In der Guanabarabucht von Rio de Janeiro ist ein totes Delfinjunges gefunden worden. Erschreckt sind die Wissenschaftler weniger über den Tod des Tieres, als vielmehr über den Zustand des Kadavers. Der scheint ausgenommen worden zu sein. Jetzt werden strengere Kontrollen und Schutzmaßnahmen gefordert, um zu verhindern, dass das Fleisch der Boto-cinza als Angelköder oder für andere Zwecke verwendet wird.
Seit 24 Jahren werden die Grau-Botos in der Guanabarabucht monitoriert. Während ihr Bestand dort in den 70er Jahren noch bei 800 Tieren lag, leben heute nur noch 34 in der berühmten Bucht Rio de Janeiros. In der Region gilt er deshalb als vom Aussterben bedroht. Umso trauriger ist jeder Fund von toten Tieren.
Der erst ein Jahr und neun Monate alte “Acerola“, wie das Delfinjunge genannt wurde, ist am Strand der Insel Ilha do Governador gefunden worden. Erste Analysen haben ergeben, dass er gesund war. Über seine Todesursache können bisher nur Vermutungen angestellt werden.
Da vom Kadaver Fleisch, Leber und Fett entfernt wurden, befürchten die Forscher nun, dass es künftig eine Jagd auf die seltenen Tiere geben könnte, auch wenn dies verboten ist. Möglich wäre jedoch ebenso ein zufälliger Fang des Botos mit einer anschließenden Verwertung des Kadavers.
Dennoch wollen die Wissenschaftler der Universität Rio de Janeiros (Uerj) und des Instituts Bota Cinza weitere Maßnahmen zum Schutz und zur Kontrolle diskutieren. Ein erst Ende 2015 gestartetes Projekt diesbezüglich ist allerdings wegen der Wirtschaftskrise nach nur zwei Monaten wieder eingestellt worden.
Dass die Boto-cinza in der Guanabarabucht in ihrem Bestand gefährdet sind, ist unter anderem auf die ungeregelte Nutzung und Besiedlung der Bucht zurückzuführen, einem Übermaß an Booten und Schiffen sowie die Verschmutzung durch Abwässer und Müll.
Die Boto-cinza zählen als zu den am stärksten kontaminierten Meeresbewohnern der Welt. Ein tatsächlicher Schutz dieser Delfinart müsste deshalb umfangreicher angelegt sein, wie Forscher und Umweltschützer fordern.