Bis 2030 will Brasilien die illegalen Abholzungen eliminieren. Im Amazonas-Regenwald sind diese im vergangenen Jahr hingegen um beinahe 30 Prozent gestiegen, wie aus dem vom Raumforschungsinstitut Inpe vorgelegten Bericht hervorgeht. Die 2015/2016 zerstörte Regenwaldfläche entspricht etwa einem Fünftel der gesamten Schweizer Landesfläche.
Seit 2008 ist laut den Inpe-Aufzeichnungen nicht mehr soviel Amazonas-Regenwald vernichtet worden, wie im vergangenen Jahr. Zwischen August 2015 und Juli 2016 hat das einzigartige Biom eine Fläche von 7.989 Quadratkilometer eingebüßt. Mit seinen 536 Quadratkilometern würde der Bodensee dort 15 Mal passen.
Im Vergleich zum gleichen Zeitraum 2014/2015 bedeutet dies eine Erhöhung von 29 Prozent. Den beim Weltklimagipfel eingegangenen Verpflichtungen zum Stopp der illegalen Abholzung läuft dies zuwider. Die Kahlschläge sind in Brasilien für den Großteil der freigesetzten Treibhausgase verantwortlich.
Laut Greenpeace sind durch die Vernichtung der knapp 8.000 Quadratkilometer Wald 586 Millionen Tonnen Kohlenstoff in die Atmosphäre gelangt. Das entspricht den Emissionen aller Kraftfahrzeuge Brasiliens in acht Jahren.
Trauriger Spitzenreiter ist der Bundesstaat Pará, in dem das Mega-Wasserkraftwerk Belo Monte gebaut worden ist. Allein in Pará sind 3.025 Quadratkilometer Regenwald zerstört worden, was einem Anteil von 37 Prozent der gesamten Kahlschlagsflächen entspricht. Die größte Steigerung gegenüber dem Vorjahr wurde indes im Bundesstaat Amazonas registriert.
Seit das Programm zur Bekämpfung der Abholzung Amazoniens eingeführt worden ist, konnte eine enorme Reduzierung der illegalen Kahlschläge erreicht werden. Noch 2004 sind 27.772 Quadratkilometer den Kettensägen zum Opfer gefallen. Zwischen 2010 und 2014 wurde eine Stagnation verzeichnet. Seit 2014 ist die Zerstörung allerdings wieder am Steigen.
Umweltschützer sprechen von falschen Signalen, wie der Amnestie für in der Vergangenheit abgeholzten Flächen und der Zusage die illegalen Kahlschläge erst bis 2030 abschaffen zu wollen. Als ein Hauptfaktor wird die extensive Rinderhaltung gesehen, für die Wald in Weide “umgewandelt“ wird.
Angesichts der in den vergangenen Jahren um 50 Prozent gestiegenen Rindfleischpreise trägt neben dem Holzhandel auch dieses lukrative Geschäft zur Regenwaldzerstörung bei, wie Paulo Barreto von der Organisation Imazon konstatiert.
Durch den Klimawandel selbst und die extremen Trockenperioden in jüngster Zeit haben zudem die Brände zugenommen. Durch das Feuer werden bereits degradierte Wälder in vegetationslose Flächen verwandelt und von den Satellitenbildern erfasst.
Bei den durch die Landwirtschaftsreform vorgesehenen Gebiete für Kleinbauern ist ebenfalls eine Erhöhung der Kahlschläge verzeichnet worden. Verantwortlich gemacht werden dafür nicht die Kleinbauern, sondern skrupellose Spekulanten, die einen illegalen Handel mit den Flächen betreiben.