In der südbrasilianischen Stadt Curitiba treibt die Korruption ganz besondere Blüten. Dort wird Touristen ein Lava-Jato Korruptions Sightseeing angeboten. Auf dem Programm stehen dabei die Besichtigung von mit Schmiergeld erstandenen Kunstwerken, das Gefängnis mit den einsitzenden Verurteilten aus dem Lava-Jato Skandal und andere Kuriositäten.
Etwa vier Stunden dauert der Spaziergang durch den bisher größten Korruptionsskandal Brasiliens, der den Namen Lava Jato trägt. Wie Politiker und Unternehmer Millionen Reais vom halbstaatlichen Ölkonzern Petrobras abgezweigt haben, verrät den Teilnehmern dabei ein Reiseführer.
Der führt die Touristen ebenso zum Justizgebäude Curitibas, in dem Richter Sérgio Moro arbeitet. Er gilt als Synonym für den Lava Jato Prozess, den er gemeinsam mit einer Arbeitsgruppe aufgerollt hat. Vorbei geht es ebenso am Complexo Médico-Penal. Dort befinden sich einige der mutmaßlich Beteiligten in Untersuchungshaft, wie der ehemalige Präsident der Abgeordnetenkammer Eduardo Cunha.
Das I-Tüpfelchen ist die Besichtigung von Kunstwerken, die während der Lava-Jato-Ermittlungen sichergestellt wurden und nun im Museum Oskar Niemeyer zu sehen sind. Zu den 26 dort ausgestellten Werken zählen unter anderem Bilder von Miró und Vik Muniz. Insgesamt sind während der mittlerweile beinahe drei Ermittlungsjahre 600 Kunstwerke beschlagnahmt worden.
Entstanden ist das Korruptionssightseeing, weil Reiseführer einer Agentur immer wieder von Touristen zu Lava Jato gefragt wurden. Dass damit ein schlechtes Licht auf Brasilien fallen könnte, wird von den Anbietern abgestritten. Sie sehen ihre Tour vielmehr als Gelegenheit, über die Ermittlungen aufzuklären und zu zeigen, dass die Justiz Brasiliens unabhängig von der Regierung arbeitet.