Die Wirtschaft Brasiliens ist auch 2016 weiter geschrumpft. Die Rede ist bereits von der schwersten Rezession der Geschichte des Landes, weil das das Brutto-Innlandsprodukt das zweite Jahr in Folge negativ ausgefallen ist. Ähnliches hat es in Brasilien lediglich Anfang des 20. Jahrhunderts gegeben.
Nach den vom Statistikamt IBGE vorgelegten Zahlen hat das Brutto-Innlandsprodukt 2016 um 3,6 Prozent abgenommen und 2015 um 3,8 Prozent. Betroffen sind erstmals sämtliche Bereiche. Selbst der bisher starke Sektor Landwirtschaft hat ein negatives Ergebnis verzeichnet.
Während Jahr für Jahr Rekordernten vermeldet werden, hat die Land- und Viehwirtschaft 2016 um 6,6 Prozent geringere Einnahmen eingefahren. Zurückgeführt wird dies auf klimatische Ereignisse, die vor allem die Erntemengen von Mais, Zuckerrohr und Soja beeinflusst haben. Sie stellen indes 60 Prozent des durch die Landwirtschaft erzielten Wertes.
Im Industriebereich liegt der Rückgang bei 3,8 Prozent und im Dienstleistungssektor bei 2,7 Prozent. Zurückgegangen ist ebenso der Investitionsindex, der um 10,2 Prozent gesunken ist. Er hat 2016 nur noch 16,4 Prozent des Brutto-Innlandsproduktes entsprochen und damit den geringsten bisher registrierten Level erreicht.
Negativ ausgewirkt hat sich ebenso das Konsumverhalten der Brasilianer. Die haben im Vergleich zu 2015 um 4,2 Prozent weniger ausgegeben. Als Gründe dafür werden vom IBGE hohe Zinsen, eingeschränkte Zugänge zu Krediten, die Zunahme der Arbeitslosigkeit und ein Rückgang beim Familieneinkommen angegeben. Auch der Staat selbst hat zu einem Rückgang der Produktion beigetragen, indem auch er weniger konsumiert und investiert hat.
Zwei Folgejahre mit Rezession hat es in Brasilien bisher lediglich in den 30er Jahren gegeben. Die jetztige Krise verzeichnet in zwei Jahren allerdings ein größeres Negativergebnis als 1930 und 1931. Dass die Talfahrt nicht noch stärker ausgefallen ist, wird von den Statistikexperten mit dem Exportsektor erklärt. Der hat angesichts des hohen Dollarkurses ein Plus von 1,9 Prozent registriert.
Politiker und Wirtschaftsexperten verbreiten dennoch ein rosigeres Bild. Immerhin sei der Rückgang im letzten Vierteljahr geringer ausgefallen. Sie sehen darin ein positives Zeichen, dass sich die Wirtschaft langsam erholt und gehen für 2017 von einem, wenn auch mit 0,5 Prozent nur geringem, Wachstum des Brutto-Innlandsproduktes aus.