit im Amazonas-Regenwald entsteht. Laut Staatsministerium und Hilfsorganisationen hat die Baumaßnahme des Belo Monte zu einer verstärkten illegalen Abholzung geführt. Ausgebeutet werden vor allem die benachbarten Indio-Gebiete. Dort sollen skrupellose Holzhändler allein im vergangenen Jahr im Indio-Gebiet Cachoeira Seca 13.390 Hektar gefällt haben.
Schon vor Baubeginn hatten Hilfsorganisationen, Wissenschaflter und auch staatliche Stellen darauf hingewiesen, dass es durch den Bau den Kraftwerksbau am Fluss Xingu zu erhöhten Kahlschlägen kommen könnte. Angesichts dessen, was sich jetzt abspielt, sprechen Mitarbeiter vom Institut Socioambiental (ISA) jedoch von einer „unkontrollierten Situation“ und berichten von mit illegal geschlagenen Holzstämmen beladenen Lastwagen, die Tag und Nacht über die Straßen rollen.
Besonders schwer trifft es die Indios vom Volk der Arara im Gebiet Cachoeira Seca. Die Ausweisung des Indio-Territoriums Cachoeira Seca war eigentlich eine der Bedingungen für die Genehmigung des Kraftwerkbaus. Während die Indio-Behörde Funai das Gebiet längst anerkannt hat, fehlt indes die Bekräftigung durch das Justizministerium. Bis 2011 hätten zudem Landwirte, Fazendeiros und Flussanlieger des Gebietes umgesiedelt werden sollen, was nicht geschehen ist. Funai, ISA und Hilfsorganisationen sind sich indes einig, dass die ungelöste rechtliche Situation zu einem verschärften Konflikt zwischen Nicht-Indios und Indios beiträgt und ebenso zur Holzausbeutung. Registriert wurde auch eine Zunahme der Zahl von Nicht-Indios, die Anlage von über 700 Kilometern Straße und die Einrichtung von illegalen Sägewerken im Gebiet der Araras.
Voraussetzung für die Genehmigung des Kraftwerkes war ebenso die Einrichtung von 21 Wachposten in elf betroffenen Indio-Gebieten, die mit 112 Mitarbeiter bestückt werden sollten. Doch auch dies wurde nicht eingehalten, wie Staatsministerium und Hilfsorganisationen konstatieren.
Auch in der nahe gelegenen Stadt Altamira gibt es Proteste. Durch den Bau des Kraftwerkes Belo Monte wurde dort ein Bevölkerungszuwachs von 50 Prozent auf 150.000 Einwohner verzeichnet. Während eine Vereinigung von 30 sozialen Einrichtungen das Fehlen der vorgesehenen Ausgleichsmaßnahmen in Bereichen wie Gesundheitswesen, Schule, Sicherheit und Infrastruktur anprangert, heißt es offiziell, dass ein Drittel der vorgesehenen Investitionen bereits erbracht worden seien.
Theoretisch kann Belo Monte ohne die Einhaltung der Auflagen nicht in Betrieb gehen. Praktisch wurde die Betriebserlaubnis bereits beantragt. Unlängst bekannt wurde zudem im Zusammenhang mit dem Korruptionsskandal der Petrobras, dass auch beim Bau des Wasserkraftwerkes Schmiergelder in zweistelliger Millionenhöhe geflossen sein sollen.