Mit Überraschung ist in Brasilien die Nachricht der britischen HSBC aufgenommen worden, sich aus dem südamerikanischen Land zurückziehen zu wollen. In etlichen Städten haben Mitarbeiter der über 850 HSBC-Bankfilialen in Brasilien kurzerhand mit einem Streik reagiert, um damit gegen eine mögliche Entlassung zu demonstrieren. Insgesamt sind in dem südamerikanischen Land über 21.000 Menschen bei der HSBC beschäftigt.
Die Kunden wurden hingegen über die Medien beruhigt. Für sie ändere sich nichts, da der Verkauf der HSBC von der Zentralbank überwacht werde, wie es heißt. Änderungen werden jedoch in den Kassen der Stadt Curitiba erwartet, in der die brasilianische HSBC ihren Hauptsitz hat. Gerechnet wird mit erheblich weniger Steuereinnahmen als geplant. Bisher sind von der Bank Steuern an die Stadt in Höhe von umgerechnet etwa 24 Millionen Euro gezahlt worden.
Die Spekulationen darüber, wer die brasilianische Niederlassung der britischen Großbank aufkaufen könnte hatten allerdings bereits vor der Bekanntgabe des Ausstieges begonnen. Im Gespräch sind bereits drei verschiedene Finanzhäuser. Mit einem Bein wird die HSBC allerdings in Brasilien bleiben, um Großkunden und Firmen zu bedienen, wie verlautbart wurde.
Während die HSBC Europas größtes Bankhaus ist, steht sie in Brasilien lediglich an sechster Stelle. Im vergangenen Jahr hat sie in dem südamerikanischen Land zudem einen Verlust von umgerechnet etwa 165 Millionen Euro eingefahren.
Von der Untersuchungskommission (CPI) im brasilianischen Senat wurde die Nachricht des Rückzuges aus Brasilien mit Erstaunen aufgenommen. Die Vereinbarung der Bank mit den Schweizer Behörden, 40 Millionen Schweizer Franken als Wiedergutmachung zu bezahlen und auch, damit die Untersuchungen eingestellt werden, wird vom Vize-Präsidenten der CPI als Schuldeingeständnis verstanden.
Eingerichtet wurde die CPI im März nach Bekanntwerden des Swissleaks. Bis September soll die Kommission über 8.000 Konten von etwa 6.000 brasilianischen Bürgern bei der HSBC-Schweiz auf ihre Legalität hin untersuchen. Analysiert werden ebenso möglicher Devisenschmuggel, Steuerhinterziehung und die Verwicklung der Kontoinhaber in illegale Geschäfte. Allerdings ist die CPI bisher nicht wirklich ins Laufen gekommen. Während andere Länder bereits Rückzahlungen erreichen konnten, tritt die Untersuchungskommission des brasilianischen Senats seit Wochen wenig motiviert auf der Stelle.