Schutzgebiete bieten nicht unbedingt Schutz vor Zerstörung. Zu dem Ergebnis kommt eine Studie des Umweltinstitutes Imazon. Nach dieser sind zwischen 2012 und 2015 zwölf Prozent aller Kahlschläge des Amazonas-Regenwaldes ausgerechnet auf Schutzeinheiten entfallen. Geführt hat dies zu einem enormen Verlust an Tieren.
Laut Berechnungen der Forscher sind über vier Millionen Vögel und etwa 140.000 Affen durch die Abholzungen in Nationalparks und anderen Schutzgebieten ums Leben gekommen oder mussten auf andere Regionen ausweichen. Die veröffentlichten Zahlen mögen sich hoch anhören. Die Wissenschaftler gehen jedoch davon aus, dass sie lediglich für die Spitze des Eisberges stehen.
Dass die Zahlen niedrig angesetzt sind, betont auch Elis Araújo, Koautorin der Studie. Sie basieren auf einer von Wissenschaftlern des Museums Emílio Goeldi entwickelten Forschung und auf Schätzungen für die Kahlschläge in der gesamten Amazonasregion, erklärt sie.
Als Hauptgründe für die Abholzungen werden Landbesetzung und die illegale Holzausbeutung angegeben. Dass davon auch per Gesetz ausdrücklich geschützte Gebiete betroffen sind, liegt unter anderem an der geringen personellen und finanziellen Ausstattung dieser. Oft sind nur wenige Kontrolleure für ein Gebiet so groß wie ein Bundesstaat zuständig.
Betroffen sind vor allem Regionen entlang des Agrogürtels, wie in den Bundesstaaten Pará und Rondônia. Am wenigsten geschützt scheinen Bundeseinheiten wie Nationalparks zu sein. Sie stellen bei dem traurigen Ranking die höchste Zahl. Bei der Größe der Kahlschlagsflächen sind hingegen die Schutzeinheiten der Bundesstaaten führend.
Vom Umweltinstitut Chico Mendes (ICMBio) heißt es, dass im vergangenen Jahr wegen Umweltvergehen Bußgelder in Höhe von über drei Millionen Reais (umgerechnet derzeit etwa 0,9 Millionen Euro) verhängt wurden.
Angesichts der 2015/2016 unwiderbringlich zerstörten 8.000 Quadratkilometer Amazonas-Regenwald ist dies allerdings relativ wenig. Darüber hinaus scheinen Bußgelder alleine die Kahlschläge nicht zu bremsen.