In der Großraumregion von São Paulo ist es nicht der Autoverkehr, der die Bewohner nicht schlafen lässt, sondern der “Sabiá-laranjeira“. Der Amselgroße Vogel zwitschert dort mitten in der Nacht. Schuld an dem ungewöhnlichen Verhalten ist der Lärm der Stadt, wie nun ein Forscher herausgefunden hat.
Wie die Amseln singt auch der Sabiá-laranjeira besonders stark zum Sonnenaufgang und in der Abenddämmerung. In der Großraumregion von São Paulo hält sich der braune Vogel allerdings nicht an das, was seine Artgenossen andernorts machen. Bereits um drei Uhr morgens hält er zu seinem fröhlichen Gesang an. Was sich idyllisch anhört, hat für manche Stadtmenschen indes die gleiche Funktion wie ein Wecker.
Warum das Tier mitten in der Nacht so fröhlich zwitschert hat der Biologe Sandro Von Matter über Jahre hinweg genauer untersucht. Geholfen haben ihm dabei 3.500 Männer und Frauen. Sie haben dem Biologen über Internet mit Ortsangaben die Uhrzeiten gesendet, zu denen der Sabiá-laranjeira mit seinem Gesang morgens begonnen hat. Dabei kam heraus, dass der Vogel auf dem Land um sechs Uhr aufwacht und um 6:30 Uhr zu singen beginnt, so wie das auch die meisten der Vögel tun.
Nur der in der Stadt lebende Sabiá, der hält sich nicht an diese Zeiten und lässt sich auch nicht von der Dunkelheit beeindrucken. In den Großstädten beginnt er vielmehr schon wesentlich früher mit seinem Gesang. Schuld ist der Stadtlärm und der Autoverkehr, der bereits um fünf Uhr morgens für einen gewaltigen Lärmpegel sorgt. Um gehört zu werden hat der sabiá sein Liebesgeflüster einfach vorverlegt. Denn mit seinem Gesang will er schließlich Weibchen anlocken und sein Revier markieren.
Der Lärm der Autos und Menschen verhindert jedoch die Kommunikation des Vogels. Nur um drei Uhr morgens, wenn der Mensch noch schläft und alles ruhig ist, da bleibt ihm die Möglichkeit, sich lautstark seinen Artgenossen mitzuteilen.