Jedes Jahr sterben in Brasilien über 23.000 Jugendliche schwarzer oder dunkler Hautfarbe einen gewaltsamen Tod. Ihre Zahl liegt dreimal so hoch, wie die weißer Todesopfer der gleichen Altersklasse. Vom Senat hat es dazu eine Untersuchungskommission (CPI) gegeben, die nun ihren Abschlußbericht vorgelegt hat.
Der verantwortliche für den Abschlußbericht der CPI, Senator Lindbergh Farias, spricht von einem “wahren Völkermord“ an der afrobrasilianischen Jugend. Sieben Monate lang haben die Senatoren der Untersuchungskommission Daten gesammelt und über 200 Experten angehört. 29 öffentliche Anhörungen in sieben verschiedenen Bundesstaaten haben stattgefunden.
Das Ergebnis ist erschütternd. Täglich kommen danach 63 Schwarze zwischen 15 und 29 Jahren ums leben, einer alle 23 Minuten. Das entspricht 150 Flugzeugabstürzen, in denen sich lediglich junge Menschen afrobrasilianischer Herkunft befunden haben, wie Farias es ausdrückt.
Der absolute Großteil der Opfer sind Männer (93 Prozent). Bei den Todesursachen unter den schwarzen Jugendlichen, der ärmeren Klassen und in Randgebieten der Städten oder Favelas lebend steht die Gewalt an erster Stelle. Über 80 Prozent von ihnen kommen durch Schußwaffen ums Leben.
Nach dem Bericht trifft es besonders die Jugendlichen mit mangelnder Schulausbildung. Senatorin und Präsidentin der CPI Lídice da Mata verweist auf die Kriminalisierung durch die Gesellschaft. Ohne Arbeit, ohne Schule würden viele vom Drogenhandel angezogen, der durch Abrechnungen, Bandenkämpfe und Konfrontationen mit der Polizei geprägt ist.
Lídice da Mata spricht von einer gesellschaftlichen Verantwortung und von dringend notwendigen Maßnahmen und Investitionen in die Ausbildung, Gesundheit, Kultur und Sport, um den Jugendlichen Alternativen zu bieten.
Die auf Vorurteilen und Rassismus beruhende Kultur der Gewalt zieht sich auch durch das Polizeisystem. Wer dunkler Hautfarbe ist, trägt ein höheres Risiko auch unschuldig verhaftet oder bei Einsätzen erschossen zu werden.
Laut dem Fórum Brasileiro de Segurança Pública sind zwischen 2009 und 2013 nach offiziellen Angaben 11.197 Menschen durch Polizisten ums Leben gekommen. Gefordert wird deshalb ein besseres Training der Sicherheitskräfte, eine Vereinheitlichung des Polizeisystems und auch ein Ende des Paragraphen, nach dem Polizisten bei Widerstand Waffengewalt einsetzen können. Bei der Anwendung des Widerstandsparagraphen kommt es zwar im Nachhinein zu Untersuchungen, allerdings werden über 99 Prozent der Fälle archiviert.